Stormarn. Ist die kritische Infrastruktur in Gefahr, wenn immer mehr Menschen in Quarantäne müssen? Das sagen Versorger vor Ort.
Die Zahlen sind alarmierend: Bundesweit und auch in Stormarn steigen die Zahlen der Corona-Infektionen – und damit auch der Anteil derer, die sich in Quarantäne begeben müssen. Wenn das so weiter geht, fürchten Experten um kritische Infrastrukturen. Um die im Falle einer Omikron-Welle nicht zu gefährden, diskutieren Bund und Länder am Freitag über eine Verkürzung der Quarantänezeit. Was sagen Versorger vor Ort? Welche Maßnahmen werden ergriffen, um Ausfälle zu vermeiden?
Das Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift befürchtet, dass es bei einer hohen Zahl an Omikron-Fällen zu Ausfällen in der kritischen Infrastruktur und damit auch im Krankenhaus kommt – sowohl durch positiv Getestete in Isolation als auch durch Kontaktpersonen in Quarantäne, die bei Omikron auch für Geimpfte gelten kann. Sprecherin Andrea Schulz-Colberg: „Wir begrüßen, dass die Politik den Handlungsbedarf erkannt hat.“
32 Mitarbeiter im Reinbeker Krankenhaus in Quarantäne
32 Mitarbeiter des Krankenhauses befinden sich aktuell in Quarantäne oder Isolation – trotz strenger Hygieneregeln wie Besuchsverbot oder FFP2-Maskenpflicht. „Wie es aktuell auch die Experten und Gesundheitsminister diskutieren, halten wir eine Reduktion von 14 Tagen auf rund eine Woche nach einem negativen PCR-Test sowohl bei einer Quarantäne wie zum Beenden einer Isolation von positiv getesteten Geimpften für möglich, wenn diese asymptomatisch sind“, so Schulz-Colberg weiter.
Bei den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein ist der Krankenstand derzeit „nicht höher als vor Corona zu dieser Jahreszeit“, sagt Sprecher Stefan Genz. Von den etwa 2240 Mitarbeitenden arbeiten rund 1800 im Fahrdienst. „Alle Fahrzeuge sind mit Trennscheiben ausgestattet“, so Genz. Zudem würden an den Haltstellen alle Türen geöffnet, um zu lüften. Auf den Betriebshöfen stehen Busse für Corona-Tests bereit. Sollte es zu einem erhöhten Krankenstand kommen, könnten Mitarbeiter der Verwaltung im Fahrdienst einspringen. Im Extremfall würde das Angebot reduziert.
Arbeit aus dem Home Office
Im E-Werk Sachsenwald, das etwa 90.000 Menschen in Reinbek, Wentorf, Glinde, Barsbüttel, Oststeinbek, Aumühle und Wohltorf mit Strom und Erdgas versorgt, gibt es aktuell keine Corona- oder Quarantänefälle. In Reinbek sind etwa 90 Mitarbeiter beschäftigt. Laut Justiziar Moritz Manthey sind mehr als 90 Prozent vollständig geimpft. Alle werden zweimal pro Woche getestet. Für den technischen Bereich wurden Gruppen mit gestaffelten Arbeitszeiten gebildet. Gearbeitet werde räumlich getrennt oder im Homeoffice.
Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) kann momentan noch uneingeschränkt alle Dienstleistungen anbieten. „Die Prognosen der Experten zeigen aber, dass sich dieser Zustand verändern kann. Dafür haben wir Notfallpläne vorbereitet“, so Sprecher Olaf Stötefalke. In der Verwaltung wird weitgehend im Home Office gearbeitet. Momentan befindet sich im Betrieb eine Person in Quarantäne.
Feuerwehr und Polizei weiter einsatzbereit
Die Freiwillige Feuerwehr Ahrensburg hat derzeit „keine außergewöhnliche Anzahl erkrankter Feuerwehrangehöriger“, so Sprecher Tim Moormann. Um Ausfälle zu vermeiden, gelten Hygieneregeln – ebenso wie bei den Mitarbeitern der Polizeidirektion Ratzeburg: Eine sogenannte Kohortenbildung sowie eine Vermeidung von dienststellenübergreifenden Kontakten soll das Ansteckungsrisiko gering halten. „Wo es möglich ist, wird im Home Office gearbeitet“, so Sprecherin Jacqueline Fischer.