Schmeckt und sieht gut aus: Fotos auf Pralinen und andere Botschaften aus Schokolade
Immer wieder stecken Neugierige ihre Nase durch die Ladentür. „Schokoladendruckerei? Was ist denn das?“, fragt eine ältere Dame und geht in das neu eröffnete Geschäft an der Etzestraße in Fuhlsbüttel. Die Dame ist überrascht von den Variationen, die sie sieht: eine CD mit Kuhmotiv, farbige Kinderfotos auf Pralinen, Visitenkarten und Glückwunschkarten mit Kerzen – alles natürlich aus Schokolade. „Das ist ja toll. So was kenne ich gar nicht“, sagt sie.
„60 bis 70 Prozent der Leute wissen nicht, dass man Schokolade bedrucken kann“, sagt Ilka Reher. Es war ein Grund, warum sie mit ihrer Firma aus einem Norderstedter Gewerbegebiet umgezogen ist und nun ihr erstes Ladengeschäft eröffnete. Bisher erhielt sie gut 80Prozent ihrer Aufträge über das Internet. „Ich hoffe, dass in einem Jahr 50 Prozent der Bestellungen durch Laufkundschaft und 50 Prozent online erfolgen.“ Der Umsatz soll deutlich steigen, so wie er es in den vergangenen Jahren seit der Gründung stetig tat – wie auch bei anderen Unternehmen aus Hamburg.
Seit acht Jahren mischt Sonia Stolle in der Branche mit. „Die Aufträge haben sich seitdem verdoppelt“, sagt die gelernte Konditorin. Erst war sie nur mit einem Stand auf dem Isemarkt vertreten und betrieb einen Online-Shop. Seit 2007 hat sie nun ihren eigenen Laden. Nach dem Umzug von der Hoheluftchaussee an den Eppendorfer Weg zum Anfang dieses Jahres habe sich die Laufkundschaft deutlich erhöht und verfüge über mehr Kaufkraft. Aber dennoch ist das Internet für sie weiterhin die wichtigste Säule: „70 Prozent der Aufträge erhalte ich online“, sagt Stolle, die außer den Pralinenhüllen alles selbst herstellt. Bei den Füllungen biete sie „unzählige Variationen“ an, die über Champagner, Zartbitter pur, Honig, Karamell-Meersalz, Nougat bis zu Chili oder Früchten reichen. Rund eine Woche dauert es von der Bestellung bis zur Fertigstellung. Beliebt sind die personalisierten Kakaoprodukte zu Geburtstagen, Hochzeiten oder zu Weihnachten. Vor dem Fest kann sich die Lieferzeit der hohen Nachfrage entsprechend verdoppeln oder verdreifachen. Zwar verkaufe sie in ihrem Laden in Hoheluft-Ost auch viele andere Produkte, das Bedrucken von Schokolade sei aber das Hauptgeschäft und stehe für mindestens 50 Prozent des Umsatzes.
Ilka Reher ist seit 2008 mit ihrer Fuhlsbütteler Schokoladendruckerei dabei. Sie entstammt einer traditionsreichen Bäckereifamilie und wollte ursprünglich mit dem Lebensmittelgeschäft nichts zu tun haben. Sie lernte Rechtsanwalts- und Notargehilfin. Als ihre Schwester 2005 erkrankte, fand sie aber doch noch den Weg in die Bäckerei Hoose, die ihr Urgroßvater mehr als 100Jahre früher in Wellingsbüttel gegründet hatte. „Mein Schwager, ein Bäckermeister, backte die Brötchen, ich übernahm den kaufmännischen Teil“, sagt Reher. Sie kam mit Fototorten in Kontakt. „Die eignen sich aber nicht zum Verschicken – so bin ich auf Schokolade gekommen“, sagt Reher. Erst war sie Untermieterin in der eigenen Familienbäckerei, probierte nachmittags in der Backstube an Rezepten, wenn die Brötchen gebacken waren. Zwei Jahre später zog sie nach Norderstedt. Inzwsichen findet die Produktion nun in Fuhlsbüttel statt.
Zu den wichtigsten Arbeitsgeräten gehört ein handelsüblicher Tintenstrahldrucker. Erst wird er mit den Bilddaten gefüttert, dann druckt er mit Lebensmittelfarben das Motiv auf sogenannte Choco-Sheets. Dabei handelt es sich um eine Folie, die mit Maismehl, Kakaobutter, Zucker, Milcheiweiß, Kartoffelmehl, Wasser, Olivenöl, Salz und Stabilisatoren beschichtet ist. Im Keller erfolgt die Herstellung der Praline. Ilka Reher legt die Folie mit dem Motiv unter eine Silikonschablone, gießt die im Temperiergerät auf 29 bis 32 Grad Celsius erwärmte Schokolade darüber, verstreicht sie und zieht sie glatt.
Nach einer knappen Dreiviertelstunde ist die Kakaomasse getrocknet, das Motiv prangt auf dem künftigen Pralinendeckel. Mit einer Spritztüte drückt Reher die verschiedenen Füllungen Champagner, Karamell, Haselnuss und Schokocreme in die zugekauften Pralinenkörper und setzt den Deckel obendrauf. Die Füllung funktioniert als Klebstoff und verbindet den Deckel mit dem Pralinenkörper – und fertig ist das personalisierte Schokoprodukt. Drei bis zu fünf Werktage brauchen Reher und ihr Team – eine Konditorin und eine Verkäuferin – für einen Auftrag.