Bochum. Der VfL Bochum muss sich wohl mit der zweiten Liga anfreunden. Das Hinspiel in der Relegation gewann Zweitligist Fortuna Düsseldorf deutlich.
Es war kurz vor 22 Uhr, da kippte die Stimmung im Ruhrstadion. „Reißt euch den Arsch auf“ und Wir wollen euch kämpfen sehen“ hallte es an der Castroper Straße, wo vorher noch lautstarke Anfeuerungen zu hören waren. Der VfL Bochum kassierte gerade den dritten Gegentreffer bei der 0:3-Pleite im Hinspiel der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf, der gleichbedeutend mit dem vorzeitigen K.o. im Kampf um den Klassenerhalt sein könnte. Die Hypothek vor dem Rückspiel am Montag (20.30 Uhr/Sat1) jedenfalls ist riesig, Zweitligist Düsseldorf steht durch das 3:0 (1:0) schon beinahe in Liga eins. Das registrierte auch Bayern-Profi Leon Goretzka, der im VfL-Trikot das Spiel im Stadion verfolgte.
„Wir haben eine richtige Schelle bekommen“, sagte Bochums Innenverteidiger Keven Schlotterbeck nach Spielende. Düsseldorf habe sich nicht wie ein Zweitligist präsentiert – aufzugeben komtm für den 27-Jährigen aber nicht infrage: „So absteigen wollen wir nicht. Natürlich glaube ich daran, dass wir es noch schaffen können. Wir werden alles oder nichts spielen – ob man 6:0 gewinnt oder untergeht.“
Fortuna-Trainer Daniel Thioune war kaum anzumerken, was seine Mannschaft in den 90 vorangegangenen Minuten abgeliefert hatte. Gelassen analysierte der 49-Jährige die Chancen, am Montag aufzusteigen: „Die Fans fühlen vielleicht sogar bisschen mehr. Ich will auch nicht schwarzmalen, aber diese Bochumer haben vor wenigen Wochen 3:0 in Berlin geführt und zu Hause Bayern München geschlagen. Klar, meine Mannschaft hat alles gut umgesetzt. Und wenn sie das am Montag genauso gut schafft, ist die Chance da, die Liga zu verlassen. Sie hat auf jeden Fall das Potenzial, nächstes Jahr in der Bundesliga zu spielen. Und das hätte sie sich verdient.“
Bei den Bochumern herrschte schon unter der Woche Unruhe: Torwart Manuel Riemann wurde aus dem Kader gestrichen. Aber auch das brachte nichts. Die Initialzündung im Kampf um den Klassenerhalt nach einem desolaten Auftritt am 34. Spieltag bei Werder Bremen blieb aus. Auch das Verzichten auf Kapitän Anthony Losilla in der Startelf zahlte sich schlussendlich nicht aus, obwohl sein Ersatzmann Matus Bero ein gutes Spiel machte.
VfL Bochum: Hofmann trifft unglücklich ins eigene Tor
Zu Beginn aber standen die Fans noch wie eine Wand hinter ihrem Team. Das ohnehin schon immer stimmungsvolle Ruhrstadion kochte mächtig. Jeder gewonne Zweikampf, jeder geblockte Ball wurde lautstark bejubelte. Als die Hausherren rund um eine Ecke in der fünften Minute die Gäste in der eigenen Hälfte einschnürrte, nahm die Lautstärke sogar noch zu. Die Bochumer gingen stark ins Gegenpressing und brachten den Ball immer wieder vor das Tor - aber ohne dabei zwingend zu werden. Fortuna hatte sichtlich Respekt.
Aber der Zweitligist legte diesen früh ab. Nach elf Minuten versuchte es Fortunas Emmanuel Iyoha nach einer Ecke aus gut 20 Metern. Kurz darauf klingelte es dann. Nach einer Ecke jubelte Fortuna wie aus dem Nichts über die Führung. Der Grieche Christos Tzolis versuchte es frech und zirkelte den Ball direkt auf das Tor, traf dabei den Pfosten. Von dort sprang der Ball zunächst unglücklich an den rechten Oberschenkel von Philipp Hofmann und dann ins Tor (13.). Luthe hatte keine Chance, so schnell zu reagieren.
Quasi im direkten Gegenzug fehlte dem VfL Bochum dann das Glück, das die Fortuna beim Treffer hatte. Nach einer Ecke von der rechten Seite stieg Bernardo im Strafraum am höchsten, traf ebenfalls den Pfosten. Allerdings sprang der Ball von dort in die Arme von Florian Kastenmeier (15.). Es waren gut zwei Minuten im Ruhstadion, die die vergangenen Wochen des VfL Bochum gut zusammenfassten. Zum einen fehlt in manchen Situationen das Glück, zum anderen kommt eigenes Unvermögen oder fehlendes Timing hinzu. Wie nur Sekunden später, als Maximilian Wittek einen Steckpass von Matus Bero durch die Beine von Kastenmeier ins Tor bugsierte, aber im Abseits stand.
VfL Bochum gegen Fortuna Düsseldorf: rassige Zweikämpfe statt spielerische Klasse
Die Partie lebte mehr von rassigen Zweikämpfen als von spielerischer Klasse, was kaum verwunderlich war. Spielte doch auf der einen Seite eine Mannschaft, die schwierige Wochen hinter sich hatte. Und auf der anderen Seite Fortuna Düsseldorf, die mit der Führung im Rücken die Räume eng machen und sich aufs Kontern konzentrieren konnte. Aber Bochum hatte Tzolis zu diesem Zeitpunkt gut im Griff.
Chancen gab es dennoch, wenngleich sich auch dabei deutlich wurde, warum die Bochumer seit Monaten schon Probleme in der Offensive haben. Nach einem Freistoß von Kevin Stöger verpasste Keven Schlotterbeck völlig freistehend einen Kopfball aus bester Position. Aber Bochum blieb dran, Takuma Asano versuchte es mit einem spektakulären Seitfallzieher (37.).
Nach der Pause bot Bochum den Düsseldorfern mehr Räume - und diese nutzen sie. In der 50. Minute tankte sich der bis dahin blasse Felix Klaus durch, spielte einen Doppelpass mit Vincent Vermeij und zog ab. Aber Luthe bekam rechtzeitig den Arm nach oben und klärte zur Ecke. Auch bei der fischte er mit einem langen Arm den Ball aus der Gefahrenzone. Besser spielte es der Zweitligist in der 64. Minute aus. Nach einem geblockten Schuss schaltete Düsseldorf blitzschnell um und Tzolis spielte Klaus in den Fuß, der ins lange Ecke zum 2:0 einschob. Doch es kam noch dicker für den VfL. Erst holte sich Bernardo seine zehnte gelbe Karte ab und dann fiel aus dem folgenden Freistoß gar noch das 3:0 für Fortuna Düsseldorf, weil Luthe einen Freistoß von Tzolis nicht festhalten konnte und nur Yannik Engelhardt reagierte.
Die Stimmung in Bochum kippte und Bochum hatte am Ende sogar noch Glück, dass es beim 0:3 blieb. Klaus traf noch die Latte. Es riecht stark nach Zweitliga-Fußball an der Castroper Straße in der kommenden Spielzeit.