Perinatalzentrum im AK Altona erweitert. Mediziner wollen Geburten mit mehr Beratung begleiten
Für Eltern ist die Geburt ihres Kindes einer der wichtigsten Momente in ihrem Leben. Dabei wünschen sie sich medizinische Sicherheit für Mutter und Kind und die Fürsorge durch erfahrene Fachkräfte. Diese Wünsche sind für Prof. Volker Ragosch, den Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe an der Asklepios Klinik Altona, entscheidend. Er verfolgt in seinem Perinatalzentrum, das gerade erweitert wurde, das Konzept einer familienorientierten Geburtshilfe, bei der nicht die Technik im Vordergrund steht.
„Wir müssen uns vor Augen führen, dass die Frauen ins Krankenhaus kommen, die Abläufe und die Menschen dort nicht kennen, aber einen sehr intimen Moment mit ihrem Partner zusammen erleben möchten. Dafür brauchen wir zugewandtes Personal, das sich in diese Situation hineinfühlen kann, und gleichzeitig die Kompetenz besitzt, in Notsituationen schnell das Richtige zu tun“, sagt Ragosch. Die Technik sei nur erforderlich, wenn man sie wirklich brauche, aber das sei selten. Die meisten Entbindungen seien normale Geburten. „Und dabei steht im Vordergrund, dass wir die Patienten gerne betreuen, dass wir uns mit ihnen freuen, dass sie ein gesundes Kind kriegen und dass sie alle Beratungsangebote erhalten, die notwendig sind.“
So wurden in dem Perinatalzentrum nicht nur die Räumlichkeiten erweitert, sondern auch das Betreuungs- und Beratungsangebot: „So werden das Angebot der Osteopathie für Neugeborene und die Stillberatung ausgeweitet, eine Elternschule mit drei Kursräumen und einem vielfältigen Kursangebot ist neu hinzugekommen“, sagt Ragosch. Die Beratung ist heute wichtiger denn je. „Denn es gibt keine Großfamilie mehr, die zu Hause erklärt, wie Kinder gestillt und versorgt werden.“ Und Frauen erwarten heute, dass jede Schwierigkeit, die in der Schwangerschaft, im Wochenbett und in der Stillzeit auftritt, kompetent betreut wird.
„Medizinische Kompetenz setze ich voraus, aber das heißt nicht zwangsläufig, dass man auch emotionale Kompetenz hat. Deswegen ist es mir sehr wichtig, dass darauf besonders geachtet wird und die Mitarbeiter geschult werden. Denn die Patienten sollen sich nicht nur sicher, sondern auch wohl fühlen.“
Neben seinem Chefarztposten in Altona hat Ragosch vor einem Jahr auch die Leitung der Frauenklinik in der Asklepios Klinik Harburg übernommen. Dort gibt es mit der Hebammengeleiteten Geburtshilfe einen anderen Ansatz, der noch emotionaler geprägt ist als in Altona. Da dort in der Geburtsklinik nur Frauen ohne Risikoschwangerschaften aufgenommen werden, ist der Anspruch ein anderer als in Altona. „Den Frauen, die dorthin kommen, geht es vor allem darum, bei der Geburt möglichst wenig Technik um sich zu haben. Ich habe viele Sachen davon hier übernehmen können. Das Konzept in Altona ist: Wir verfügen über das Wissen aus den Sicherheitsanalysen unserer insgesamt mehr als 30.000 Geburten und die Hightech-Ausstattung, um unseren Versorgungsauftrag für Risikogeburten und Frühchen zu erfüllen.“ Aber weil die meisten Geburten normal verliefen, liege der Fokus auch darauf, Kuschel-Geburtshilfe für diese Entbindungen anzubieten.
Das Zentrum, das zu den fünf Perinatalzentren mit der höchsten Versorgungsstufe in Hamburg zählt, hat schon seit seiner Gründung 1996 mit Platzproblemen zu kämpfen. „Vor zwei Jahren haben wir dann mit dem Konjunkturförderungsprogramm die Möglichkeit bekommen, die Geburtshilfe und die Kinderintensivstation nochmals erweitern zu können. Wir sind jetzt eine der wenigen Geburtskliniken, die komplett vom restlichen Krankenhausbetrieb separiert sind. Das hat viele Vorteile, zum Beispiel, dass die Gefahr von Infektionen noch geringer ist“, sagt Ragosch. Finanziert wurde der Umbau an der AK Altona mit insgesamt neun Millionen Euro, 7,5 Millionen von der Stadt und 1,5Millionen von Asklepios.
Die Patienten sollen sich nicht nur sicher, sondern auch wohlfühlen.