350.000 Euro gab der Bezirk Wandsbek für eine Spezialwand, Probleme des TSC Wellingsbüttel mit Nachbarn sind aber nicht gelöst
Volker Helm versteht die Welt nicht mehr. Der 57Jahre alte Bankkaufmann ist seit zehn Jahren Vorsitzender des TSC Wellingsbüttel, eines Stadtteilclubs mit 2800 Mitgliedern. 700 von ihnen spielen auf der Anlage an der Waldingstraße91 Fußball. Einige Anwohner in der benachbarten Waldsiedlung Am Jagen fühlen sich durch den Sportbetrieb jedoch gestört. Sie haben daher nach dem Umbau des Grandplatzes auf Kunstrasen beim Bezirksamt Wandsbek vor zwei Jahren Nutzungsbeschränkungen durchgesetzt, die vorher nicht galten. In der Woche darf jetzt nur noch bis 20.30Uhr trainiert werden, am Sonnabend sind bis 20 Uhr maximal drei Spiele erlaubt, am Sonntag zwei. Bei 32Mannschaften und regelmäßig bis zu 16 Heimspielen am Wochenende geht diese Rechnung für den Verein nicht auf. Zudem fehlen Trainingszeiten.
Das Problem schien behoben, als der Bezirk für 350.000 Euro Anfang dieses Jahres eine sechs Meter hohe Lärmschutzwand errichten ließ. Die stand im März. Geändert hat sich seitdem für den TSC Wellingsbüttel nichts. Die nach der Errichtung der Wand angekündigten neuen Lärmmessungen fanden bislang nicht statt. Auf Anfrage des Abendblatts beim Bezirksamt Wandsbek teilte Sprecherin Lena Voß mit: „Wir arbeiten den Vergleich zwischen Anwohnern, dem Bezirksamt Wandsbek und dem Verein ab. Dies geht nur, wenn Spielbetrieb ist. Dieser war durch das Saisonende und die Sommerferien unterbrochen. Die Messung muss unangekündigt erfolgen und ist in Auftrag gegeben.“
Helm sagt, es gebe bisher gar keinen Vergleich mit dem Club. Er respektiere gleichwohl die Interessen der Anwohner, obwohl die alle später zugezogen seien, er verstehe aber nicht, warum nach dem Bau der Lärmschutzwand die Nutzungseinschränkungen nicht zunächst aufgehoben wurden. Hinzu kommt: Der benachbarte Club an der Alster darf auf seiner Anlage Am Pfeilshof seit jeher an allen Wochentagen bis in die späten Abendstunden Hockey spielen, ohne Lärmschutzwand. Da gilt eine Art Bestandsschutz. Den hat der TSC Wellingsbüttel offenbar verwirkt, nachdem die auch vom Schulsport genutzte Anlage seit 2009 für 800.000 Euro modernisiert wurde. Ein Zehntel zahlte der Club.
Die Anwohner argumentieren, dass der Lärm, der für sie von zwei Seiten kommt, seit Jahren kontinuierlich zugenommen habe. Da seien Grenzwerte erheblich überschritten worden.