Hamburg. Die neue Verordnung sorgt für vorgezogene Käufe im Einzelhandel. Ab Sonnabend rechnet die Branche mit erheblichen Verlusten.

Nils Hartfelder hat seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Alarmbereitschaft versetzt. „Alle, die in den nächsten Tagen arbeiten können, werden arbeiten müssen. Ich bin überzeugt, dass in unseren Geschäften bis Freitag die Hölle losbricht“, sagt der Unternehmer, der in Hamburg sieben Spielwarenläden betreibt.

Denn nachdem der Senat beschlossen hat, dass ab Sonnabend in den meisten Geschäften die 2G-Regel gilt, haben nicht geimpfte und nicht von einer Corona-Infektion genesene Kunden nur noch bis Freitag Zeit, Weihnachtsgeschenke zu kaufen.

Schon am Mittwochvormittag wurden die Folgen sichtbar: „Vor der Filiale im Tibarg-Center standen vor Geschäftsöffnung um die 25 Kunden in der Schlange, für gewöhnlich sind es fünf.“

Corona: Hamburg bereitet sich auf 2G vor

Der Spielwarenhändler bereitet jetzt die Kontrollen in den Filialen vor, die es von Sonnabend an geben wird. „Wir besorgen Tische, die vor den Geschäften aufgestellt werden, und Absperrkordeln für die Kundenschlangen.“ Parallel dazu werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgewählt und geschult, die Impfnachweise und Personalausweise kontrollieren werden. „Es gibt ja Kunden, die anfangen zu diskutieren. Da muss man ruhig bleiben.“

Die Filialen des Unternehmens liegen in Einkaufszentren. Hartfelder hätte sich gewünscht, dass die Kontrollen bereits am Center-Eingang stattfinden würden. Doch das hätten die Betreiber abgelehnt, sagt er. Lucas Nemela, der Sprecher des Hamburger Einkaufscenterbetreibers ECE, sagt dazu: „Kontrollen am Eingang unserer Einkaufszentren sind nicht möglich, weil es in ihnen sowohl Geschäfte gibt, in denen künftig die 2G-Regel gilt, als auch Supermärkte, die von Kunden weiter ohne Kontrolle betreten werden dürfen.“

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ECE plant nun einen zentralen Servicepunkt in jedem Center, an dem die Nach- und Ausweise der Kunden kon­trolliert werden. Die erhalten dann ein tagesaktuelles Armbändchen und dürfen ohne weitere Kontrolle in alle 2G-Geschäfte im Center. „In anderen Bundesländern machen wir das bereits, es klappt gut“, sagt Nemela. Diese Lösung werde derzeit mit der Gesundheitsbehörde abgestimmt. „Wir würden sie gerne schon am Wochenende umsetzen, noch ist allerdings unklar, ob das möglich sein wird“, so der ECE-Sprecher.

2G in Hamburg: Unsicherheit macht sich breit

„Die Einzelhändler stehen jetzt vor der enormen Herausforderung, die neuen Regeln bis Sonnabend umzusetzen“, sagt Hamburgs Citymanagerin Brigitte Engler. Aktuell gebe es noch einige Unsicherheiten. Beim Modehändler Peek & Cloppenburg steht das Konzept bereits. Kontrolliert werde – etwa im Stammhaus an der Mönckebergstraße – jeweils an allen bestehenden Eingängen eines Geschäfts.

Dort seien das Scannen des QR-Codes und die Personalausweiskon­trolle unkompliziert möglich, heißt es. Das Unternehmen setzt dabei eigenes Personal ein. Jürgen Weitz, Inhaber des gleichnamigen Porzellangeschäfts am Neuen Wall, hat dagegen einen Sicherheitsdienst beauftragt. „Das sind enorme zusätzliche Kosten“, sagt er. Trotzdem sei alles besser, als im Weihnachtsgeschäft den Laden schließen zu müssen.

Deutliches Weihnachts-Minus wegen 2G?

Branchenvertreter hatten die neuen Regeln für den größten Teil der Geschäfte schon gleich nach der Senatsentscheidung kritisiert. „Das Weihnachtsgeschäft sollte eigentlich ein Umsatzbringer sein, jetzt kann es zum Minusgeschäft werden“, sagte der Präsident des Handelsverbands Nord, Andreas Bartmann. Nach seiner Prognose ist mit einem Umsatzminus von 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum Dezember 2019 zu rechnen.

Auch Spielwarenhändler Hartfelder fürchtet, dass nach einem kurzen Ansturm ungeimpfter Weihnachtsgeschenke-Käufer bis Freitag der Umsatz danach einbricht. „Ich rechne mit einem Minus von bestimmt 30 Prozent“, sagt er – und ergänzt: „Wegen der nun notwendigen Kontrollen werden wir gleichzeitig aber höhere Personalkosten haben.“