Abendblatt-Recherche belegt: Stadt steht sich bei der Planung selbst im Weg
Das Problem, die immer schneller steigende Zahl von Flüchtlingen in Hamburg unterzubringen, spitzt sich dramatisch zu. Doch während der Senat fordert, den Flächenländern mehr und den Stadtstaaten weniger Flüchtlinge zuzuweisen, hat eine acht Monate lange Abendblatt-Recherche ergeben, dass es die Behörden selbst sind, die den Bau von Unterkünften verzögern. In Einzelfällen kann man sogar von bürokratischer Schikane sprechen.
Deutlich wird dies am Beispiel der – mittlerweile bezogenen – Flüchtlingsunterkunft in der Rahlstedter Straße 8. Der eigentliche Bau der Häuser für 108 Menschen dauerte nur wenige Wochen. Seit Beginn der Planungen ist dennoch über ein Jahr vergangen.
Im Mai 2013 gab es die Anfrage der Sozialbehörde an das Bezirksamt Wandsbek, ob auf dem als Gewerbe- und Grünfläche ausgewiesenen Areal eine Flüchtlingsunterkunft gebaut werden könne. Nach insgesamt acht Nachfragen kam erst im August 2013 die positive Antwort. Dann wurden Bodengutachten angeordnet, Biologen suchten nach seltenen Vögeln (ergebnislos), und Gutachter befassten sich mit jedem einzelnen Baum.
Als die Baugenehmigung im März 2014 endlich vorlag, gab es die nächsten Auflagen: So sollten in den zweigeschossigen Häusern plötzlich Fluchttreppen installiert werden. Außerdem verlangte der Bezirk, dass erst gebaut werden dürfe, wenn die Grünanlagen fertig seien – dabei hätten die Baufahrzeuge die Grünanlagen zerstört.
Diese bürokratischen Hemmnisse sind umso unverständlicher, weil die Flüchtlingszahlen weiter ansteigen. 2013 wurden 3207 Erstanträge auf Asyl in Hamburg gestellt, 71Prozent mehr als im Vorjahr.
Das Dossier „Die Wahrheit über den Bau eines Flüchtlingsheims“ können Sie auf abendblatt.de lesen.