Wentorf. Durch Ausbau der Dachgeschosse will die Unternehmensgruppe Rebien für mehr Wohnraum sorgen. Aber sie hat noch weitere Pläne.
Auch in Wentorf wird bezahlbarer Wohnraum immer knapper. Das Problem ist Bürgermeister Dirk Petersen bewusst und verschärft sich in den kommenden Jahren: 75 Sozialwohnungen der Gemeinde werden in zwölf Jahren aus der Mietbindung fallen, zwei Jahre später 20 weitere. „Die Mietpreise, die aktuell bei Neuvermietungen aufgerufen werden, beobachten wir mit Sorge“, sagt der Bürgermeister.
Feuerwehr verliert Mitglieder mangels bezahlbarem Wohnraum
Wozu das führt, zeigt sich zum Beispiel bei der Wentorfer Feuerwehr, die mit 62 Mitgliedern so groß ist wie noch nie in ihrer Geschichte. Wobei eigentlich 67 Mitglieder das Minimum wären, wie Feuerwehrchef Nico Hintz sagt. Neue Mitglieder seien aber nicht leicht zu finden.
Dabei leiste die Wehr sogar sehr gute Nachwuchsarbeit, die Jugendfeuerwehr ist 28 Mitglieder stark. „Ein Großteil verlässt die Gemeinde zu Ausbildungs- und Studiumszwecken. Und selbst diejenigen, die hier in der Gegend bleiben könnten, ziehen oft trotzdem weg, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden. Die engagieren sich dann in ihrer neuen Ortswehr“, bedauert Wehrsprecherin Natascha Pätzold.
Auch für Flüchtlinge fehlt Wohnraum
Bürgermeister Petersen sorgt sich nicht nur um die Stärke seiner Ortswehr, sondern auch um anerkannte Flüchtlinge und ihre Familien, die derzeit große Probleme haben, eine günstige Wohnung zu finden. Weil die Suche oft Monate bis Jahre dauert, wohnen diese in den beiden gemeindeeigenen Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften viel länger, als sie oft müssten.
Neue Wohnungen könnten Abhilfe schaffen, die die Hamburger Unternehmensgruppe Rebien bereit ist, zu bauen. Die Unternehmensgruppe ist derzeit einer der Vermieter von bezahlbaren Wohnungen in der Gemeinde.
Neubauten mit 16 Wohnungen geplant
Die Durchschnittsmiete beträgt in den 72 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen an der Danziger und Stettiner Straße 6,50 Euro pro Quadratmeter. Zwischen den Rotklinkerblöcken aus den 1960er-Jahren an der Danziger Straße 1 bis 5 ist noch Luft, und dort würde Rebien in den nächsten drei Jahren gern zwei Häuserblocks mit insgesamt 16 Wohnungen bauen.
Mit der Luftigkeit wäre es dann zwar vorbei, aber „die Häuser wären ein Geschoss niedriger als die Bestandsbauten und wären besonders energiesparend“, sagt Rebien-Geschäftsführer Thomas Niemuth. Für etwas Entspannung auf dem Wohnungsmarkt würden sie in jedem Fall sorgen. „In unseren Wohnungen leben viele Familien“, sagt Niemuth.
Politik zögert bei der Entscheidung
Wentorfs Politiker sind sich noch nicht einig, ob sie dem Vorhaben zustimmen und den dafür nötigen Bebauungsplan auf den Weg bringen sollen. „Beim Thema Nachverdichtung gehen die Meinungen sehr auseinander“, sagt Torsten Dreyer von den Grünen und Vorsitzender des Planungs- und Umweltausschusses.
Sein Stellvertreter Lutz Helmrich (CDU) ergänzt: „Mehr Familien in der Gemeinde bedeuten meist, dass die Infrastruktur angepasst werden muss. Da hinken wir jetzt schon hinterher, brauchen neue Kitaplätze, müssen unsere Schulen erweitern oder neu bauen.“
Noch wird verhandelt
Sollte sich die Politik dennoch für das Projekt aussprechen, erhält die Gemeinde im Gegenzug das Belegungsrecht von bis zu zehn Wohnungen. „Die Höhe und der Mietpreis müssten in einem städtebaulichen Vertrag noch final ausgehandelt werden. Die Verhandlungen dauern an“, sagt Niemuth.
Konkreter ist der Plan, die drei Häuserzeilen an der Stettiner und Danziger Straße aufzustocken und die momentan ungenutzten Dachgeschosse auszubauen. „Hier sollen 20 Zwei-Zimmer-Wohnungen entstehen“, sagt Niemuth.
60 Jahre alte Rotklinkerbauten sollen energetisch aufgewertet werden
Im gleichen Zug will Rebien die 60 Jahre alten Rotklinker energetisch aufwerten. Fenster sollen ausgetauscht, Fassaden gedämmt und die zentrale Ölheizung gegen ein gasbetriebenes Blockheizkraft ausgetauscht werden. Das spart nicht nur eine Menge CO2 ein, sondern das Heizkraftwerk erzeugt nebenbei auch Strom, den die Mieter nutzen können. Rebien ist dafür bereits mit dem E-Werk Sachsenwald im Gespräch.
„Wir versprechen uns durch die Maßnahmen eine Energieeinsparung von bis 75 Prozent und unterstützen die Gemeinde in ihrem Vorhaben, ein energetisches Quartierskonzept zu entwickeln “, sagt der Geschäftsführer. Eigentlich sollte es bereits im Mai mit der Sanierung losgehen. Seitdem aber das Bundeswirtschaftsministerium die Förderung für energieeffiziente Gebäude Ende Januar von einem auf den anderen Tag gestrichen hat, liegt auch dieses Vorhaben auf Eis. Rebien wartet nun darauf, dass neue Förderprogramm aufgelegt werden, um zeitnah starten zu können.
2027 werden drei alte Häuser abgerissen
Frühestens im Jahr 2027 will Rebien sein drittes Vorhaben in Wentorf realisieren: An der Stettiner Straße 4 bis 8 sollen die drei Häuser aus 1967 mit jeweils vier Wohnungen abgerissen werden. „Wir wollen hier drei Ersatzbauten mit jeweils zwölf Wohnungen errichten. Kündigungen wird es nicht geben. Wir suchen mit unseren aktuell zehn Mietern einvernehmliche Lösungen“, beruhigt Thomas Niemuth.
Für alle Maßnahmen zusammen, hat die Baugesellschaft 20 Millionen Euro veranschlagt. „Ob es dabei bleibt, müssen wir angesichts der explodierenden Baupreise abwarten“, sagt Niemuth. „Und am Ende entscheiden, was tatsächlich umgesetzt werden kann.“ Fest aber steht schon jetzt, dass die hohen Investitionen sich am Ende auch auf die Miete niederschlagen werden, die Mieter zwangsläufig mit einer Erhöhung rechnen müssen.