Hamburg. Früherer HWWI-Chef fordert zu maßvollem Umgang mit Hilfsgeldern auf. Tschentscher für „starken Neustart“.

Immerhin rund hundert Gäste durften unter strengen Hygienevorschriften trotz Corona-Pandemie am Wirtschaftsgipfel Eurominds vor Ort in der Bucerius Law School teilnehmen. Weitere Interessierte waren über das Internet, unter anderem über abendblatt.de, zugeschaltet.

Bei der zweitägigen Veranstaltung, die am Donnerstagvormittag begann, diskutieren mehr als 40 Ökonomen, Wissenschaftler, Politiker, Medienvertreter, Bürger und Prominente wichtige aktuelle Fragen: Wie sieht der gemeinsame Weg Europas aus? Was verstehen wir unter der Mobilität der Zukunft? Wie wird sich das Wirtschafts- und Finanzsystem in den nächsten Jahren entwickeln?

Bürgermeister Peter Tschentscher ist Schirmherr der Veranstaltung

Schirmherr der Veranstaltung ist Bürgermeister Peter Tschentscher, der über eine Videobotschaft zu den Teilnehmern und Zuschauern sprach. Er nutzte die Zeit, um für Hamburg zu werben und auf die ersten Impferfolge zu verweisen. „Kultur, Sport und Bildung leben wieder auf. Auch die Wirtschaft bekommt neuen Schwung. Die Auftragsbücher füllen sich. Die Beschäftigung steigt.

Die Nachfrage zieht wieder an, selbst in den stark betroffenen Branchen wie dem Tourismus, der Gastronomie und der Veranstaltungswirtschaft“, so Tschentscher. Der Bürgermeister machte aber in seiner kurzen Ansprache auch deutlich: „Wir brauchen einen starken Neustart nach Corona.“

Diskussionsrunden zu verschiedenen gesellschaftlich relevanten Themen

Im Anschluss an Tschentschers Grußbotschaft gab es Diskussionsrunden zu verschiedenen politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich relevanten Themen. In der Debatte um Europas Zukunft setzte sich der frühere EU-Kommissar Günther Oettinger dafür ein, die Werte der Europäischen Union und die gemeinsamen demokratischen Ziele Europas offensiver zu verteidigen. Er richtete einen Appell an alle Zuschauer: Sie sollten alle in persönlichen Gesprächen für Europa werben.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Die Menschen dürften zudem nicht zu eindimensional auf die eigene „Wagenburg“ schauen und sich auf lokale Begebenheiten und In­teressen konzentrieren. „Nur in einer europäischen Dimension haben wir die Chance, die Welt von morgen mitgestalten zu können“, sagte Oettinger. Die Politiker dürften nicht weiter Europa die Probleme zuschieben und Erfolge national feiern, mahnte der frühere EU-Kommissar. „Wenn wir den bisherigen Weg fortsetzen, wird Europa nie stark.“

Vöpel warnt vor einem allzu großzügigen Umgang mit Staatsgeldern

In der Diskussionsrunde über die Zukunft der Wirtschafts- und Finanzpolitik warnte der ehemalige Direktor des Hamburger Wirtschaftsforschungsinstituts HWWI, Henning Vöpel, vor einem allzu großzügigen Umgang mit Staatsgeldern. „Wir können mit der Staatsfinanzierung nicht beliebig lang weitermachen“, sagte er mit Verweis auf die fiskalpolitischen Hilfen in der Corona-Krise.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Die Haushaltsdisziplin aus der Vor-Corona-Zeit dürfe nicht schwächer werden. Gerade mit Blick auf den EU-Corona-Hilfsfonds verlangte der Ökonom, dass jedes Land, welches Geld aus diesem Topf einfordere, nachweisen müsse, dass dieses auch sinnvoll eingesetzt werde – und zwar für Investitionen, die Wachstum nachhaltig förderten.