Hamburg. Studie zeigt, wie Banken und Sparkassen auf Zinssenkung der Europäischen Zentralbank reagieren. Was Hamburger Geldinstitute bieten.
Viele Sparer dürften es bemerkt haben. Seit der jüngsten Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) haben viele Privatbanken und Sparkassen ihre Zinsen auf das bei den Bundesbürgern so beliebte Tagesgeld zum Teil deutlich reduziert. Nach einer Analyse des Vergleichsportals Verivox fielen die Tagesgeld-Zinsen seit Anfang Juni bei mindestens 64 von 765 untersuchten Kreditinstituten – das sind immerhin acht Prozent. Interessant: Der Zins für Immobilien- und Ratenkredite ist seitdem nicht nachhaltig gesunken.
Geldanlage Hamburg: Sparzinsen sinken, Bau- und Kreditzinsen bleiben aber hoch
Überregionale Banken bieten aktuell im Schnitt 1,69 Prozent auf Tagesgeld, Anfang Juni waren es noch 1,72 Prozent. Die Sparkassen (0,62 Prozent) und die regionalen Genossenschaftsbanken (0,64 Prozent) zahlen im Durchschnitt sogar deutlich niedrigere Zinsen. Bei der Hamburger Sparkasse gibt es derzeit aufs Tagesgeld bis 50.000 Euro ein Prozent Zinsen, darüber hinaus sind es noch 0,6 Prozent. Die Sparda-Bank Hamburg zahlt sogar nur maximal 0,3 Prozent, abhängig von der Höhe des Guthabens. Und die Hamburger Volksbank bietet gar kein separates Tagesgeld mehr für Neukunden offensiv an.
Das zahlen Haspa, Sparda-Bank und Hamburger Volksbank
Auch beim Festgeld sinken die Zinsen bundesweit zumindest leicht: Der durchschnittliche Zinssatz mit zwei Jahren Laufzeit liegt aktuell bei 2,79 Prozent. Auf ihrem vorläufigen Höhepunkt im vergangenen November waren es noch 3,39 Prozent – also 0,6 Prozentpunkte mehr. Hier können sich Haspa-Kunden bei einer zweijährigen Anlage pro Jahr 2,2 Prozent Zinsen sichern, bei der Sparda-Bank sind es 2,5 Prozent, und die Volksbank geht mit einem komplizierten Festgeld-Angebot an den Start, bei dem unter anderem zwischen Kunden mit und ohne ein sogenanntes Hausbank-Modell unterschieden wird.
Versprochen werden aber zumindest 2,2 Prozent auf der Homepage. Allerdings heißt es auf Nachfrage: Ein Zwei-Jahres-Festgeld habe man nicht im Angebot. Interessant: Ab fünf Jahren Anlagedauer bietet die Haspa einen jährlichen Zins von 2,7 Prozent und liegt damit weit über dem bundesweiten Durchschnitt
Bei den Kreditzinsen zeigt sich derweil bundesweit ein anderes Bild als beim Tages- und Festgeld. Weder bei Ratenkrediten noch bei Immobiliendarlehen sind die Zinsen nach der Analyse in Folge der EZB-Entscheidung gesunken. Wer im Juli über Verivox einen Ratenkredit aufgenommen hat, zahlt dafür bisher im Mittel 6,89 Prozent Zinsen. Gegenüber dem Vormonat entspricht dies einem leichten Anstieg um 0,14 Punkten. Auf ihrem vorläufigen Höchststand im vergangenen Dezember lagen die Ratenkredit-Zinsen bei 7,27 Prozent.
Teure Kredite, geringe Zinsen aufs Ersparte
„Seit Ende letzten Jahres bewegen sich die Ratenkreditzinsen in der Tendenz wieder deutlich nach unten. Dass die Zinsen zuletzt dennoch wieder leicht angezogen sind, liegt daran, dass mehrere Banken nach der Notenbankentscheidung ihre Kriterien für die Kreditvergabe gelockert haben“, sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. „Somit können nun auch Verbraucherinnen und Verbraucher einen Kredit aufnehmen, die aufgrund ihrer Bonität zuvor keine Finanzierungszusage erhalten hätten. Wegen des größeren Risikos verlangen die Banken bei diesen Krediten aber vergleichsweise hohe Zinsen.“
Auch die Zinsen für Baufinanzierungen sind nach der EZB-Entscheidung im Juni nicht nachhaltig gesunken. Aktuell liegen die Zinsen für Immobilienkredite mit zehn Jahren Zinsbindung nach der neuen Studie bei 3,71 Prozent. Für Darlehen mit 15-jähriger Zinsbindung müssen Eigenheimerwerber 3,85 Prozent Zinsen zahlen. Damit befinden sich die Zinsen in etwa auf der gleichen Höhe wie Anfang Juni.
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„Auch in den kommenden Wochen dürften sich die Bauzinsen ungefähr auf dem aktuellen Niveau halten“, sagt Maier voraus. Denn die Entscheidungen der EZB würden die Entwicklung der Bauzinsen nur mittelbar und längerfristig beeinflussen. Ausschlaggebend sei vor allem, zu welchen Kosten sich die Banken am Kapitalmarkt refinanzieren könnten. Und dort seien zwei bis drei Leitzinssenkungen in diesem Jahr bereits eingepreist.