Hamburg. Gewerkschaft fordert 4,5 Prozent mehr Lohn für Beschäftigte im Hamburger Einzelhandel. Es geht in die nächste Verhandlungsrunde.
Die Gewerkschaft Ver.di erhöht in den Tarifauseinandersetzungen im Hamburger Einzelhandel den Druck. Am Montag waren erneut Beschäftigte zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Einen Tag vor der zweiten Verhandlungsrunde am heutigen Dienstag hatten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von H&M Logistik in Allermöhe und Hermes Fulfilment in Bramfeld die Arbeit niedergelegt, um ihren Forderungen nach mehr Gehalt Nachdruck zu verleihen. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich jeweils 100 Mitarbeiter an dem Ausstand.
Bereits am vergangenen Freitag hatte es Warnstreiks gegeben, nachdem die Arbeitgeber laut Ver.di in der ersten Runde der Tarifverhandlungen Mitte Mai kein Angebot für die rund 70.000 Beschäftigten auf den Tisch gelegt hatten. Damals richtete sich der Streikaufruf unter anderem an Mitarbeiter der Lebensmittelhändler Rewe, Penny, Netto, Kaufland, Marktkauf sowie der Buchhandelskette Thalia. Insgesamt hatten sich 150 Beschäftigte beteiligt. Geschäftsschließungen hatte es nicht gegeben.
Hohe Gewinne in Hamburgs Einzelhandel
Die Gewerkschaft fordert unter anderem 4,5 Prozent mehr Gehalt und Lohn, ein rentenfestes Mindesteinkommen von 12,50 Euro pro Stunde sowie eine Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge, damit Dumpingkonkurrenz und Verdrängungswettbewerb nicht zulasten der Mitarbeiterlöhne gehen. Für Unternehmen, die infolge der Corona-Krise Verluste verbucht haben, soll es Sonderreglungen geben.
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„Die Beschäftigten sind enttäuscht und wütend“, sagte Ver.di-Verhandlungsführerin Heike Lattekamp. Trotz der Ängste und Sorgen um ihre Gesundheit und ihre finanzielle Zukunft in der Corona-Pandemie hätten sie im vergangenen Jahr im Verkauf, an der Kasse und im Lager hart gearbeitet und das höchste Umsatzwachstum seit 1994 generiert. Vor allem im Lebensmittel- und im Onlinehandel seien hohe Gewinne erwirtschaftet worden.
Arbeitgeber üben Kritik an Forderungen aus Hamburg
Die Arbeitgeber erneuerten vor den Gesprächen ihre Kritik an den Forderungen. „Wenn man es nüchtern betrachtet, bedeutet das eine Erhöhung der Gehälter um mindestens 6,2 Prozent, in den unteren Gehaltsgruppen sogar um bis zu 26 Prozent“, sagte Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Nord, Dierk Böckenholdt. Es gebe viele Unternehmen, die in der Corona-Krise mit dem Rücken zur Wand ständen. „Die Betroffenheit ist sehr unterschiedlich, dem muss das Tarifergebnis Rechnung tragen“, so Böckholdt. „Mit Maximalforderungen geht das nicht. Dafür brauchen wir eine Menge Fantasie.“