Hamburg. Ein missglücktes Update führte am Freitag auch am Airport, im Hafen und bei Banken zu massiven Problemen. Der Live-Blog.
Es ist eines der größten IT-Probleme bisher: Rund um den Globus kam es am Freitag plötzlich zu Ausfällen von Windows-Computern bei Unternehmen, Flughäfen, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen. Schuld war laut Experten ein missglücktes Update bei der US-amerikanischen Cybersicherheits-Plattform CrowdStrike.
Auch in Hamburg und Norddeutschland traten zahlreiche Schwierigkeiten auf. Die aktuellen Entwicklungen in der Metropolregion lesen Sie in unserem Live-Blog:
Flughafen Hamburg: Nach IT-Ausfällen normalisiert sich die Lage – kleine Nachwehen
11.35 Uhr: Nach den weltweiten Problemen bei Computersystemen beruhigt sich die Lage am Hamburger Flughafen. Der Flugbetrieb habe sich weitestgehend normalisiert, teilte eine Sprecherin mit. Allerdings sei der Flugplan in Deutschland, Europa und der Welt durcheinandergeraten, sodass Crews und Flugzeuge nicht durchgängig an ihren Einsatzorten seien. Aus diesem Grund könne es auch zu einzelnen Verzögerungen oder Streichungen kommen, so die Sprecherin. Passagiere sollten ihren Flugstatus checken.
Laut Webseite des Flughafens gab es am Sonntag noch Verspätungen und einzelne Flugausfälle. Die Flughafensprecherin dazu: „Das ist heute eine Mischung aus Hochsaison in ganz Europa und den letzten Auswirkungen von der IT-Störung.“ Spätestens am Montag werde aber alles wieder ganz normal laufen.
Am Freitag hatten die Fluggesellschaften wegen ihrer Computerprobleme insgesamt 24 Abflüge und 25 Ankünfte in Hamburg streichen müssen – von jeweils mehr als 180 geplanten. Wegen der Panne hatte es vor allem lange Schlangen bei Eurowings gegeben. Hier wurden an den Schaltern Tickets händisch ausgestellt. Zudem hatte die Airline innerdeutsche Flüge zeitweise ganz gestrichen.
Die betroffenen Fluggesellschaften haben nach Angaben des Flughafens ihre IT-Systeme nun wieder in Betrieb und arbeiten mit Hochdruck an einer Stabilisierung des Flugprogramms. Am Hamburg Airport waren für Samstag 157 Abflüge und 159
Ankünfte geplant mit insgesamt rund 47.000 Passagieren. Für Sonntag standen 170 Abflüge und 172 Ankünfte mit insgesamt 52.000 Fluggästen auf dem Plan.
Nach IT-Störung Betrieb normalisiert sich, vereinzelte Streichungen
9.30 Uhr: Erleichterung am Hamburger Fughafen: „Der Flugbetrieb in Hamburg normalisiert sich“, heißt es von Airport-Sprecherin Katja Bromm am Sonnabendmorgen. „Die Partner im Luftverkehr haben ihre IT-Systeme wieder in Betrieb, dennoch kann es auch heute wieder vereinzelt zu Verzögerungen oder Streichungen kommen.“ Grund dafür sei, dass sich die Crews und Flugzeuge wegen der Ausfälle noch nicht dort befinden, wo sie für einen reibungslosen Ablauf eigentlich sein müssten.
„Passagiere sollten daher ihren Flugstatus checken, wenn Sie heute ab Hamburg fliegen möchten“, rät die Sprecherin. Für Sonnabend, 20. Juli, seien insgesamt 316 Flüge (157 Abflüge und 159 Ankünfte) mit rund 47.000 Passagieren geplant. Für Sonntag sind 170 Abflüge und 172 Ankünfte mit insgesamt 52.000 Fluggästen geplant.
Wegen IT-Störung: 24 Abflüge und 25 Auskünfte am Freitag ausgefallen
24 Uhr: Am Freitag sind nach Angaben des Flughafens insgesamt 24 Abflüge (von insgesamt 187 geplanten) und 25 Ankünfte (von insgesamt ebenfalls 187 geplanten) ausgefallen. „Darüber hinaus kam es zu Verspätungen, über den gesamten Tag verteilt“, sagt Katja Bromm, Sprecherin des Airports Hamburg.
Verspätungen bei Flügen lösen in Hamburg eine Art Kettenreaktion aus
17.49 Uhr: Zeugen berichten, dass die Lage am Flughafen Hamburg sehr verwirrend sei. „Flüge, die noch stattfinden, fliegen mit einer Stunde Verspätung an“, hieß es. Das sorgte für eine Art Kettenreaktion, die zu weiteren Verspätungen führe.
Eurowings streicht diese Flüge ab Hamburg
15.27 Uhr: Für den Flughafen Hamburg gibt es nun auch konkrete Angaben zu den noch bevorstehenden Flugausfällen, betroffen ist vor allem von Eurowings. „Gestrichen werden schwerpunktmäßig innerdeutsche Flüge, um das System zu entlasten und Fluggäste schnellstmöglich auf die Bahn umzuleiten“, sagte eine Airline-Sprecherin unserer Redaktion: „Von einer innerdeutschen Flugstreichung betroffene Fluggäste sind gebeten, eigenständig ein Bahnticket zu buchen und dieses zur Erstattung einzureichen.“
Auf der Airport-Website wurden am Freitagnachmittag gegen 15 Uhr insgesamt 14 Eurowings-Abflüge als annulliert ausgewiesen. Vier nach Stuttgart, jeweils zwei nach London-Heathrow und Düsseldorf und je eine Verbindung nach Manchester, Wien, Zürich, Budapest, München und Salzburg. Zudem kappte Ryanair zwei Starts, Lufthansa und Turkish Airlines jeweils einen.
Bei den Ankünften wurden bisher 14 Flüge gestrichen. Der Großteil von Eurowings, aber auch Ryanair, Lufthansa und Turkish Airlines cancelten je einen Flug.
Rund 80 Prozent des Programms solle absolviert werden, so die Eurowings-Sprecherin: „Im weiteren Tagesverlauf ist mit Verspätungen und Flugstreichungen zu rechnen.“ Wie stark diese mitunter ausfallen, ist am Eurowings-Flug nach Heraklion zu sehen. Statt um 12.30 Uhr hob die Maschine erst um 14.50 Uhr in Fuhlsbüttel ab. Auch die Flüge der Lufthansa-Tochter nach Bilbao und Nizza starteten mit mehr als zwei Stunden Verspätung.
Geldautomaten funktionieren in Hamburg teilweise nicht
15:03 Uhr: Mehrere Betroffene berichten in Hamburg auch von Schwierigkeiten beim Geldabheben am Automaten. Laut Haspa sind allerdings die eigenen Kunden nicht von den weltweiten IT-Ausfällen betroffen. Sowohl das Online-Banking als auch die Bargeldversorgung funktionierten reibungslos, hieß es.
Zahlreiche Ausfälle in Verwaltungen in Schleswig-Holstein
14.53 Uhr: Anders als in Hamburg ist es in zahlreichen Verwaltungen in Schleswig-Holstein durch das fehlerhafte Update zu Problemen gekommen. So teilte die nordfriesische Kreisverwaltung in Husum am Morgen mit, aufgrund einer technischen Störung sei die IT weitgehend ausgefallen. Die Dienststellen des Kreises könnten daher derzeit nur eingeschränkt arbeiten. Besonders betroffen seien die Kfz-Zulassungsstellen in Husum und Niebüll. Am frühen Nachmittag normalisierte sich die Lage wieder.
Probleme hatte auch die Verwaltung des Kreises Pinneberg, zum Beispiel im Straßenverkehrsamt oder auch in der Zuwanderungsbehörde, hieß es auf der Internetseite des Kreises. Auch die Kreise Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde berichteten von einem weitgehenden Ausfall der IT-Systeme.
Von den kreisfreien Städten war Kiel betroffen. Dort gab kleinere Probleme, wie eine Sprecherin sagte. In Lübeck und Neumünster konnte die Verwaltungen dagegen normal arbeiten. Keine Probleme hatten die Kreise Segeberg, Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Ostholstein und Plön.
Computer-Probleme in Häfen und für Schiffe von Hapag-Lloyd
14.00 Uhr: Die weltweiten IT-Ausfälle haben in verschiedenen europäischen Häfen zu Verzögerungen geführt. Auch deutsche Umschlagterminals stellten am Morgen plötzlich ihre Arbeit ein. Während Hamburg wohl glimpflich davon gekommen ist, meldeten Bremerhaven und Wilhelmshaven erhebliche Probleme. Ebenso betroffen waren Teile des Hafens von Rotterdam, Genua und La Spezia im Mittelmeer sowie der Hafen von Felixstowe in England. Vom Terminalbetreiber Eurogate gab es zunächst weiter keine Rückmeldung zu den von Lkw-Fahrern berichteten Problemen in Hamburg.
Die betroffenen Terminals sollen im Laufe des Tages alle wieder hochfahren. Auch die Reederei Hapag-Lloyd ist betroffen. „Wir benutzen die Software nicht. Aber unsere Schiffe liegen an den Containerterminals, an denen es zu den Ausfällen gekommen ist“, sagte ein Sprecher.
Uniklinik Schleswig-Holstein noch bis Montag mit Problemen
13.20 Uhr: Laut einer Mitteilung der Universitätsklinik Schleswig-Holstein wird die Patientenversorgung schrittweise wieder erweitert, sodass spätestens am Montag der Normalbetrieb wieder hergestellt ist. Dann sollen auch geplante Eingriffe wieder durchgeführt werden und die Ambulanzen wieder öffnen.
Gratis-Wasser für Wartende am Hamburg-Airport
13.06 Uhr: Das Personal am Eurowings-Schalter in Hamburg hat damit begonnen, Wasser an die Wartenden zu verteilen. Die Freundinnen Felicitas und Patricia stehen schon seit anderthalb Stunden in der Schlange. Sie wollen nach Stockholm. Zwar hätten sie am Vorabend online eingecheckt, „aber das ist jetzt alles ungültig“, sagt Felicitas. Trotzdem: „Wir sind optimistisch, dass wir unseren Flug noch kriegen“, sagt Patricia. Das Personal am Flughafen habe ihnen Mut gemacht. „Ich habe das Gefühl, es läuft mittlerweile alles sehr geregelt ab“, sagt die Hamburgerin.
Gisela Möller und ihr Mann Hans-Peter warten seit 11.30 Uhr am Flughafen. Sie sind extra früher gekommen. „Wir wollen nach Amerika fliegen, über London.“ Doch der Eurowings-Flug nach Heathrow wurde gestrichen. „Jetzt verpassen wir wohl unseren Anschluss in London“, so Möller. Man habe ihnen angeboten, einen Ersatzflug über eine andere Airline, die nicht von der IT-Störung betroffen ist, zu buchen, sagt die Seniorin. „Das Personal ist sehr hilfsbereit und freundlich.“
Unterdessen hat Eurowings eine Liste mit allen ausfallenden Flügen veröffentlicht.
Lkw im Hamburger Hafen können nicht abgefertigt werden
12:59 Uhr: Lkw-Fahrer im Hamburger Hafen berichten am Vormittag von Abfertigungsproblemen beim Terminal-Betreiber Eurogate und langen Schlangen. Eine Stellungnahme des Unternehmens steht dazu derzeit noch aus.
Beim Terminal-Betreiber HHLA und bei der Hamburger Hafenbehörde HPA gibt es nach eigenen Aussagen keine Probleme.
Uniklinik Schleswig-Holstein: Kein Zugriff auf Patientendaten
12.27 Uhr: Durch die Computerausfälle hatte das Personal im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein zeitweilig keinen Zugriff mehr auf Patientenakten und auf Bilder wie zum Beispiel Röntgen- oder Computertomografieaufnahmen im OP. „Aber so langsam regenerieren sich die Systeme wieder. Wir fahren langsam wieder hoch“, sagte UKSH-Sprecherin Anna Dammrich-Warth. Es bleibe aber dabei, dass die Ambulanzen für heute geschlossen sind und geplante Operationen heute nicht stattfinden.
Flughafen Hamburg: Lange Schlangen vor Eurowings-Schalter
12.00 Uhr: Vor den Schaltern von Eurowings am Airport Hamburg im Terminal 1 haben sich lange Schlangen gebildet. Hunderte Menschen stehen an, Passagiere haben Angst, ihre Anschlüsse zu verpassen. Der Online-Check ist bei vielen ungültig. Viele Fluggäste sind genervt, aber die Stimmung ist dennoch überraschend entspannt. Eine Durchsage informiert über die Probleme beim Check-In.
„Derzeit sind die Check-ins und Boarding-Prozesse bei Eurowings beeinträchtigt. Ein Online-Check-in ist derzeit nicht möglich. An der Behebung der Störung wird mit Hochdruck gearbeitet“, heißt es dazu von der Airline. Es müsse im Tagesverlauf mit Verspätungen und Flugstreichungen gerechnet werden.
Hamburger Flughafen berichtet von Verspätungen
11.35 Uhr: Bis 11 Uhr kam es am Hamburger Flughafen – wenn überhaupt – nur zu überschaubaren Verspätungen bei den Starts von maximal einer halben Stunde. Laut Homepage des Flughafens gab es die größten Verspätungen bisher bei einer Turkish-Airlines-Maschine nach Istanbul, die statt wie geplant um 7.15 Uhr erst um 8.44 Uhr abheben konnte, sowie für einen Eurowings-Flug nach Porto, der statt um 6.25 Uhr erst um 7.56 Uhr stattfand. Auch bei den Landungen gab es bis 11 Uhr kaum Auffälligkeiten.
Designer-Outlet Neumünster von Ausfällen betroffen
11.47 Uhr: Das Designer-Outlet-Center Neumünster ist zumindest teilweise von dem weltweiten Ausfall des Microsoft-Betriebssystems betroffen, hieß es. In vereinzelten Geschäften – konkret bei Nike, Schiesser und Ecco – sei aktuell lediglich Barzahlung möglich. Allerdings gebe es im Center einen Geldautomaten, der weiterhin voll funktionsfähig sei. Einkäufe könnten uneingeschränkt getätigt werden.
Hamburger Behörden von Problemen bislang verschont
10:59 Uhr: Hamburger Behörden und Verwaltung sind von den weltweiten IT-Problemen nicht betroffen, wie der stellvertretende Senatssprecher Dennis Heinert auf Anfrage erklärte. Crowdstrike, der Anbieter von Sicherheitslösungen vor allem für Firmenkunden, wird nach Abendblatt-Informationen in der Hamburger Verwaltung nicht eingesetzt.
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sagt Operationen ab
10.53 Uhr: Wegen der großflächigen technischen Störung sagt das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein heute alle geplanten Operationen an ihren Standorten in Kiel und Lübeck ab. Das teilte die Klinik auf ihrer Internetseite mit. Auch die Ambulanzen blieben geschlossen. „Die Versorgung der Patientinnen und Patienten im UKSH ist gesichert, ebenso die Notfallversorgung.“
Die Krankenhäuser von Asklepios, größter Klinikbetreiber in Hamburg, sind nach jetzigem Stand nicht betroffen, wie ein Sprecher auf Anfrage erklärte.
Vier Airlines am Hamburger Flughafen von Problemen betroffen
9.55 Uhr: Pünktlich zum Urlaubsstart im Norden stören weltweite Probleme bei den Computersystemen auch die An- und Abflüge bei Airlines am Hamburger Flughafen. Vier Fluggesellschaften seien in Hamburg betroffen, sagte eine Sprecherin des Flughafens. Es seien Eurowings, Ryanair, Vueling, Turkish Airlines. Die Fluggesellschaften würden die Tickets zunächst händisch ausstellen. Auf Anfrage des Abendblatts hieß es, dass Systeme des Flughafens von den Ausfällen nicht betroffen seien, sagte Flughafen-Sprecherin Katja Bromm. Allerdings sei eins von mehreren Ticketing-Systemen betroffen, das von vier Fluggesellschaften in Fuhlsbüttel genutzt wird. Daher könne es bei einigen Flügen zu Verspätungen kommen.