Hamburg. Hier kauft man Weihnachtsdeko, Garten- und Friseurzubehör: Unternehmen ist in Hamburg so erfolgreich, dass ein zweiter Standort folgt.

Max Heimann mag sie, die schönen Dinge des Lebens. Wenn der Geschäftsführer der Manufactum-Gruppe durch das Edel-Warenhaus im Hamburger Chilehaus geht, bleibt er immer wieder stehen. Er lässt den Blick über chromglänzende Espressomaschinen schweifen, streicht über den Schirm einer minimalistischen Stahlleuchte und zeigt auf eine Reihe von Stofftieren in einem Regal, die fast aussehen wie echt. „Davon haben meine Kinder inzwischen einen ganzen Zoo“, sagt er.

Schon klar, woher sie die haben. So wie er sind offenbar viele bereit, Geld für hochwertige Produkte auszugeben. Auch an diesem Tag spazieren immer wieder Kunden herein, bestaunen die filigrane Weihnachtsdekoration am Eingang und legen Gartenscheren, Minzpastillen oder Schals in die Einkaufskörbe. Während andere Handelsketten im Zuge der Corona-Pandemie Umsätze verlieren und Geschäfte schließen, laufen die Geschäfte bei Manufactum offenbar. „Am Sonnabend gibt es teilweise Warteschlangen vor dem Eingang, weil wir wegen der Abstandsregeln die Personenzahl begrenzen müssen“, sagt Heimann.

Manufactum in Hamburg: Trotz Corona-Pandemie gut im Geschäft

Hamburg ist einer der erfolgreichsten Standorte der Einzelhandelskette. Und weil das so ist, eröffnet kurz vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts am kommenden Mittwoch ein zweites Manufactum-Warenhaus im Alstertal-Einkaufszentrum (AEZ) in Poppenbüttel. Eine Premiere für das Unternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Waltrop, das zur Hamburger Otto Group gehört. „Es ist das erste Mal, dass wir zwei Häuser in einer Stadt haben“, sagt Heimann, der Manufactum gemeinsam mit Co-Geschäftsführer Kai Steffan führt.

Vor allem im Norden der Hansestadt und in den angrenzenden Regionen Schleswig-Holsteins haben die beiden erhebliches Käuferpotenzial ausgemacht und wagen den Start in Corona-Zeiten. Der Mietvertrag in dem Einkaufscenter ist langfristig ausgelegt. „Wir haben auch keine Sonderkonditionen.“ Das ist ihm wichtig, denn der Vermieter kommt praktisch aus der Familie. Das AEZ wird von der ECE-Gruppe betrieben, die zum Firmen-Imperium der Familie Otto gehört.

Verändertes Konsumverhalten im Lockdown

Mit einer Fläche von 360 Quadratmetern ist der neue Manufactum-Standort nur etwa halb so groß wie der bestehende im Chilehaus. Mehrere Wochen lang wurde umgebaut. Jetzt sind ein Dutzend Mitarbeiter dabei, die Waren einzuräumen. „Die Sortimentsauswahl ist die gleiche, allerdings mit weniger Tiefe“, sagt der 47-Jährige. Das soll durch eine stärkere Verzahnung mit dem Onlineshop wettgemacht werden, über den auch Bestellungen aus der und in die Filiale möglich sind.

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Angeboten wird nur sorgsam Ausgewähltes, von Bekleidung und Heimtextilien über Küchen- und Gartenausstattung bis hin zu Körperpflege, Bürobedarf, Spielwaren und Lebensmitteln – insgesamt 11.000 Produkte. Wichtiges Kriterium: Langlebigkeit. „Seit der Gründung vor mehr als 30 Jahren steht Manufactum für Qualität und bewussten Konsum“, sagt Heimann.

Das klingt ein bisschen abgehoben. Aber Manufactum – der Name leitet sich von dem Anspruch Manufakturprodukte anzubieten ab – profitiert vom Trend zur Nachhaltigkeit. Das war auch schon vor Corona so. Aber dass sich der Ein­zelhändler mit 13 Warenhäusern in Deutschland und in Wien, die etwa 50 Prozent der gesamten Umsätze erwirtschaften, in der Krise trotz mehrmonatigen Lockdowns gut behaupten konnte, zeigt auch ein verändertes Konsumverhalten.

Seife und Haarschneidemaschinen neben Lebenmitteln und Gartenartikeln

„Wir haben die Ausfälle im stationären Handel ausgeglichen und teilweise sogar überkompensiert“, sagt der Hamburger mit deutschen und dänischen Wurzeln, der nach zahlreichen internationalen Stationen vor gut vier Jahren ins Unternehmen gekommen war und in der Geschäftsführung neben Vertrieb, Kundenservice, Logistik, IT auch die Finanzen verantwortet. Entscheidend sei gewesen, dass das Unternehmen schon vor fünf Jahren mit dem Aufbau einer neuen digitalen Infrastruktur begonnen habe. Ein wichtiges Mittel für den Händler sind zudem die aufwen­digen Warenkataloge, die treue Kunden regelmäßig nach Hause bekommen.

„Es war überraschend, was bestellt wurde, als die Geschäfte geschlossen waren“, sagt der Manufactum-Chef. Nicht nur Waren des täglichen Bedarfs, wie Seife & Co., oder Haarschneidemaschinen und andere praktische Dinge orderten die Kunden, auch Lebensmittel und Gartenartikel waren stark nachgefragt. Konkrete Geschäftszahlen gibt das Unternehmen seit der Übernahme durch die Otto-Gruppe im Jahr 2008 nicht mehr bekannt. Zuletzt hatte Otto im Jahr 2016 einen Jahresumsatz für Manufactum von 92 Millionen genannt. „Seitdem sind wir jedes Jahr gewachsen“, sagt Heimann.

Manufactum: „Wir bieten mehr als Geld gegen Ware“

Im vergangenen Jahr hat Manufactum sogar zwei neue Warenhäuser in Bonn und Münster eröffnet, beide ähnlich wie der zweite Standort in Hamburg auf kleinerer Fläche. „Die Läden werden gut angenommen“, sagt der Geschäftsführer. Und die Expansion soll weitergehen. „Wir sind überzeugt von unserem stationären Konzept. Wir bieten mehr als Geld gegen Ware. Bei uns gibt es nichts Beliebiges, sondern Beratung und Erlebnis. Das spüren die Kunden.“ Auch aktuell läuft die Suche nach weiteren Standorten. Das Ziel: Jedes Jahr eine Neueröffnung. Im Fokus ist der Süden Deutschlands und Städte ab 200.000 Einwohnern. 2022 will Manufactum Kurs auf Märkte außerhalb Deutschlands nehmen. Als erster Schritt ist ein Onlineshop in den Niederlanden geplant.

In den nächsten Wochen geht es aber erst mal darum, die Zeit bis Weihnachten zu bewältigen. Obwohl in den Edel-Warenhäusern Rabattschlachten wie am Black Friday verpönt sind, setzt Heimann auf wachsende Kundenzahlen. „Wir haben uns schon im Sommer ausreichend mit Waren bevorratet“, sagt er. Mit Lieferengpässen, von denen andere Händler gerade massiv betroffen sind, rechnet er nicht. „Wir beziehen unsere Waren nicht in Asien, sondern vor allem aus Deutschland und dem benachbarten Ausland.“ Zu den Weihnachtsklassikern gehören neben Gartengeräten, von der Gartenschere bis zur Axt, auch Küchenutensilien und Spielzeug aus Holz.

Spannend, wie das Weihnachtsgeschäft bei Manufactum laufen wird

Aber während vor Corona an den Adventssonnabenden oft bis zu 200 Menschen in dem Warenhaus im Chilehaus waren, haben jetzt maximal 60 Zugang. Dazu kommen knapp 40 an dem neuen Standort im AEZ. „Es wird sehr spannend, wie das Weihnachtsgeschäft läuft“, sagt Heimann und hofft auf die Geduld und das Verständnis der Kunden. Er selbst hat auch schon einen konkreten Wunsch, natürlich aus dem eigenen Sortiment. „Frühstücksmesser von Herder mit einem Griff aus Eisbuche.“ Er mag sie eben, die guten Dinge.