Hamburg. Das weltweit bekannte Miniatur Wunderland gewinnt in der Kategorie Aufsteiger
Manchmal wundern sie sich selbst darüber, wie sich alles entwickelt hat. Wie aus ihrer kleinen Idee ein großes Wunder geworden ist. Sie, das sind die Zwillingsbrüder Frederik und Gerrit Braun (50), die Gesichter des Miniatur Wunderlandes. Und der in der Öffentlichkeit viel weniger präsente Mitgründer und Teilhaber Stephan Hertz (51). Gemeinsam wurden sie als „Aufsteiger“ ausgezeichnet. Der Businessplan für die heute größte Modelleisenbahn der Welt wurde von dem Erfolgstrio, das zuvor die Diskothek Voilà und ein Plattenlabel betrieben hatte, auf gerade mal zwei DIN-A4-Seiten skizziert – inklusive Finanzierungsplan.
Die Idee zu dem ungewöhnlichen Geschäftsmodell hatte Frederik Braun. Er, der im Gegensatz zu seinem Bruder durch das Abi gerasselt war und seinen Ausbildungsplatz nur einer pfiffigen Anzeige verdankt, die er damals schaltete. Bis heute probiert er immer wieder, sich den Moment ins Gedächtnis zu rufen, mit dem alles begann. Diesen Moment im Jahr 2000 während eines Kurzurlaubs in der Schweiz. Als er vor dem winzigen Schaufenster eines Modellbahnladens steht und sich plötzlich daran erinnert, wie er und sein Zwillingsbruder früher in der Wohnung Eisenbahnschienen verlegten und ihre eigene Welt schufen. Wie sie immer davon träumten, einmal in zwei Doppelhaushälften nebeneinander zu wohnen und im Keller die Wände einzureißen, um dort eine gigantische Eisenbahnanlage aufzubauen. Und peng! Plötzlich war da diese Vision! Warum nur zu Hause im Keller bauen? Und nicht größer? Richtig groß. Die größte auf der Welt.
Der Rest ist Geschichte. Mit seinem Enthusiasmus überzeugte Freddy Braun Bruder Gerrit und Freund Stephan Hertz, dann seinen Bankberater, ihnen zwei Millionen Mark Kredit zu geben – und schließlich Touristen aus der ganzen Welt. Mehr als eine Million sind es jährlich. Dabei hatten sie am Anfang mal von 1000 am Tag geträumt. Ihr Erfolgsmodell, sagt Gerrit Braun, sei Spieltrieb gepaart mit Perfektionismus.
Immer wieder erleben sie, dass ihnen Unternehmensberater Tipps geben wollen. Ihnen raten, wirtschaftlicher zu agieren. Die Anzahl ihrer Mitarbeiter zu reduzieren. Die Preise zu erhöhen. Umgesetzt haben sie noch nie etwas davon.
„Das Prinzip Unwirtschaftlichkeit“ hat es der kleine Bruder der Braun-Zwillinge mal beschrieben. Im ersten Moment haben sie sich darüber geärgert. Doch dann haben sie erkannt, dass vielleicht genau das sie ausmacht. Ihren Erfolg ausmacht. Dass es ihnen nicht um den Profit geht, sondern um das Produkt. Ihr Projekt. Für sie ist der Weg das Ziel. Ganz einfach! Alles andere haben sie nicht in der Hand. Das sei einfach ein Wunder.