Bergedorf. Bergedorf. Örtliche Windradbetreiber fürchten keine Nachteile: „Es gibt andere, vom Hersteller unabhängige Service-Anbieter.“

Die Senvion GmbH und ihre Tochtergesellschaft Senvion Deutschland GmbH haben Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Zehn neue Windkraftanlagen des Hamburger Herstellers stehen in den Vier- und Marschlanden – sechs in Altengamme und vier in Neuengamme. Die Bergedorfer NET Gruppe hat alle Genehmigungsverfahren für die Windräder geführt, betreibt sieben der Anlagen selbst. Sorgen um Ersatzteile und Serviceleistungen macht sich Geschäftsführer Jens Heidorn nicht.

„Geschäftsfeld würde übernommen“

„Es gibt andere, Hersteller-unabhängige Service-Anbieter“, sagt Heidorn. Sollte die Senvion Deutschland GmbH tatsächlich insolvent gehen und keine „Nachsorge“ mehr anbieten, würden andere Unternehmen diese Arbeiten übernehmen, sagt der 56-Jährige. Das Auftragsbuch sei knapp 5 Milliarden Euro schwer, berichtet das Hamburger Abendblatt. Allein 2,8 Milliarden Euro davon würden Serviceverträge umfassen. „Das Geschäftsfeld würde übernommen von Unternehmen, die Vollwartung anbieten“, sagt Heidorn.

Mit Service zufrieden

Heidorn setzt darauf, dass Senvion nicht vom Markt verschwindet: „Das Unternehmen bietet ausgereifte Produkte an, auch mit seinem Service sind wir sehr zufrieden.“ Er gehe davon aus, dass der Hamburger Hersteller seine Liquiditätskrise überwinden und die Insolvenz abwenden könne, sagt Heidorn. Die für den Service zuständige Senvion Deutschland GmbH schreibe schwarze Zahlen, berichtet der NET-Gruppe-Geschäftsführer. Sie betreue Tausende Anlagen weltweit, viele seien fast baugleich mit denen in den Vier- und Marschlanden seien.

Insider berichten, dem Konzern würden aktuell rund 100 Millionen Euro fehlen. Ein Grund seien operative Probleme im vergangenen Jahr. Unter anderem habe anhaltend schlechtes Wetter in Südamerika den Aufbau von Windrädern verhindert.

Unternehmen 2001 gegründet

Senvion hat weltweit etwa 4000 Mitarbeiter, davon rund 500 Beschäftigte in der Hamburger City Nord. Das Werk in Husum wurde bereits vor gut einem Jahr geschlossen. Nach Unternehmensangaben hat sich Senvion mit der Fertigung aus Kostengründen weitgehend aus Deutschland zurückziehen wollen. Damals wurden 150 Jobs gestrichen.

Hamburgs ehemaliger Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) gründete das Unternehmen 2001 aus vier kleineren Firmen unter dem Namen Repower und brachte es im Jahr darauf an die Börse. 2014 war die Lizenz zur Namensnutzung ausgelaufen, wurde aus Repower dann Senvion.

Hersteller wie Senvion kaufen die Komponenten, die für Windkraftanlagen benötigt werden, von diversen Zulieferern. „Sie kümmern sich um die technische Auslegung, also etwa die Statik und die Steuerung, um die Umsetzung und Montage“, sagt Heidorn.

Während der Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt die Senvion-Geschäftsleitung im Amt. Sie wird von Sanierungsexperten unterstützt.