Hamburg. Selbst wenn sich die Hafenarbeiter mit ihrer Maximalforderung durchsetzen würden, können sie nicht gewinnen. Die Gründe.
Abgesehen davon, dass das gewaltsame Ausufern der Demonstration vor dem Besenbinderhof absolut unverzeihlich ist, so ist es doch Ausdruck der verfahrenen Situation, in der der Tarifstreit der deutschen Seehäfen steckt: nach sieben ergebnislosen Verhandlungsrunden, die zum Teil jeweils acht und mehr Stunden dauerten und nach drei Streiks – die ersten seit 44 Jahren – von denen der aktuelle den Hamburger Hafen für mehrere Tage lahmlegt.
Beide Seiten, sowohl Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber, tragen Verantwortung für das entstandene Chaos. Die Gewerkschaft Ver.di wirft den Arbeitgebern vor, sich in der Frage der Löhne und Gehälter im Hafen zu wenig zu bewegen. Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) sagt, Ver.di würde sich in den Verhandlungen überhaupt nicht bewegen.
Streik: Arbeitnehmer können nicht gewinnen
Beide Parteien haben gute Argumente auf ihrer Seite: Die Hafenbetriebe stehen unter einem ungeheuren Kostendruck, ausgelöst durch die scharfe Konkurrenz mit Rotterdam und Antwerpen sowie der Marktmacht der Reedereien, die die Preise diktieren können. Wenn die Unternehmen nun viele Millionen Euro mehr für Löhne und Gehälter aufbringen müssen – verschärft sich die finanzielle Situation. Wenn andererseits das Lohnplus nicht dazu ausreicht,der Inflation zu begegnen, ist verständlich, dass die Gewerkschaft nicht zustimmen kann.
Die Crux ist, dass die Arbeitnehmer nicht gewinnen können – ganz gleich, ob sie sich mit ihrer Maximalforderung durchsetzen. Die Konsequenz aus diesem Arbeitskampf wird sein, dass die Automatisierung des Hafenumschlags noch stärker voranschreitet als ohnehin schon. Am Ende steht also Arbeitsplatzabbau. Das ist die bittere Wahrheit dieses Streits.