Hamburg. Die Landwirte beklagen, dass von den hohen Gewinnen des Handels bei ihnen nichts ankommt – das Unternehmen wehrt sich.

Landwirte haben am Donnerstag mit einer Demonstration vor einem Lager der Handelskette Edeka in Wiefelstede (Landkreis Ammerland/Niedersachsen) auf ihre ökonomische Situation aufmerksam gemacht. Organisiert wurde der Protest von den Initiativen Land schafft Verbindung sowie Freie Bauern. Sie beklagen, dass trotz deutlich steigender Lebensmittelpreise immer weniger Geld auf den Höfen ankomme.

„Die heutigen Proteste können wir nicht nachvollziehen“, sagte Änne Spannuth, Sprecherin von Edeka, denn der Dialog zwischen dem Lebensmittelhandel und der Landwirtschaft laufe und werde selbstverständlich fortgesetzt. Vertreter von Edeka, unter anderem der Zentrale in Hamburg, hätten sich in den vergangenen Monaten aktiv in verschiedene Dialogformate eingebracht.

Landwirtschaft Hamburg: Bauern protestieren für mehr Geld

Der Agrardialog sei jetzt in die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL) überführt worden, damit hätten Handel und Landwirtschaft einen weiteren wichtigen Schritt gemacht, um die verschiedenen Gruppen stärker zusammenzubringen. „Die neue Plattform ermöglicht es, die Ressourcen zu bündeln und weitere Verbände in den Austausch einzubinden“, ergänzte Spannuth.

Der niedersächsische Landvolkpräsident Holger Hennies fordert in diesem Dialog mehr Klarheit: „Wir brauchen in den Verhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel endlich verbindliche Entscheidungen.“ Die ZKHL müsse als Erstes Lösungen für die aktuell dramatische Krise in der Sauenhaltung entwickeln. Die Zahl der Betriebe ist in diesem Bereich dramatisch zurückgegangen. Wenn sich Unternehmen in dem Markt halten, sind es oft Produktionen mit mehr als 100.000 Tieren.

„Was Landwirte seit Generationen machen, hinterfragen viele“

Angesichts der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Änderungen für die Landwirtschaft wirbt die niedersächsische Agrarministerin Barbara Otte-Kinast derweil für einen gesellschaftlichen Dialog. „Es sollen sich alle beteiligen“, sagte die CDU-Politikerin. Ihrer Ansicht nach sind die Bauernproteste Ausdruck wachsender Ansprüche an die Landwirte. Bereits im vergangenen Winter hatte es viele Demonstrationen von Bauern vor den Lagern des Lebensmittelhandels gegeben.

„Die gegenwärtige Wirtschaftsweise ist infrage gestellt, das, was Landwirte seit Generationen machen, das hinterfragen viele, wahrscheinlich auch zu Recht“, sagte Otte-Kinast. Sie sehe ihre Aufgabe darin, einen Dialog zwischen den Landwirten und den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu ermöglichen. Neben der Landwirtschaft sollten sich Natur-, Tier- und Klimaschützer ebenso beteiligen wie Lebensmittelverarbeiter und Verbraucher. Landwirte sähen sich für viele Probleme verantwortlich gemacht, von der Luft- und Wasserverschmutzung bis zum Zustand der Böden. „Aus dieser Rolle müssen wir die Landwirte wieder rausholen, sie wieder zwischen uns setzen.“