Kiel. Vom Schlosspark Reinbek bis zum Nolde-Garten in Seebüll – das Abendblatt stellt eine Tour mit fünf sehenswerten Zielen im Norden vor.
Was Südafrika hat, gibt es in Schleswig-Holstein längst – die Garden Route. Sie führt zwar nicht wie in Südafrika von Kapstadt nach Port Elizabeth, sondern von Reinbek bis an die Westküste. So jedenfalls könnte eine grüne Gartentour aussehen, wie sie das Abendblatt mit fünf Stationen zusammengestellt hat.
Schlosspark Reinbek
Ein kleiner Wasserfall unter der Brücke am Mühlenteich versetzt den Betrachter mit viel Fantasie an die Niagarafälle. Willkommen im Reich von Herzog Adolf I. (1526–1586). Er galt als einer der bedeutendsten Herrscher an der Waterkant. Seine Renaissancebauten aus dem 16. Jahrhundert prägen bis heute das städtische Antlitz von Husum und Reinbek. Der machtbewusste Adelige war auch ein Freund feiner Gartenkultur. Rund um seine Nebenresidenz – das Schloss Reinbek – ließ er Lust- und Nutzgärten im Stil der Renaissance anlegen – mit Bogengängen, bei denen die antike Architektur Pate stand.
Bald gesellten sich Lavendel, Salbei, Thymian, Tulpen und Lilien dazu. Heute umgibt das Schloss eine Parkanlage, die auf einer Seite wie ein englischer Landschaftspark gestaltet ist und auf der anderen Seite die Anmutung der ursprünglichen Gartenanlage kopiert, heißt es beim Tourismusmanagement Stormarn. Der älteste Baum ist eine Winterlinde aus dem Jahr 1840 – in jenem Jahr wurde der weltweit erste Kindergarten in Thüringen eröffnet. Die urigen Bäume mitsamt Lindenallee und Pergolengang laden auf schattigen Wiesen, am Ufer des Mühlenteichs oder auf der Schlossterrasse zum Verweilen und Flanieren ein. www.schloss-reinbek.de
Eutiner Küchengarten
Am Eutiner Schloss wachsen Kraut und Rüben: Seit der Landesgartenschau 2016 kann der Küchengarten der Residenz mit allen Sinnen erkundet werden. Während Hummeln über Salbei fliegen, können frische Ernteprodukte gegen eine Spende erworben werden. Der Küchengarten versorgte einst die adligen Herrscher mit frischem Obst, Gemüse und Kräutern.
Damals gab es sogar Ananashäuser und ein Weinhaus zur Zucht von Trauben. Sie kamen als Zierde auf den reich gedeckten Tafeln zur vollen Geltung. Heute kümmern sich Ehrenamtliche um das Gelände und damit um den Erhalt der Eutiner Küchengartenkultur. Geprägt wird die Anlage durch das barocke Orangeriegebäude. Hier können verliebte Paare ihre Hochzeit feiern. www.schloss-eutin.de
Arboretum Ellerhoop
Die Konkurrenz lauert überall. Da denkt man, all die vielen Rosen und Kübelpflanzen ziehen im Baumpark Ellerhoop die Blicke auf sich. Aber nein – viele Besucher staunen vor allem über die indischen Lotospflanzen, die in einem See um die Wette wuchern und die Gäste im Spätsommer mit ihren zartrosa Blüten verzaubern.
Wie Bente Petersdotter von der Tourismus Agentur Schleswig-Holstein sagt, ist das Arboretum aus dem Sichtungsgarten der ehemaligen Baumschule Timm & Co. entstanden. Heute bewirtschaftet der Förderkreis Arboretum Baumpark Ellerhoop-Thiensen e. V. den Garten. Im Januar blühen Kamelien, im Herbst leuchten die glühenden Farben der Rot-Ahorne und Sumpfzypressen. Der Heidegarten, die Hortensiensammlung, das große Strauch-Pfingstrosensortiment und die Farbgärten setzen besondere Akzente. Kinder begeistert ein Erlebnispfad mit Sauriern und Baumversteinerungen der Urzeit. www.arboretum-ellerhoop.de
Lindenallee Seestermühe
Linde lebt lang. 300 Jahre kommt, 300 Jahre steht und 300 Jahre vergeht sie, lautet ein altes Sprichwort. Vielerorts im Norden säumen Bäume die Landstraßen und bilden ein grünes Blätterdach. Eine besonders schöne, 700 Meter lange Lindenallee aus dem frühen 18. Jahrhundert gehört zum Gut Seestermühe im Kreis Pinneberg. Die vierreihigen, pflegeintensiven Kopflinden stehen unter Denkmal- und Naturschutz. Im Dezember 2020 wurden dringende Sanierungsarbeiten durchgeführt, sodass die Linden jetzt gerettet sind, heißt es beim Förderverein Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland. Für den 19. September ist daher ein Bürgerfest geplant – wenn es die Viren erlauben. www.seestermuehe.de
Nolde-Garten Seebüll
Morgens im Watten- und nachmittags im Blütenmeer. So könnte ein perfekter Tag während der Gartentour durch Schleswig-Holstein aussehen. In Seebüll ließ der Maler Emil Nolde (1867–1956) seinen inzwischen legendären Garten anlegen. Das öffentlich zugängliche Kleinod inmitten der nordfriesischen Marschlandschaft wächst im Hochsommer mit überbordender Fülle. Die Stauden, darunter Türkischer Mohn, Rittersporn und Schwertlilien, sind eine Augenweide. Auch die „Agathe von Klanxbüll“ hat ihren Standort mit anderen alten Obstsorten gefunden.
Als Emil Nolde sich 1927 in Seebüll niederließ, gab es rund um die leere Warft nur grünes Grasland. Er hat ein Gesamtkunstwerk geschaffen, in dem die Initialen der Vornamen E und A (für seine Frau Ada) die Wege durch den bunten Blumengarten weisen. www.nolde-stiftung.de
Und das noch
Auch im Juli haben zahlreiche private und öffentliche Gärten bei der Aktion „Offener Garten“ in Schleswig-Holstein geöffnet. Viele Gärten sind zusätzlich am 7. August zur Langen Nacht der Gärten für interessierte Besucher zugänglich.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.offenergarten.de