Jeder Stadtteil hat seine eigene Geschichte. Der Historiker und Abendblatt-Redakteur Dr. Matthias Schmoock hat sich auf eine Zeitreise begeben

Ein merkwürdiger Eindruck: Dieser Stadtteil (seit 1894) ist von großen Verkehrsachsen begrenzt und durchzogen, die Bebauung typisch großstädtisch. Idyllische Fleckchen findet man nur wenige, aber die Straßennamen erzählen überall Geschichten von früher: Kuhmühle, Mühlendamm, Sechslingspforte, Angerstraße und Landwehr – das hört sich so schön ländlich und altmodisch an.

Eine als das „hohe feldt“ bezeichnete riesige Fläche hatte sich einst von der Landstraße Richtung Wandsbek bis an den Fluss Eylenbeke (Eilbek) erstreckt. Wer den Fußweg Richtung Uhlenhorst benutzen wollte, musste bei einer Zahlstelle (Pforte) sechs Pfennig – einen Sechsling – entrichten. Stellen Sie sich vor, Sie müssten an der heute so viel befahrenen Sechslingspforte Geld für die Durchfahrt zahlen. Zum Glück ist die Zahlstelle längst verschwunden, nämlich schon seit 1869.

Die Kuhmühle stand bis 1874 am Westufer des gleichnamigen Teichs. Neben ihr plätscherte ein echter Mühlenbach – der um 1860 zugeschüttete Schürbek. Die Landwehr war ursprünglich ein aufgetürmter Wall, der im Laufe der Jahre zu einem Verteidigungswall wurde, vom Kuhmühlenteich bis nach Hamm reichte und vor allem während der Franzosenzeit eine wichtige Funktion hatte. Bis 1875 war die Anlage noch auf beiden Seiten mit einem breiten Wassergraben versehen. „Im Graben der Landwehr hatte der Landvogt der angrenzenden Landherrenschaft das Recht zu fischen“, heißt es dazu in einer alten Quelle.

Um 1800 war das „hohe feldt“ also ein kaum besiedeltes Gebiet, aber sukzessive entwickelte es sich zum größten geschlossenen Gartenbaugebiet im Hamburger Raum, in dem zeitweise 40 Betriebe nachgewiesen werden konnten. Unter ihnen befanden sich die Kunst und Handelsgärtnerei Harmsen, die Gärtnerei von Emil Neubert (heute noch als Straßenname erhalten) und die bekannte Gärtnerei von Hermann Seyderhelm, die auch die Bismarcks in Friedrichsruh belieferte. Im ausgehenden 19. Jahrhundert begann man damit, das Gelände stärker zu parzellieren, der entsprechende Senatsbeschluss stammt von 1854.

Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Mundsburger Damms rückten Hohenfelde und Uhlenhorst enger zusammen. Gleich vier Brücken bildeten schließlich die Verbindung zum Nachbarstadtteil, Schwanenwik und Mundsburger Brücke machten 1875 den Anfang. Von 1867 an verkehrten zwischen Hohenfelde und St. Pauli die pferdebespannten rot-weiß gestrichenen Soltauschen Omnibusse, die die Pferdebahn zwischen Rathaus und Wandsbek ergänzten. Noch viele Jahrzehnte später wurde in der Gegend ein Lied gesungen, in dem es hieß: „Des Nachts um elfe von Hohenfelde/da fährt der letzte rote Omnibus.“ Von 1878 an fuhr eine mit Dampf getriebene Bahn (im Volksmund Plätteisen genannt) über den Steindamm durch Hohenfelde nach Eilbek, die 1897 von einer elektrischen Straßenbahn abgelöst wurde.

Um 1900 waren Teile Hohenfeldes zu sehr eleganten Wohnvierteln avanciert – vor allem in Alsternähe. Zeitgenössischen Quellen zufolge hatten die Häuser im Auenviertel (rund um die Eilenau), zwischen Kuhmühle und Alster und am frisch angelegten Eilbekkanal, nicht selten acht Zimmer, waren mit den neuesten technischen Errungenschaften ausgestattet und entsprechend teuer. Nach der massiven Bombardierung des Stadtteils während des Zweiten Weltkriegs blieb von dieser Pracht nicht mehr viel übrig. Im südöstlichen Hohenfelde war die Gegend zwischen Sechslingspforte und Landwehr stellenweise auch wesentlich kleinbürgerlicher und preisgünstiger. Hier mischten sich zwischen die Mietskasernen auch zahlreiche kleinere Gewerbebetriebe.

Wenig bekannt ist, dass Hohenfelde im August 1920 durch einen spektakulären Raub in die Schlagzeilen geriet, für den kein Geringerer als Julius Adolf Petersen, der legendäre Lord von Barmbeck verantwortlich war. Bei einem Überfall auf eine Kutsche der Rennbahngesellschaft an der Ecke Uhland-/Lenaustraße erbeutete der Lord 20.000 Mark – eine für damalige Verhältnisse sehr hohe Summe.

Hohenfelde war das größte geschlossene Gartenbaugebiet im gesamten Hamburger Raum.