Im Wenzel-Treff in Hummelsbüttel gibt es Freizeitangebote und Beratung für Behinderte und Menschen mit psychischen Erkrankungen
Auf den ersten Blick wirkt es wie ein kleines Café. Ein heller Raum mit Holztischen und Stühlen und einer gemütlichen Sofaecke. An einem Tisch sitzen Gäste und spielen „Mensch ärgere Dich nicht“, es duftet nach Kaffee, auf jedem Tisch steht eine Blume. Doch hier wird noch mehr geboten als nur Kaffee. Der Wenzel-Treff ist eine neue Begegnungsstätte des Theodor-Wenzel-Hauses in Hummelsbüttel. Er richtet sich an Behinderte und Menschen mit psychischen Belastungen. Sie finden hier neben Freizeitangeboten auch Beratung und entlastende Gespräche mit sozialpädagogisch geschulten Betreuern. Es ist eine weitere Facette im Angebot des Theodor-Wenzel-Hauses.
Die nach dem Theologen Wenzel benannte soziale Einrichtung unterstützt Menschen mit Einschränkungen auf unterschiedliche Weise an zwei Standorten in Hamburg. In Farmsen bietet die Einrichtung Erziehungs- und Familienberatung an und betreibt ein Familienhaus für Mütter und Väter mit psychischer Erkrankung und eine Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche, die gehörlos sind oder gehörlose Eltern haben. In Hummelsbüttel unterhält die Einrichtung des Ev. Kirchenkreises Hamburg-Ost unter anderem eine Kindertagesstätte, ein Mutter-Kind-Haus und eine Wohngruppe für geistig behinderte Erwachsene.
Und in Hummelsbüttel wurde vor einem halben Jahr auch der Wenzel-Treff eingerichtet. Maren H. (Name geändert) kommt mindestens zweimal die Woche dorthin. Manchmal zusammen mit ihrer sechsjährigen Tochter nachmittags zu Kaffee und Kuchen, weil sie dann gelegentlich auch auf andere Mütter mit Kindern trifft. Aber gerne ist die 36-Jährige auch beim wöchentlichen Frühstücksangebot dabei. „Es ist schön, in der Gemeinschaft zusammen zu essen, sich in entspannter Atmosphäre zu unterhalten und mit seinen Problemen nicht allein zu sein“, sagt Maren H.
Die gelernte Pferdewirtin leidet schon seit Jahren an einer Depression, war in stationärer Behandlung und danach mit ihrer Tochter im Familienhaus für Mütter und Väter in Farmsen untergebracht. Seit sie mit ihrer Tochter in einer eigenen Wohnung wohnt, kommt wöchentlich eine Sozialpädagogin vom Wenzel-Haus im Rahmen der ambulanten Eingliederungshilfe vorbei. „Es tut gut, mit jemandem zu sprechen, zum Beispiel darüber, wie es weitergehen kann“, sagt Maren H. Inzwischen trifft sie ihre Betreuerin auch im Wenzel-Treff, wenn sie Gesprächsbedarf hat.
Denn der Wenzel-Treff folgt dem neuen Konzept, wonach Menschen nicht nur zu Hause betreut werden sollen, sondern auch die Chance erhalten, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. „Besonders bei psychischen Erkrankungen besteht die Gefahr der sozialen Isolierung. Das Angebot soll den Betroffenen den Weg ebnen, aus der Einsamkeit herauszukommen“, sagt die Leiterin des Theodor-Wenzel-Hauses Iris Bernard. Langfristig sollen die ambulanten Betreuungen zu Hause durch die Gespräche mit der Betreuerin im Wenzel-Treff ersetzt werden.
Maren H. hat im Wenzel-Treff auch schon den Computer und das Internet genutzt, um Bewerbungen zu schreiben. Demnächst will sie ihre Umschulung als Bürokauffrau beenden. „Ich bin jetzt auf einem guten Weg“, sagt sie und ist froh, dass sie auch weiterhin im Wenzel-Treff ihren Gesprächspartnern begegnet. So geht es auch Dietmar H., 60, der gerade eine Pause vom „Mensch ärgere Dich nicht“-Spiel macht. „Das ist eine tolle Gemeinschaft, dafür komm’ ich gern aus Jenfeld hierher“, sagt er. Und die Türen stehen auch Besuchern aus dem Stadtteil offen, die mal auf einen Kaffee vorbeischauen wollen.
Wenzel-Treff, Hummelsbütteler Weg 82. Geöffnet am Mo, Mi 9–15 Uhr, Di 9–18 Uhr, Do 9–19 und
Fr 9–14 Uhr. Weitere Infos: www.theodor-wenzel.de