Hamburg. Unternehmen Hamburg Energie begründet Erhöhung mit gestiegenen Kosten. So reagierte ein Abendblatt-Leser darauf.

Für Jürgen S.* war es ein Schock. Sein Strom, den er von Hamburg Energie bezieht, wird vom 1. Februar an um 15 Prozent teurer. „Mit einem solchen Preisanstieg hatte ich nicht gerechnet“, sagt der Hamburger Familienvater. Künftig muss er im Tarif Strandperle 30,55 Cent je Kilowattstunde (kWh) zahlen. Bisher waren es nur 26,59 Cent/kWh. Auch der monatliche Grundpreis steigt um 16 Prozent auf 9,75 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 4300 kWh verteuert die Preiserhöhung seine Stromrechnung um knapp 190 Euro.

Hamburg Energie erhöht Strompreis

Hamburg Energie bestätigt auf Anfrage die Preiserhöhungen. Das Unternehmen begründet sie mit gestiegenen Abgaben wie der Umlage für erneuerbare Energien und der Netzentgelte für die Durchleitung des Stroms. „Hinzu kommt der Anstieg der Preise am Strommarkt um fast 50 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre“, heißt es in einem Schreiben von Hamburg Energie an den Kunden, das dem Abendblatt vorliegt.

Auch der Preis für den etwas günstigeren Tarif Elbstrand steigt. Der Preis für eine Kilowattstunde wird um 15,5 Prozent auf 29,55 Cent/kWh erhöht, der monatliche Grundpreis ebenfalls um 16 Prozent auf 9,75 Euro. Beide Tarife sind reine Ökostromtarife.

Durchschnittliche Erhöhung bei sechs Prozent

Hamburg Energie beziffert die durchschnittliche Erhöhung der Strompreise allerdings nur mit sechs Prozent. Den Unterschied zu den dem Abendblatt vorliegenden Erhöhungen aus den Briefen an die Kunden begründet das Unternehmen mit unterschiedlichen Ausgangspreisen und Verbrauchsmengen der Kunden. „Daher variieren die Erhöhungen vertragsindividuell“, sagt eine Sprecherin von Hamburg Energie. „Die Kunden kommen zu unterschiedlichen Zeiten zu Hamburg Energie und in Abhängigkeit von der Preisgarantie erfolgen die Preisanpassungen dann zu unterschiedlichen Zeitpunkten.“ Wie viele Kunden jetzt eine Preiserhöhung erhalten, konnte der Versorger nicht sagen. Insgesamt hat das städtische Unternehmen, das Strom und Gas bereitstellt, 150.000 Kunden.

90.000 Kunden waren bereits im Mai von einer Erhöhung des Strompreises bei Hamburg Energie betroffen. Zuletzt hatte das Unternehmen die Gaspreise um bis zu 20 Prozent erhöht. Der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick erhöht die Strompreise zum 1. Januar 2020 um neun Prozent.

Preiserhöhungswelle mit 500 Grundversorgern

Gegenwärtig rollt eine Preiserhöhungswelle auf die Verbraucher zu. Knapp 500 Grundversorger erhöhen zum Jahreswechsel den Strompreis oder haben dies kürzlich bereits getan, ermittelte das Vergleichsportal Check24. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 5,4 Prozent und betreffen bundesweit rund 3,5 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 84 Euro pro Jahr. „Verbraucher müssen sich langfristig auf hohe Stromkosten und weitere Preissteigerungen einstellen“,sagt Lasse Schmid, Geschäftsführer Energie bei dem Vergleichsportal.

„Der Preisanstieg beim städtischen Stromversorger ist weit höher als der durchschnittliche Anstieg im Markt“, sagt Michael Kruse, Fraktionsvorsitzender der FDP in der Hamburgischen Bürgerschaft. Die Preiserhöhung mache deutlich, dass dem Unternehmen nach wie vor ein funktionierendes Geschäftsmodell fehle. „Es gibt genügend private Ökostromanbieter, die deutlich günstiger am Markt agieren“, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete.

Der neue Strompreis bleibe bis Ende 2021 sicher stabil, verspricht Hamburg Energie Jürgen S. in einem Kundenbrief. „Mehr Sicherheit geht nicht“, heißt es da. Doch S. hat lieber von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht und sich einen neuen Stromlieferanten gesucht. Er wechselt zu Süwag in den Tarif Strom pur und spart so 122 Euro im Jahr, ohne dass er dabei auf die Boni für Neukunden setzt. Dass er im Gegensatz zu Hamburg Energie keinen Ökostrom mehr bezieht, nimmt er in Kauf.

(* Name geändert)