Oliver Kammerer betreibt die Eppendorfer Grillstation, Kulisse für die TV-Comedy mit Olli Dittrich
Wenn Dittsche im Bademantel am Tresen lehnt und mit Ingomann über Gott und die Welt philosophiert, sieht die Eppendorfer Grillstation im Fernsehen deutlich größer aus. 20 Quadratmeter klein ist der Raum in dem Hamburger Imbiss – kaum vorstellbar, dass hier an manchen Sonntagabenden fünf Kameras aufgebaut werden und auch noch Dauergast Schildkröte am Bistrotisch seinen Platz findet. Seit mehr als neun Jahren ist die Grillstation Schauplatz der Kultcomedy „Dittsche“, in der Komiker Olli Dittrich als arbeitsloser Stammgast das Bier perlen lässt und Jon Fleming Olsen den Wirt Ingo gibt.
Ohne diese Perücke hat der TV-Wirt zumindest den kahlen Kopf gemeinsam mit dem echten Chef – Oliver Kammerer. Der steht im Mittagstrubel gerade mal nicht am Tresen, sondern mit roter Schürze und ebenso rotem Gesicht in der Küche. Da, wo sich sonst Ingomann geduldig Dittsches Geschichten anhört, füllt Mitarbeiter Markus Teller mit großen Portionen.
Etwa ein halbes Jahr, nachdem die mit dem Grimme- und dem Fernsehpreis ausgezeichnete Comedyserie gestartet war, begann auch Kammerer in der Grillstation. Bis dahin war er Koch in einem Hamburger Hotel gewesen, doch er wollte sich selbstständig machen. „Ein eigenes Restaurant war mir zu risikoreich und Chichi-Kram wollte ich auch nicht machen“, erzählt er. Als per Annonce die Grillstation als „bekannt aus Funk und Fernsehen“ zum Verpachten angeboten wurde, hatte er keine Ahnung von „Dittsche“. Bereut habe er seine Entscheidung aber nie.
„Hier erlebt man das wirklich wahre Leben jeden Tag aufs Neue“, sagt Kammerer. „Das wirklich wahre Leben“, diesen Untertitel gaben die „Dittsche“-Macher auch ihrem Format.
Kennt Kammerer denn auch solche Gäste wie den von Olli Dittrich gespielten? „Wir haben noch bessere“, sagt er und grinst. 70 Prozent seien ohnehin Stammgäste, und dann gebe es eben auch die vier bis fünf echten Dittsches, für die die Eppendorfer Grillstation zur täglichen Endstation wird.
„Das sind nicht die Touris, die in blau-weiß gestreiften Bademänteln kommen, sondern echte Originale“, sagt er. „Die drehen vorher schon ihre Runde und kommen dann zum Abschlussbierchen zu uns“, erzählt der Wirt. „Da hört man die verrücktesten Geschichten.“ Die „Dittsche“-Zeit beginnt im TV um 23.15 Uhr: „Chefvisite“, kommentiert Ingo dann, wenn Dittsche ihn mit „Mahlzeit!“ begrüßt. Um diese Uhrzeit ist die Eppendorfer Grillstation im realen Leben längst geschlossen.
An den zehn Sonntagen, an denen das TV-Team jährlich für zwei Staffeln der Live-Improvisationssendung anrückt, bleibt sie sowieso zu. Sämtliche Werbung muss dann in dem Imbissraum überklebt sein, selbst der Schriftzug „www.eppendorfer-grillstation.de“. „Mich stört das nicht“, sagt der Wirt. „Für mich ist das ein bezahlter freier Tag.“ Bekannt ist seine Imbissbude, die vom Herbst an auch Speisen ausliefern will, durch die TV-Sendung im WDR und NDR ohnehin schon seit Jahren weit über Hamburg hinaus.
Hier erlebt man das wirklich wahre Leben jeden Tag aufs Neue.