Hamburg. Onlinehändler und Baumärkte melden Nachfrage-Explosion – Steigerungen bis zu 1000 Prozent. Bei Geräten gibt es wichtige Unterschiede.
- Heizlüfter gefragt wie nie: Lieferzeiten bereits deutlich erhöht
- Baumärkte bieten Geräte teils erst ab dem Wintersortiment an
- Heizlüfter: Verbraucherzentrale Hamburg warnt vor Stromfressern
Draußen ist Sommer, auch im Norden liegen die Temperaturen teilweise bei mehr als 30 Grad. Trotzdem wächst schon jetzt die Furcht, dass die Heizung im Winter kalt bleiben könnte. Der Ukraine-Krieg und die Sorge um die Energieversorgung verunsichert viele Menschen.
Die Folge: Die Nachfrage nach alternativen oder zusätzlichen Heizmöglichkeiten explodiert gerade. Heizlüfter, Radiatoren, Konvektoren – in dieser Jahreszeit normalerweise eher Ladenhüter – sind gefragt wie nie zuvor.
Beim Onlinehändler Otto heißt es auf Abendblatt-Anfrage: „In den vergangenen zwei Wochen ist die Nachfrage nach elektrischen Heizgeräten im Vergleich zum Vorjahr um 1000 Prozent gestiegen.“ 339 Produkte hat Otto im Angebot. Noch sei alles verfügbar. Allerdings haben sich die Lieferzeiten teilweise bereits deutlich erhöht.
Heizlüfter wegen Gaskrise teilweise ausverkauft
Auch andere Unternehmen registrieren einen ungewohnten Kundenansturm. „Wir haben von Januar bis Juni 2022, verglichen mit demselben Zeitraum im Vorjahr, 61 Prozent mehr Heizlüfter verkauft und fast sechsmal so viele Heizstrahler“, sagt ein Sprecher des Onlinehändlers Galaxus. Auf aktuell 331 Produkte, die als Wärmequelle für Innenräume eingesetzt werden können, ist das Sortiment erweitert worden. Einige Geräte seien bereits ausverkauft, noch gebe es Alternativen.
Deutlich schlechter sieht es aus, wenn man eine Elektroheizung direkt im Geschäft kaufen will. Beim Baumarkt Obi in Altona etwa erklärt ein Mitarbeiter in der Sanitärabteilung, dass Heizlüfter und Co. zum Wintersortiment gehörten und deswegen noch eingelagert oder neu bestellt seien.
Verfügbar sind sie an dem Standort demnach voraussichtlich erst wieder im September. Auch in anderen Filialen zeigt das Internet deutlich reduzierte Bestände.
Kein Nachschub wegen Lieferkettenstörungen
Ähnlich ist die Situation bei der Konkurrenz. „Bauhaus stellt bundesweit eine verstärkte Nachfrage nach alternativen Wärmequellen, darunter fallen Holz- und Pelletöfen sowie jegliche Arten von Elektroheizkörper (mobil und stationär), fest und ist bestrebt, auch weiterhin dieser steigenden Nachfrage in den kommenden Monaten entsprechend der jeweiligen Verfügbarkeit bestmöglich gerecht zu werden“, heißt es ohne konkrete Angaben. Das Problem: Die Störungen in den Lieferketten durch die Corona-Krise verzögern den Nachschub weiterhin deutlich. Niemand weiß, was letztlich wirklich ankommt.
Auch bei den Herstellern sind zahlreiche Geräte, die vor einigen Tagen noch im Internet bestellbar waren, aktuell ausverkauft. „Wir registrieren eine erhöhte Nachfrage“, teilte eine Sprecherin der Groupe SEB mit, zu der die Marke Rowenta gehört.
Das Unternehmen hat sieben Heizlüfter im Angebot und bietet an, Kunden zu benachrichtigen, sobald der Wunschartikel verfügbar ist. Man habe im Sommer nicht mit einer so hohen Nachfrage gerechnet, so die Sprecherin. Eine Anfrage beim spanischen Hersteller Cecotec zur Lieferfähigkeit bis zur Heizperiode blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Heizlüfter und Co. – die Vor- und Nachteile
Dazu kommt: Wer sich mit den elektrischen Heizoptionen beschäftigt, muss sich zwischen Heizlüfter, Radiator und Konvektor entscheiden. Alle Optionen haben Vor - und Nachteile. Heizlüfter sind meist günstig und erwärmen die Luft schnell, sind aber meistens nur für kleine Räume ausgelegt und können laut sein.
Auch Konvektoren brauchen einen Ventilator. Die Heizgeräte übertragen Wärme an die Raumluft, nutzen den thermisch bedingten Aufstieg und sorgen durch Luftzirkulation für den Austausch von kalter und warmer Luft. Radiatoren sind im Prinzip einfach eine mobile Elektroheizung, die geräuschlos arbeitet. Allerdings dauert es deutlich länger, bis es warm wird.
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Das größte Problem bei allen Elektroheizgeräten ist allerdings der hohe Stromverbrauch. Um einen Raum von 25 Quadratmetern im Winter warm zu bekommen, wird eine Leistung von 3000 Watt veranschlagt – mit erheblichen Zusatzbelastungen in der Stromrechnung. „Das kann nur die äußerste Notlösung sein“, heißt es bei der Verbraucherzentrale Hamburg.
Allerdings sind Holz- und Pelletöfen aktuell auch keine Option. Die Wartezeiten bei Ofenbauern und Installateuren betragen bis zu einem Jahr. Zudem sind schon jetzt die Brennstoffe knapp.