Hamburg. Bald entfällt die Hotspot-Regelung. Der Hamburger Senat hat in der Pandemie nicht alles richtig gemacht – aber er war konsequent.
Vier Wochen nach den meisten anderen Bundesländern lässt nun auch Hamburg fast alle Corona-Maßnahmen auslaufen. Wie immer in zwei Jahren Pandemie werden die einen diesen Schritt bedauern, während die anderen ihn herbeigesehnt haben – wobei sich die Verhältnisse zuletzt deutlich Richtung der zweiten Gruppe verschoben haben.
Das dürfte den Senat wohl mit bewogen haben, die Verantwortung nun wieder in die Hände der Bürger zu legen: Welche Gefahren von dem Coronavirus ausgehen und wie man sich dagegen schützen kann, sollte inzwischen allen klar sein. Ein gewisser Basisschutz, wie die Maskenpflicht im ÖPNV und Tests an Schulen, bleibt ja erhalten.
Pandemie: Hotspot-Regelung in Hamburg bleibt fraglich
Ob es diese letzte Hotspot-Schleife gebraucht hat, ist vom Ende her betrachtet diskutabel: Die Infektionszahlen sind kaum gesunken und in Hamburgs Klinken liegen statt 421 nun 398 Corona-Patienten – von einer völlig neuen Lage, die auch eine andere Bewertung ermöglicht, kann daher schwerlich die Rede sein. Warum das Stimmungsbarometer im Senat innerhalb dieser vier Wochen dennoch von sorgenvoll auf zuversichtlich stieg, erschließt sich nicht ganz.
Vom Ausgangspunkt Ende März aus gedacht, war der Schritt hingegen berechtigt, wie nicht zuletzt ein Gericht festgestellt hat. Denn fraglos war und ist das Personal im Gesundheitssystem nach zwei Jahren Corona hoch belastet, und ohne die Verlängerung von Maskenpflicht und 2G-Plus in Clubs und Diskotheken wäre die Belastung zumindest nicht gesunken. Wenn die Anwendung der Hotspot-Regelung dazu beigetragen hat, Ärzten und Pflegern etwas Luft zu verschaffen, war es das wert.
Hotspot-Klage: „politisches Eigentor“
In jedem Fall gilt: Wegen der Verlängerung von zwei kleinen Maßnahmen um vier Wochen den Eindruck zu erwecken, Hamburg werde in eine Diktatur verwandelt, und dagegen vor Gericht zu ziehen, wie die AfD, war absurd. Auch für FDP-Landeschef Michael Kruse, der mehrfach mit Klage drohte, die dann aber nach parteiinternen Querelen nicht umsetzte, bleibt nur ein politisches Eigentor.
Für den Senat ist nach zwei Jahren Pandemiepolitik festzuhalten, dass zwar beileibe nicht alles richtig gemacht wurde. Den Fehler, Schulen und Kitas über Monate zu schließen und alte Menschen zeitweise in Heimen zu isolieren, hat Hamburg ebenso wie andere Länder gemacht; der Umgang mit dem Corona-Ausbruch im UKE war nicht souverän, und eine falsche Inzidenz für Ungeimpfte zu nennen war peinlich.
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Tschentschers vorsichtiger Pandemie-Kurs
Dennoch hat Bürgermeister Peter Tschentscher Hamburg mit viel Ruhe und Sachlichkeit durch diese Krise gesteuert. Der Mediziner hat von Anfang an auf die Wissenschaft gehört und einen vorsichtigen Kurs eingeschlagen: Oft hat Hamburg Maßnahmen wie die 2G-Regel eher und entschlossener ergriffen als andere Länder, nicht selten liefen sie hier etwas länger als anderswo. Ob das in jedem Fall nötig war, lässt sich schwer beurteilen, aber es war begründet, und die Bürger wussten, woran sie sind.
Davon war anderswo wenig zu sehen. So rief Möchtegern-Kanzler Armin Laschet aus NRW Anfang 2021 erst nach Öffnungen, um sich dann zwischen Brücken-Lockdown und Oster-Ruhe zu verzetteln. Markus Söder war immer der Lauteste, aber wenig erfolgreich: In Bayern starben 1800 Menschen pro eine Million Einwohner an oder mit Corona – mehr als bundesweit (1600) und sogar weit mehr als im Stadtstaat Hamburg (1300). Und Schleswig-Holsteins Daniel Günther vergiftete erst die Stimmung im Norden, als er Hamburger an den Grenzen abweisen ließ, bevor er zu einem vernünftigen Corona-Kurs fand.
Von solchen Fehlentscheidungen und hektischen Strategiewechseln blieb Hamburg verschont. Zum Glück.