Hamburg. In sechs Stadtteilen müssen schon mehr als 35 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens fürs Wohnen ausgegeben werden. Die Hintergründe.

In 20 Hamburger Stadtteilen müssen Durchschnittsverdiener-Familien mehr als 30 Prozent ihres Haushaltsnettoeinkommens für die Miete ausgeben. Dabei liegt die Wohnkostenbelastung in sechs der Stadtteile (HafenCity, Harvestehude, St. Georg, Ottensen, Groß Flottbek, Rotherbaum) sogar oberhalb von 35 Prozent.

Das geht aus einer Auswertung der Online-Maklerplattform Homeday hervor. „Verbraucherschützer, aber auch Kreditinstitute empfehlen, dass weniger als 30 Prozent des Haushaltseinkommens für Wohnkosten aufgewendet werden sollten“, heißt es dazu von Homeday. Eine Quote von mehr als 30 Prozent könne als „sehr hohe Belastung“ gelten.

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„Der Durchschnittsbürger kann sich das Wohnen in vielen unserer Großstädte nicht mehr leisten“, sagt Steffen Wicker, der Chef von Homeday, zu den Resultaten der Studie. „Die Wohnkosten steigen schneller als das Einkommen vieler Menschen. Für dieses Problem müssen wir eine gemeinsame Lösung finden.“ Ansonsten drohe ein „weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft.“

Steffen Wicker ist Chef der Online-Maklerplattform Homeday.
Steffen Wicker ist Chef der Online-Maklerplattform Homeday. © Homeday | Homeday

Zur Ermittlung der Belastung, die für etliche deutsche Großstädte berechnet wurde, hat Homeday das jeweilige Median-Nettoeinkommen eines Doppelverdienerhaushalts in der Stadt – für Hamburg sind das 4629 Euro – mit der durchschnittlichen Miete einer 95-Qua­dratmeter-Wohnung in einem bestimmten Stadtteil in Beziehung gesetzt. Eine entsprechende Rechnung wurde für Einzelpersonen mit einer Mietwohnung von nur 59 Quadratmetern erstellt. Das Resultat: In zwölf Hamburger Stadtteilen liegt die Belastung sogar oberhalb von 40 Prozent – und eine solche Quote „weist auf eine finanzielle Überlastung hin“, wie es von Homeday heißt.

Haus kaufen in Hamburg-Rotherbaum: 46 Jahre für Tilgung

Zudem hat das Unternehmen ermittelt, wie viele Jahre Durchschnittsverdiener in der jeweiligen Stadt benötigen, um den Kaufpreis des Hauses für eine Familie abzuzahlen. Dabei ging man davon aus, dass 40 Prozent des Nettoeinkommens der Familie für die Tilgung aufgewendet werden können – was ein sehr hoher Wert ist, der in der Praxis häufig nicht erreicht werden kann.

In dieser Liste rangieren vier Hamburger Stadtteile unter den zehn bundesweit am wenigsten erschwinglichen Standorten mit jeweils mindestens 40 Jahren bis zur vollständigen Tilgung. In Rotherbaum dauert es 46 Jahre, in Harvestehude und Uhlenhorst jeweils 43 Jahre und in Nienstedten 40 Jahre.

Mieten in Hamburg: Auch Akademiker-Familien belastet

Auch das Immobilienportal Immowelt hat Berechnungen zur Erschwinglichkeit der Miete in 79 deutschen Städten angestellt. Demnach muss eine Hamburger Familie (ein Voll- und ein Halbverdiener mit anerkanntem Berufsabschluss, Kindergeld für zwei Kinder) im Schnitt 36 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens für die Miete einer familientauglichen Wohnung (80 bis 120 Quadratmeter, bei Neuvermietung, 217 Euro Nebenkosten) ausgeben. In fünf Städten – in Berlin, Frankfurt, Freiburg, München und Rostock – ist die Belastung noch höher als in Hamburg, an der Spitze liegt München mit 45,3 Prozent.

„Am schwierigsten haben es Familien in Städten, in denen die Schere zwischen Mieten und Einkommen immer weiter aufgegangen ist“, heißt es von Immowelt. So müssten in München und in Berlin selbst Akademiker-Familien rund ein Drittel ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben. In Hamburg sind es immerhin auch schon 27,4 Prozent.