Kiel/Hamburg . Hamburg, im letzten Jahr noch neben Schleswig-Holstein auf Platz 1 des Glücksrankings, rutscht deutlich ab. Woran das liegen könnte.

Die glücklichsten Menschen leben – weiterhin – im Norden Deutschlands. Wie schon in den vergangenen Jahren landet Schleswig-Holstein wieder auf Platz 1 im „Glücksatlas“ der deutschen Post, der am Mittwoch in Bonn vorgestellt wurde. Wobei: Die Lebenszufriedenheit im Land hat gegenüber der Analyse 2020 nachgelassen. Schleswig-Holstein muss sich den Spitzenrang jetzt mit dem Aufsteiger Sachsen-Anhalt teilen. Hamburg, traditionell auch weit vorn im Glücksranking der Post, landet nach einem leichten Minus auf Platz vier hinter Bayern.

Einer, der Glück erforscht, ist Prof. Uwe Jensen, der an der Kieler Universität Mathematik und Statistik lehrt. Dass die Schleswig-Holsteiner auf einem sehr guten Platz landen würden, stand für ihn schon vorab außer Frage. „ Es gibt Dinge, die ändern sich nicht entscheidend“, sagt Jensen und versucht das mit einer Formel zu belegen. Die lautet: „50, 20, 20, 10“. Für 50 Prozent der Lebenszufriedenheit seien die Gene verantwortlich, sagt Jensen. „Wir haben wie die Skandinavier – die stehen in Glücksranglisten auch immer weit oben - günstige Gene.“ Jensen vergleicht das mit einem 400-Meterlauf. „Stellen Sie sich vor, Sie  dürften 40 Meter vor dem restlichen Feld starten. So ist das auch mit den Schleswig-Holsteinern.“

Glücksatlas: Schleswig-Holstein auf Platz 1

Rund 20 Prozent der Ursachen hingen an langfristigen Punkten: Gesundheit, Zufriedenheit im Beruf, ausreichendes Einkommen. Weitere 20 Prozent seien stark beeinflussbare Faktoren: „Bin ich aktiv, engagiere ich mich in Vereinen, treibe ich Sport, habe ich gute Freunde?“  Die restlichen zehn Prozent hingen von der Tagesform ab: Wie ging es den Befragten, als das Meinungsforschungsinstitut anrief?, so Jensen.

 Was ganz entscheidend der Zufriedenheit und dem Glück der Menschen diene, sei ihre „emotionale Stabilität“. Und die sei in Schleswig-Holstein sehr gut. „Hier kommt die norddeutsche Gelassenheit zu tragen“, sagt der Glücksforscher. „Was sagt ein Norddeutscher angesichts einer völlig ausweglosen Situation?“, fragt Jensen. „Aha!“ Und das sei auch in Zahlen zur Lebenszufriedenheit messbar. Die Norddeutschen machten sich im Mittel weniger Sorgen, man beobachte als weiteren positiven Faktor größere sportliche Aktivität und größeres ehrenamtliches Engagement.

Könnten die Schleswig-Holsteiner noch glücklicher werden?

 Könnten die Schleswig-Holsteiner noch glücklicher werden? Ja, sagt Uwe Jensen. Die ersten 70 Prozent seien unveränderlich: „Aber wenn man aktiv ist, Sport treibt, sich engagiert, Spaß hat, im Alter noch dazulernt und Ziele hat, dreht man an den entscheidenden Stellschrauben.“ Ginge es nur nach dem Einkommen und Vermögen, Schleswig-Holstein würde bestenfalls im Mittelfeld eines Glücksatlasses landen. Spielt Geld für das Glücksempfinden also keine entscheidende Rolle? „Der Kalauer vom Geld, das nicht glücklich macht, stimmt tatsächlich. Man will vernünftig leben und den Kindern eine Perspektive bieten können.“ Aber darüber hinaus? „Mit dem Einkommen wachsen die Ansprüche und die Vergleiche mit anderen. Und das frisst den Zufriedenheitszuwachs auf.“

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Insgesamt sank das „Glücksniveau“ der Deutschen im zweiten Corona-Jahr moderat um 0,16 auf 6,58 Punkte und damit auf den bisher niedrigsten Stand. Der bisherige Tiefstwert war 2004 erreicht worden (6,65 Punkte), in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit. Im Vor-Corona-Jahr 2019 lag die Lebenszufriedenheit im Schnitt noch beim Spitzenwert 7,14.

 Die Schleswig-Holsteiner sind laut Untersuchung speziell mit ihrem Haushaltseinkommen und mit ihrem Familienleben zufrieden.  Die Hamburger sind besonders glücklich im Beruf, aber ziemlich unzufrieden in der Pandemie mit ihrem Familien- und Freizeitleben. Städter verloren in der Corona-Zeit weit stärker als Landbewohner an Lebensglück - weil ihre soziale Isolation stärker wuchs und die Freizeitmöglichkeiten zurückgingen. Negativ wirkte in der Hansestadt auch der hohe Anteil der unter 40-Jährigen an der Gesamtbevölkerung, denn junge Menschen litten in der Pandemie besonders stark