Hamburg. Weniger Gewinn und ein Sparprogramm beim Flugzeugbauer: Welche Folgen das für Anleger hat. Soll man jetzt verkaufen?
Am Abend des 24. Juni kam die Nachricht, die den Börsenkurs von Airbus auf Talfahrt schickte. Der Flugzeugbauer senkte seine Jahresprognosen für Auslieferungen und Gewinnerwartungen und drosselte zudem das Tempo für das Hochfahren der für Hamburg so wichtigen A320-Produktion. Im nachbörslichen Handel verlor die Aktie deutlich – und auch in den drei Wochen bis heute hat sie sich davon nicht umfassend erholt.
Vor der Gewinnwarnung waren die Anteilsscheine am 24. Juni mit 148,86 Euro aus dem Handel gegangen. In den Folgetagen folgte ein Absturz auf das Tief von 128,26 Euro. Am Dienstagmittag notierten sie bei knapp 133 Euro. Bleibt unterm Strich ein Minus von rund zehn Prozent. Das historische Hoch liegt bei 171,58 Euro deutlich höher.
Airbus: Trotz Sparkurses – Gewinnwarnung belastet Aktie weiter
Selbst die Medienberichte über ein aufgelegtes Sparprogramm konnten den Aktienkurs in den vergangenen Tagen nicht nach oben bewegen. „Wir werden jeden Stein umdrehen und alle unsere Kosten ohne Tabus genau unter die Lupe nehmen“, hatte Flugzeugspartenchef Christian Scherer in einer Rundmail an die Mitarbeiter, davon etwa 18.000 Festangestellte in Hamburg, geschrieben.
Der Konzern bestätigte die Existenz eines Verbesserungsprogramms – ein angestrebtes Sparvolumen wurde aber nicht genannt. Häufig beflügeln solche Ankündigungen den Börsenkurs. Die vereinfachte Logik dahinter: Geringere Kosten könnten sich in mehr Gewinn niederschlagen, sodass der Gewinn pro Anteilsschein steigt – das ist tendenziell gut für Aktionäre.
Airbus-Aktie: Hamburger Berenberg-Bank rät zum „Verkaufen“
Die Hamburger Privatbank Berenberg folgte dieser Annahme nicht. Sie bestätigte sogar ihre Einschätzung „Verkaufen“ für die Anteilsscheine und beließ das Kursziel auf 115 Euro. Angesichts des schwachen Jahresauftakts, der Gewinnwarnung und des nun aufgelegten Sparprogramms falle es schwer zu glauben, dass die Aktie das aktuelle Kursniveau in den nächsten Tagen, Wochen und zwölf Monaten halten könne.
Nach einer Übersicht des Internetportals finanzen.net ist der Berenberg-Experte mit seinem Urteil aber allein. Von zehn Analysten, die den DAX-Konzern bewerten, rät einer zum „Verkaufen“, zwei zum „Halten“ und sieben zum „Kaufen“.
Zwei Banken aus Nordamerika halten Airbus-Aktien für aussichtsreich
Zu den Optimisten für die Titel gehört Goldman Sachs. Die US-Investmentbank sieht 160 Euro perspektivisch als fairen Wert der Aktie an. Allerdings senkte das Geldhaus das Kursziel, und zwar deutlich von 187 auf 160 Euro. Begründet wurde dies von Analyst Victor Allard mit einer insgesamt vorsichtigeren Erwartungshaltung mit den Geschäften in der kommerziellen Luftfahrt.
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Die kanadische Bank RBC bleibt hingegen bei der Einschätzung „Outperform“ und belässt das Kursziel bei 180 Euro. Zwar gebe es Probleme in den Lieferketten und daher Risiken bezüglich der Auslieferungen im zweiten Halbjahr. Positiv wirke sich aber das Anziehen des Wartungsgeschäfts aus, so Analyst Ken Herbert.
Airbus will unterm Strich im Gesamtjahr operativ 5,5 Milliarden Euro verdienen
Airbus hatte vor gut drei Wochen angekündigt, in diesem Jahr statt zuvor geplanter rund 800 Auslieferungen von Verkehrsflugzeugen nur noch etwa 770 anzustreben. Der operative Gewinn solle von der einst angekündigten Spanne um ein bis 1,5 Milliarden Euro niedriger ausfallen und noch bei etwa 5,5 Milliarden Euro liegen. Zudem soll die Fertigung der A320-Produktion ein Jahr später und damit erst 2027 auf die Rate von 75 Stück pro Monat hochgefahren werden.