9000 LEDs und Leuchtstoffröhren wurden für die Lichtinstallation „Blue Port“ in diesem Jahr im Hafen verlegt. Ein Blick auf die Vorbereitungen für das Lichtspektakel, das am Montag startet.
Werner Busch ist schon eine Institution auf dem Fischmarkt. Seit sieben Jahren verkauft der Parkwärter in seinem winzigen Häuschen neben der Fischauktionshalle Tickets. Und alle zwei Jahre, wenn Lichtkünstler Michael Batz einen Blue Port gestaltet, wird auch Busch erleuchtet: Sein Häuschen kriegt über der Tür die blaue Leuchtstoffröhre – genau eine. „Jetzt werde ich schon zum dritten Mal ein Teil vom Blue Port“, sagt Busch und freut sich.
Das Parkwärterhäuschen ist die kleinste Baustelle von insgesamt etwa 120, die HG Technik am Hafenrand mit Leuchtmitteln bestückt. Noch sitzen abends Pärchen und Angler auf der Kaimauer am Fischmarkt und lassen die Beine baumeln. Wenn Michael Batz am Montag per Knopfdruck das Gesamtkunstwerk Blue Port aktiviert, kommen die Schaulustigen, denn dann leuchten hier auch die Fischauktionshalle und die Brücke zum Ponton in Blau, gegenüber das Dock von Blohm+Voss, die Kräne der Kaianlagen, zahlreiche Schlepper und Barkassen im Wasser.
Und auch wieder die Kuppel des Alten Elbtunnels. Wir steigen die Treppe zum Maschinenraum hinauf, in dem Motoren und Trommelwinden die zwei Personen- und vier Lastaufzüge in den Elbtunnel bewegen. „Für uns ist diese Baustelle einfach“, sagt Sascha Hamann von HG Technik. „An der Balustrade des südseitigen Arbeitsgangs werden 20 Lampen ausgelegt. Die Wirkung ist spektakulär: Sie tauchen die ganze Kuppelhalle in blaues Licht, das durch die großen Fenster und runden Deckenluken nach draußen dringt.“ Die Maschinenmeister im Elbtunnel werden das Licht um 21 Uhr ein- und frühmorgens wieder ausschalten. Von den Landungsbrücken und erst recht vom Wasser her gesehen ist die blaue Kuppel ein Highlight von Blue Port.
„Sieht fast ein bisschen mystisch aus“, findet Christian Schmidt, der für HG Technik schon beim vorigen Blue Port dabei war. Schmidt ist Veranstaltungstechniker mit dem Schwerpunkt Industriekletterer. Höhenangst darf er nicht haben, wenn er mit LEDs und Leuchtstoffröhren bepackt auf den Sendemast des NDR in Moorfleet steigt (304 Meter), aufs Dach der Elbphilharmonie oder die Kräne des Containerterminals Tollerort. Jedes Mal sichern sich die Kletterer ab wie Alpinisten.
Vor einer Woche hing Christian Schmidt sogar an einem Seil frei in der Luft, als neben der Elbphilharmonie der Zeitball aufgestellt wurde. Mit einem Kran wurde die große Fiberglaskugel auf die 20 Meter hohe Traversenkonstruktion gesetzt. „Ich musste hinterher den Kranhaken oben von der Kugel lösen, von unten konnte man ja nicht an ihr vorbeiklettern“, sagt er. Auch der Zeitball wird blau erleuchtet. An dem alten Hamburger Wahrzeichen haben sich früher Seeleute aus aller Welt orientiert, erklärt Michael Batz. Die historische Zeitball-Anlage wurde 1876 auf dem Kaispeicher A errichtet. Mittags um 12 Uhr Greenwich-Zeit ließ sie eine damals schwarze Zeitkugel drei Meter tief fallen. „Für die Seeleute war ein genauer Zeitabgleich im Hafen ja wichtig, um auf See zu navigieren und ihre Position zu bestimmen.“ Die Sternwarte am Millerntor steuerte den Zeitball durch ein unterirdisches Kabel, ab 1899 automatisch durch elektrische Kontakte an der Pendeluhr. Die Genauigkeit lag bei einer Zehntel Sekunde pro Tag. Solche Zeitballanlagen gab es auch in Cuxhaven, Wilhelmshaven, Bremerhaven und Kiel, aber die in Hamburg blieb am längsten in Betrieb – bis 1939.
Batz hat Sinn für alte und neue Seezeichen und ihre Geschichte. Auch mehrere ausrangierte Seezeichen, die im Stahlwerk Dradenau zu neuen Gebilden zusammengeschweißt wurden, lässt er jetzt für Blue Port mit einem Tauchkran elbaufwärts in den Hafen schippern. An drei Orten am Südufer werden sie blau erleuchtet.
Im Moment aber klettert Christian Schmidt mit Helm, Sicherheitsweste und -leinen gerade auf der Bugspitze der „Rickmer Rickmers“: Über der Galionsfigur fehlt noch eine LED. Mit kritischem Blick beobachtet Batz das Probeleuchten. Das Schiff mit dem grün-roten Rumpf und den weißen Masten, das in der Abenddämmerung immer dunkler und farbloser erschienen war, beginntblau zu glühen. Insgesamt 120 LEDs seien an Bord verteilt, sagt Hamann: „An Deck leuchten sie aufwärts in die Wanten, an den Masten strahlen sie übers Wasser.“ Touristen auf der Promenade können ihr Glück nicht fassen und zücken die Fotoapparate.
Sascha Hamann ist für heute zufrieden. 40 Leute gehören zu seinem Team: Elektromeister, Veranstaltungstechniker, Kletterer, Ton- und Lichtexperten. Am Blue Port arbeiten sie jetzt schon seit vier Monaten. „Es gibt Tage, da verlegen wir 1000 Leuchtstoffröhren, an anderen schaffen wir gerade 20, je nach Schwierigkeitsgrad. Oder wir brauchen Stunden, um blaue Folie über vorhandene Lampen zu ziehen“, sagt Hamann. Das Dach der Elbphilharmonie war „eine echte Herausforderung“: „Das sieht so sanft geschwungen aus, aber klettern Sie mal die Spitzen hoch!“ Insgesamt 9000 LEDs und Leuchtstoffröhren und rund 40 Kilometer Kabel haben sie diesmal verlegt, allein auf der Köhlbrandbrücke 900 Leuchten.