Paris . Zustimmung in der Bevölkerung soll bei 76 Prozent liegen. Auch Budapest tritt gegen Hamburg an. Zieht Boston zurück?
Hamburg bekommt im Rennen um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 einen weiteren starken Konkurrenten: Paris hat am gestrigen Welt-Olympiatag offiziell seine Bewerbung bekanntgegeben. „Die Stadt besitzt großen Ehrgeiz und hat die Unterstützung von Regierung, Bürgern und Sportlern“, sagte der Chef des Nationalen Olympischen Komitees, Bernard Lapasset.
Ganz im Sinne von Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), und dessen Agenda 2020 plant Frankreichs Hauptstadt kompakte Spiele. Die Gesamtkosten werden mit 6,2 Milliarden Euro veranschlagt, was in der französischen Politik als akzeptabel gilt. Für die Hamburger Olympiapläne liegt noch keine Kostenschätzung vor. Die Pariser Bewerbung ist ebenso wie die Hamburger auf Nachhaltigkeit ausgelegt. Viele Sportstätten existieren schon oder sind ohnehin renovierungsbedürftig.
Frankreichs Hauptstadt, die bereits in den Jahren 1900 und 1924 Olympia-Gastgeber war, hatte sich in den vergangenen 30 Jahren dreimal vergeblich um die erneute Ausrichtung der Spiele beworben. Zuletzt scheiterte sie an London bei der Vergabe von Olympia 2012. Viele Franzosen sind deshalb der Meinung: Jetzt sind wir endgültig wieder dran! In Umfragen sprachen sich 73 Prozent aller Bürger und sogar 76 Prozent der Pariser für die Ausrichtung der Spiele aus.
Das Motto der Bewerbung lautet „Je veux les jeux“ (Ich will die Spiele). Bei der Feierstunde am Dienstag standen zahlreiche heimische Olympiahelden wie Laura Flessel (Fechten), Marie-José Pérec (Leichtathletik) oder Teddy Riner (Judo) an der Seine Spalier. Ein förmliches Referendum wie in Hamburg ist aber nicht geplant.
„Wir haben die Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit gezogen und gehen die Dinge nun methodisch in der richtigen Reihenfolge an“, sagte NOK-Präsident Lapasset. Bereits im April hatte sich der Stadtrat grundsätzlich für Olympia ausgesprochen. Als ein Pluspunkt gilt die gute Infrastruktur, etwa das dichte Metronetz.
Auch Ungarns Hauptstadt Budapest kündigte am Dienstag eine Kandidatur an. Rom und Boston stehen als weitere Bewerber fest, allerdings gab es in den vergangenen Tagen in den USA Gerüchte, das Nationale Olympische Komitee (USOC) wolle Boston aufgrund des Widerstands in der Bevölkerung in der nächsten Woche durch Los Angeles ersetzen. Am 30. Juni tagt das USOC in San Francisco. Auch Doha (Katar) und Baku (Aserbaidschan) gelten als mögliche Kandidaten. Die Bewerbungsfrist endet am 15. September, die Entscheidung über den Austragungsort fällt das IOC im Sommer 2017.
Beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bleibt man gelassen. „Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und ein überzeugendes Konzept vorlegen. Dann hat Hamburg gute Chancen gegen die Mitbewerber“, sagte Bernhard Schwank, im DOSB für Olympiabewerbungen zuständig.