Hamburg. Kosmetikstudios sind wieder geöffnet. Doch die Kette Adam & Eve leidet unter Umsatzeinbußen. Das sind die Gründe.

Plexiglasscheiben trennen die Kundinnen auf den erhöhten Sesseln bei der Pediküre voneinander, ohnehin ist hier bei Adam & Eve nur jeder zweite Platz besetzt. Die Mitarbeiterinnen tragen Mundschutz und Handschuhe – wie allerdings auch schon vor Corona. Es hat sich in Sachen Hygiene gar nicht so viel geändert in Kosmetikstudios, nur eines ist anders als vor der Pandemie: Viele Kunden bleiben weg.

„Wir erleben in einigen Filialen einen Umsatzrückgang von einem Drittel“, sagt Filiz Christoph, Inhaberin der Studiokette Adam & Eve. Besonders an den Standorten, in deren Nachbarschaft hauptsächlich Büros und Firmen sitzen, sei der Einbruch drastisch. Betroffen seien etwa die Filialen von Adam & Eve in der Steinwegpassage in der City, aber auch in den Einkaufszentren wie dem EEZ oder dem Phoenixcenter. „Wir merken, dass die Leute im Homeoffice arbeiten und gar nicht in die Stadt fahren“, begründet die Chefin die Zurückhaltung der Kunden.

Weniger Kunden in Hamburger Kosmetikstudios

Nicht nur die Studios, in denen sich die Hamburger die Wimpern färben oder eine Maniküre machen lassen, spüren die Einbußen. Auch die Nachfrage nach Make-up ist wegen der Krise gesunken. Die Branche klagt über deutliche Umsatzrückgänge, vor allem im April. Der Kosmetikverband VKE spricht für diesen Monat von einem Minus von 60 Prozent. Hauptgrund sind die geschlossenen Geschäfte, Friseure und Kosmetikstudios. „Der Online-Handel konnte nicht alles auffangen“, sagte Geschäftsführer Martin Ruppmann.

Und bisher komme keine richtige Kauflaune auf, ergänzt der Branchenkenner. Selbst ein gutes Weihnachtsgeschäft könne die Verluste nicht mehr ausgleichen. Der VKE geht deshalb davon aus, dass die Unternehmen in diesem Jahr durchschnittlich 20 Prozent weniger Umsatz haben werden.

Kosmetikstudios: Die Filialen sind montags sogar geschlossen

Für Filiz Christoph, die sich nach Stationen als Erzieherin und einem Design-Studium mit Adam & Eve selbstständig machte, liegen die Gründe für die Kosmetik-Flaute auf der Hand. „Sehen und gesehen werden, der Wunsch, aufzufallen, das alles ist doch derzeit kaum noch Teil unseres Alltags“, sagt die 46-Jährige. Schließlich gebe es kaum Anlässe dafür wie Geburtstage oder Hochzeitsfeiern. Selbst bei Restaurantbesuchen hielten sich viele Menschen noch zurück.

„Und auch die Kundinnen, die sich sonst vor dem Urlaub am Meer noch schnell eine Pediküre mit Knallfarben gegönnt haben, fallen nun weg“, sagt die Beauty-Expertin. Denn etliche Menschen hätten ihre Ferien im Süden abgesagt, so dass auch die Möglichkeiten, mit nackten Füßen durch den Sand zu laufen, begrenzt seien.

Für Adam & Eve, die in Hamburg inzwischen neun Filialen betreiben, bringt die Krise damit weiterhin starke Einschnitte mit sich. „Normalerweise würden wir in der Sommersaison 20 zusätzliche Mitarbeiterinnen einstellen“, sagt Filiz Christoph, nun aber komme die Kette ohne aufgestocktes Personal aus – und schließe in den Einkaufszentren sogar an Montagen.

Kosmetikstudios in Hamburg: Auf die Zwangspause folgen Umsatzeinbußen

Die Zeit der teilweise schwachen Erlöse folgt bei den Kosmetikstudios auf eine lange Zwangspause. Schließlich mussten die Läden noch weitaus länger als die Friseursalons schließen. Während die Hamburger sich bereits Anfang Mai wieder die Haare schneiden lassen konnten, waren andere „gesichtsnahe Dienstleistungen“, also etwa das Zupfen von Augenbrauen, noch verboten.

Es war eine schwere Zeit für die Branche, bei etlichen der 1143 bei der Handwerkskammer eingetragenen Kosmetikbetrieben wurden alle Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Erst Mitte Mai durften die Studios wieder öffnen – als eine der letzten Branchen überhaupt, die von den Lockerungen profitieren durften.

Der Typ, der aufgibt, der resigniert oder jammert ist Filiz Christoph trotz all der Hürden nicht. Sie verwirklicht neue Ideen und hält am Wachstumskurs der Kette fest – auch in der Krise. „Wir eröffnen in Berlin einen neuen Standort von ,Docboom‘“, sagt Filiz Christoph. Anfang Oktober soll die Filiale, die für kleine Schönheits-OPs in der Mittagspause steht, im Bezirk Mitte starten, nachdem Docboom bereits in Hamburg seit Ende 2019 erfolgreich arbeitet und hier auch bald um eine neue Filiale am Mühlenkamp in Winterhude erweitert wird. „In Berlin haben wir dann unseren ersten Standort außerhalb von Hamburg“, berichtet die Unternehmerin stolz.

Kosmetik in Corona-Zeiten: Schulungen im Internet sollen die Kunden erreichen

Seit einigen Jahren führt sie die Gruppe gemeinsam mit ihrem Mann Roald, beide fördern das Wachstum der Kette mit viel Kreativität. Denn es ist gleich noch eine Neuheit geplant, die genau die Befindlichkeit der Kunden in Corona-Zeiten treffen dürfte: „Wir bringen in diesen Tagen Tutorials im Internet heraus, die Kosmetikbehandlungen zu Hause ermöglichen“, sagt Roald Christoph.

Unter der Adresse Fleeky.de finden die Kundinnen die kostenlosen Schulungen, auf dem Portal können sie dann auch gleich passende Pakete etwa fürs Wimpernlifting bestellen. Beispiel: 79 Euro kostet dann eine Box, mit der sich die Verbraucherinnen daheim die Augen verschönern können. „Wir hoffen, dass wir damit eine neue Nische erobern können“, sagt Filiz Christoph, die in den vergangenen Tagen noch viel Feinarbeit leisten musste für den neuen Internetauftritt – bevor es auch für sie in den Urlaub geht. Wie bei vielen anderen Hamburgern dieses Mal nicht ans Mittelmeer, sondern an die Ostsee, nach Scharbeutz.