Bergedorf. Bergedorf. Die junge Frau war bei einem Unfall ums Leben gekommen, den ein betrunkener 32-jähriger Raser verursacht haben soll.
Ein Meer aus Blumenkränzen, ein weißer Sarg, geschätzt 600 Trauergäste mit einem Foto der hübschen Frau am Revers: Viele Freunde, Arbeitskollegen und Verwandte kamen am Montag auf den Bergedorfer Friedhof, um sich von Gülhan Abaci zu verabschieden („Güle Güle“ heißt „Auf Wiedersehen“ auf Türkisch).
Die 30-Jährige war in ihrem Smart in der Nacht zu Mittwoch, 25. April, auf der Autobahn A 1 bei Hamberge (Schleswig-Holstein) von einem weißen BMW zerquetscht worden. Der 32-jährige Unfallfahrer hatte 2,2 Promille Atemalkohol, soll 200 Kilometer pro Stunde schnell gewesen sein – wo 120 erlaubt sind. Er wurde leicht verletzt und muss sich nun wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten.
Mischung aus Wut, Schmerz und Verzweiflung
„Gülhan war ein weltoffener, lebensfreudiger Mensch und fragte doch nach dem Sinn des Lebens. Am Ende des Tages ist dies immer die Familie. Danke, dass ihr alle hier seid, die Trauer mit uns zu teilen“, sagte eine Cousine, die kaum Worte finden konnte für ihre „Mischung aus Wut, Schmerz und Verzweiflung“.
Der Vater drückte ebenso seine Trauer aus wie Gülhans Onkel, der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Kazim Abaci: „Sie befand sich in der Blüte ihres Lebens, war hilfsbereit, ehrlich und liebte Blumen. Sie setze sich gern für Schwächere ein und teilte alles, was sie hatte. Sie war eine Optimistin.“ Und sie habe noch so unendlich viele Ziele gehabt, wollte reisen, sich als Kosmetikerin selbstständig machen und heiraten.
Mahnung zu mehr Rücksicht im Verkehr
Auch sprach der 52-Jährige die Todesumstände seiner Nichte an, mahnte zu mehr Vorsicht im Straßenverkehr: „Ihr Verlust sollte uns nachdenklich machen, damit wir aus Fehlern anderer lernen und unser Verhalten ändern und nicht noch mehr Menschenleben ein Ende setzen“, sagte Abaci, der bereits auf einer vorausgegangenen Trauerfeier in Altona gesprochen hatte.
„Wir werden dich nicht vergessen. Du wirst immer in unseren Herzen sein“, stand auf etlichen Blumenschleifen. Viele gleichaltrige Frauen waren unter den Trauergästen und stützten sich gegenseitig. Ein Gelehrter sprach auf Türkisch über die kurdische Alevitin, die mit ihren Eltern und dem jüngeren Bruder einige Jahre in Bergedorf gelebt hatte. Als drei Musiker auf der Saz (einer traditionellen Langhalslaute) spielten, flossen viele Tränen.
Laut klagend saß Gülhans Mutter vor dem Sarg, rief auch bei der folgenden Beerdigung immer wieder verzweifelt: „Nehmt sie mir bitte nicht weg!“