Grünen-Stadtverordnete Ursula Krüger hält das geplante Gebäude für überdimensioniert. Auch die angrenzende Kita würde unter der Verdichtung leiden. Kita-Eltern wollen kritische Fragen stellen.

Reinbek. Reinbeks politische Parteien sind sich einig, dass die Stadt dringend bezahlbaren Wohnraum für Senioren in der City benötigt. Deshalb wird die Initiative des Investors Pro Wohnen Immobilien begrüßt, der einen „Seniorenpark“ im Zentrum von Alt-Reinbek errichten will. Am Küpergang zwischen dem Kindergarten am Niels-Stensen-Weg und dem Rewe-Markt an der Bergstraße soll ein Gebäude mit 2000 Quadratmeter Wohnfläche für 18 Mietwohnungen für Senioren und eine Dementen-Wohngemeinschaft entstehen.

Doch bei allem Konsens über den Sinn des Bauprojektes gibt es inzwischen auch Zweifel, und zwar an der Eignung des Standortes. Die Fraktion der Grünen stellte in der Stadtverordnetenversammlung den Antrag, dass das Areal am Küpergang, das von Wohnhäusern, Kindergarten und Kirche umschlossen ist, auf einer Begehung aller Mitglieder des Bauausschusses noch einmal auf seine Tauglichkeit als Wohnort für Senioren geprüft werden soll.

Eltern der Kita-Kinder wollen massive Bebauung des Geländes verhindern

Insbesondere die Grünen-Stadtverordnete Ursula Krüger hält das unwegsame Grundstück im Hof für ungeeignet – wegen des Gefälles, das es für alte Menschen, die auf Gehhilfen oder Rollstühle angewesen seien, unzugänglich mache. Außerdem sei das Projekt für den engen Standort überdimensioniert und nehme nicht nur den Anwohnern, sondern auch dem Kindergarten viel Licht und Raum. Es ist kein Geheimnis, dass die Eltern der Kita-Kinder gegen die massive Bebauung des Geländes sind. Sie wollen heute in der kommunalpolitischen Fragestunde der Reinbeker Stadtverordnetenversammlung ihre Kritik an dem Bauprojekt äußern. Die Kita selbst wird der Planung nicht im Wege stehen. Träger ist die Pfarrei Seliger Niels Stensen, der auch das Grundstück gehört, das sie dem Investor vermutlich in Erbpacht für den „Seniorenpark“ zur Verfügung stellen will.

Ursula Krüger ist nicht grundsätzlich gegen die Bebauung, doch sie findet Höhe und Ausdehnung des geplanten Gebäudes unangemessen. Auch kann sie sich nicht vorstellen, dass ein Grundstück in extrem verdichteter Zentrumslage ideal für demenzkranke Menschen wäre. „Soweit ich weiß, wird in der Therapie von Menschen, die unter Demenz leiden, mehr Naturnähe, also eine parkähnliche Umgebung, bevorzugt“, sagt die Stadtvertreterin der Grünen und fragt sich, ob sich nicht ein anderer Standort für das Projekt finden ließe. Zumal der Küpergang für die öffentliche Nutzung weitgehend verloren gehen würde. Der Mitmachzirkus Benjamin zum Beispiel, der kürzlich wieder auf der Liegewiese gastierte und die Kita-Kinder in sein Programm einband, würde künftig nicht mehr in den Küpergang kommen können. Auch das sei ein Verlust an Lebensqualität, nicht nur für die Kinder.

Die Stadtverordnetenversammlung hat zumindest die erste Voraussetzung für das Pro Wohnen-Projekt im Küpergang geschaffen, nämlich einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan zugestimmt, der eine alte Planversion korrigiert und sich an den Plänen von Pro Wohnen orientiert. Sobald es jedoch in die konkrete Planung für den Seniorenpark Küpergang geht, wird auch die Bürgerbeteiligung eine Rolle spielen. Widerstände von Kita-Eltern und von Anwohnern sind zu erwarten.