Harburg . Die Bremer Straße wird ausgebaut. Viele Läden sind deshalb nur schwer erreichen, es gibt starke Umsatzeinbußen
„Wat mutt, dat mutt!“ steht in großen Lettern auf den Schildern der Stadt Hamburg, die die Baumaßnahmen an der Bremer Straße auf dem Abschnitt zwischen Eißendorfer Mühlenweg und Metzendorfer Weg ankündigen. Seit März wird die Strecke umgebaut, und seit Mitte Mai ist die Bundesstraße stadteinwärts gesperrt.
Grund für die Arbeiten ist der Bau mehrerer Abbiegespuren, die den Verkehrsfluss verbessern und die Unfallgefahr verringern sollen. Unter anderem soll das Abbiegen von der Friedhofsstraße stadteinwärts auf die Bremer Straße durch eine neue Nebenfahrbahn sicherer werden. Die Friedhofstraße wird verbreitert, so dass auf beiden Seiten Schutzstreifen für Fahrradfahrer eingerichtet werden können. Die Arbeiten sollen Ende Oktober beendet sein. Bis dahin leiden die Geschäfte, die unmittelbar von der Baustelle und der zeitweisen Einbahnstraße betroffen sind.
Ein Mitarbeiter des Steinbildhauermeisterbetrieb Edwin Riedel bestätigt, dass das Geschäft durch die Baustelle beeinträchtigt ist. „Na klar stellen die Bauarbeiten für uns ein Problem dar.“ Trotzdem hätten sie noch Glück gehabt. Die Auffahrt und der Zugang zum Hof seien sichergestellt. „Aber die Kunden sind unsicher, wissen nicht wo und ob sie parken können.“ Getreu dem Motto „Wat mutt, dat mutt!“ finde aber auch er, es müsse nun mal gemacht werden, und deshalb sei die Baustelle grundsätzlich in Ordnung für ihn. „Soweit ich weiß, ist die Neustrukturierung des Verkehrsflusses hier auf der Strecke schon seit den 70er-Jahren im Gespräch, eine Kundin erzählte mir sogar von Plänen aus den 60er-Jahren“, sagt er.
Ein paar Meter weiter in Richtung Stadt betreibt Herbert Wilke seinen Kfz-Betrieb, der sich auf Zweiräder und Quads spezialisiert hat. „Das ist schon heftig für uns, aber dagegen machen kann man ja nichts“, erzählt Wilke. Erst seit ein paar Tagen ist die Eingangstür der Werkstatt wieder über einen Fußweg zu erreichen, zuvor musste man über Baustellenschutt gehen. Auch parken könne man nicht, und viele Kunden seien von vorne herein schon so verunsichert, dass sie gar nicht erst vorbeikommen würden. „Für uns ist besonders der Bauzeitraum von Nachteil. Wir machen normalerweise in der Frühjahrs- und Sommersaison unser Hauptgeschäft.“ Im Winter mache natürlich niemand seine Maschine wieder fit. Trotz der Unannehmlichkeiten wolle er auch sagen, dass er über die Planungen und den Fortschritt der Arbeiten immer gut informiert werde. Das schätzt er sehr: „Die Kommunikation mit der Bauleitung klappt für uns sehr gut.“
Genau wie der Kfz-Betrieb sind auch Gastronomen abhängig vom Saisongeschäft. Deshalb rechnet die Bruzzelhütte, die seit Jahrzenten am Rande der Bremer Straße Currywurst verkauft, mit starken Einbußen. „Schon jetzt merken wir deutlich, dass der Umsatz zurückgeht und weniger Kundschaft kommt“, erzählt Mitarbeiterin Nadine Timm. Wer sich fest vornehme, an der Bruzzelhütte zu halten, der mache das zwar noch, aber die Laufkundschaft sei komplett weggebrochen. „Wir sind froh, dass wir weiterhin auf unsere Stammkunden zählen können.“ Auch der Außenbereich sei natürlich unattraktiver geworden: „Es ist staubig und laut.“ Inhaber Stefan Labann, der die Bruzzelhütte mittlerweile seit fast zehn Jahren betreibt, ist froh, den Einbußen mit seiner mobilen Imbissstation „Bruzzelhütte on Tour“ ein wenig entgegenwirken zu können. „Trotzdem haben einen Umsatzverlust von 50 Prozent.“
In der Vergangenheit haben sie den Außenbereich gerade im Sommer intensiv genutzt, zum Beispiel für Public Viewings. „Jetzt sieht das hier natürlich ungemütlicher aus: die Baustelle direkt vor der Tür, und ein paar Bäume wurden auch gefällt.“ Sein Vermieter, die Sprinkenhof AG, vergebe schon seit den 60er-Jahren nur noch Ein- bis Dreijahresverträge für die Pächter der Bruzzelhütte. „Immer mit der Begründung, dass bald große Umbauarbeiten stattfinden könnten“, sagt Stefan Labann. „Aber wir ziehen das trotz aller Schwierigkeiten durch. Man merkt, dass die Jungs sich Mühe geben schnell voran zu kommen.“
Entlang der Baustelle bleiben immer wieder Passanten stehen, beobachten das rege Treiben der Bagger. Anwohner Manfred Harmuth erhofft sich durch die Umbaumaßnahmen weniger Staus. „Die hat es in der Vergangenheit dauernd gegeben.“