Hamburg. Der Hamburger Ökostromanbieter erwartet steigende Heizkosten für die Verbraucher – und baut daher nun den ersten eigenen Solarpark.

Der Hamburger Ökostromanbieter LichtBlick macht seinen Kunden keine Hoffnung auf bald wieder sinkende Rechnungen für Haushaltsenergie – ganz im Gegenteil: Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich nach Einschätzung des Vorstands auf weiter steigende Preise einstellen. Dabei dauere es in der Regel zwölf bis 18 Monate, bis die höheren Einkaufskosten – die laut LichtBlick seit dem Sommer 2021 beim Strom um den Faktor drei und beim Gas um den Faktor vier bis fünf gestiegen sind – tatsächlich bei den Kunden ankommen, sagte Geschäftsführer Enno Wolf.

Mittelfristig sei jedenfalls keine Entspannung am Energiemarkt zu erwarten. Daher sollten die Verbraucher schon heute ihre Abschläge erhöhen und Rücklagen bilden, „um später nicht von hohen Nachzahlungen überrascht zu werden“, sagte Wolf.

Ökostrom: 500 Millionen Euro für Wind- und Solarparks

Auch um sich von den enormen Einkaufspreisschwankungen unabhängiger zu machen, wolle LichtBlick bis zum Jahr 2026 gemeinsam mit dem niederländischen Mutterkonzern Eneco 500 Millionen Euro in den Bau und den Erwerb von Wind- und Solarparks in Deutschland mit einer Gesamtkapazität von bis zu einem Gigawatt investieren, sagte LichtBlick-Chef Constantin Eis.

Voraussichtlich im Sommer beginne die Errichtung eines ersten eigenen Solarparks mit 3,9 Megawatt Kapazität. Schon jetzt werden 15 Prozent des Stromabsatzes nicht durch Käufe am freien Markt abgedeckt, sondern durch feste Lieferverträge mit den Betreibern von 116 Wind- und acht Solarparks in Deutschland, fast alle davon in der Nordhälfte der Bundesrepublik.

Bis 2026: 25.000 autarke Häuser

Angesichts der dramatisch gestiegenen Energiepreise und der „Versorgungsangst“ infolge der Ukraine-Krise nimmt nach Angaben von Eis die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeichern und Wärmepumpen in Deutschland deutlich zu. Vor diesem Hintergrund will LichtBlick zu einem „Komplettanbieter“ für alle diese Bereiche werden.

Bis 2026 sollen rund 25.000 autarke Ein- und Zweifamilienhäuser zu einem „virtuellen Kraftwerk“ vernetzt werden, das die CO2-Bilanz minimiert und außerdem überschüssigen Strom an der Energiebörse verkauft. Hingegen plant LichtBlick „mittelfristig“ ein Ende des Vertriebs von Gas-Verträgen, bestehende Verträge sollen aber auch künftig weiter erfüllt werden.

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Nach dem kräftigen Wachstum im Geschäftsjahr 2020 um mehr als 60 Prozent wegen der Übernahme des Heizstromgeschäfts von E.on hat der Umsatz von LichtBlick im Jahr 2021 nur um zwei Prozent auf 1,14 Milliarden Euro zugenommen. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte zwar um 28 Prozent auf 60 Millionen Euro. Der „Löwenanteil“ dieser Verbesserung beruhte nach Firmenangaben aber auf einem positiven Sondereffekt aus einem juristischen Vergleich. Man sei zuversichtlich, in diesem Jahr ein Ergebnis in ähnlicher Höhe erzielen zu können, hieß es.

Im vorigen Jahr war LichtBlick den Angaben zufolge für 565.112 Tonnen CO2 verantwortlich. Dies resultiert überwiegend aus dem Gasverkauf – zwar kompensiert das Unternehmen mittels Ausgleichszertifikaten die Klimaauswirkungen des Gases, die CO2-Bilanzierung erfolgt aber vor der Kompensation. Ökostrom sei zwar in der Erzeugung CO2-frei, beim Transport und beim Anlagenbau fielen aber Klimagase an. Bis 2035 will LichtBlick klimaneutral sein.