Hamburg. Durch die neue Einstufung zum Hochinzidenzgebiet tritt eine Quarantäneregel in Kraft. Tausende Mallorca-Urlauber betroffen.
Schlimmer hätte es für die Reisebranche und für die urlaubshungrigen Deutschen wohl kaum kommen können: Von Dienstag an gilt Spanien als Hochinzidenzgebiet, sodass sich Reiserückkehrer aus dem Mittelmeerland in der Regel in Quarantäne begeben müssen, auch Kinder. Ausnahmen gelten für vollständig Geimpfte und Genesene.
Für etliche Gäste von beliebten Sonnendestinationen wie Mallorca oder die Kanaren bedeutet die Verschärfung der Bestimmungen nun das Aus für ihre Reisepläne. „Die Kunden, die für Juli und Anfang August Spanien gebucht haben, wollen fast alle zurücktreten“, sagt Christian Müller, Geschäftsführer von CM Reisen in Hamburg.
Etwa 20 Buchungen betrifft dies allein in seiner Agentur in Harburg, ein schwerer Rückschlag für das Reisebüro, das gerade alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt hatte.
Reiseverband: Urlaubspläne zunichtegemacht
Über Verunsicherung und Stornoanfragen berichtet auch Ingo Burmester vom Reiseveranstalter DER Touristik.
Gerade für Familien mit Kindern, die nicht geimpft sind, bedeute die Hochstufung Spaniens mitten in der Ferienzeit, dass die Urlaubspläne zunichtegemacht werden, beklagte auch der Deutsche Reiseverband (DRV).
Die Sorge vor der Zwangsisolierung führte in den vergangenen Tagen auch zu vorzeitigen Abreisen – offiziell tritt die Pflicht zur Quarantäne um Mitternacht in Kraft.
Spanien ist das beliebteste Auslandsreiseziel der Deutschen
Spanien ist das beliebteste Auslandsreiseziel der Deutschen, allen voran die Balearen-Insel Mallorca. Dort hatten Feiern mit Tausenden Jugendlichen für Schlagzeilen gesorgt und in den Partyhochburgen an der Playa de Palma die Verbreitung des Virus beschleunigt. Die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte auf Mallorca zuletzt Werte von mehr als 300.
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Folge für die Urlauber: Wer nach Deutschland zurückkehrt und nicht vollständig immunisiert ist, muss jetzt für zehn Tage in Quarantäne, kann diese aber durch einen negativen Test nach fünf Tagen verkürzen. Der DRV schätzt, dass aktuell etwa 200.000 Pauschalreisende aus Deutschland in Spanien Urlaub machen, davon 60 Prozent auf den Balearen. Hinzukommen noch etwa 200.000 Individualtouristen. Neben Spanien gehören auch die Niederlande wieder zu den Hochinzidenzgebieten.
Ab Dienstag gilt Spanien als Hochinzidenzgebiet
Durch die neue Einstuufung Spaniens als Hochinzidenzgebiet gehen die schönen Tage auf Fuerteventura auch für eine Familie aus Elmshorn gerade mit einigem Stress zu Ende. Vater, Mutter und Tochter sind vollständig geimpft, nur der Sohn noch nicht – und hätte damit nach der Rückkehr in Quarantäne gemusst.
Gerade hat er seine Ausbildung begonnen, und die Fehltage hätten einen fragwürdigen Start ins Berufsleben bedeutet. Daher hat die Familie für den jungen Mann umgebucht, der nun schon am Montagabend in den Flieger nach Hamburg gestiegen ist – ein teurer zusätzlicher Aufwand.Solche kurzfristigen Umplanungen scheuen viele Kunden und treten nun von Reisen zurück.
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Die nach wie vor schlechte Planbarkeit von Reisen trifft die Branche und die Kunden, und sie treibt zuweilen ungewöhnliche Entwicklungen: Manche Urlauber buchen derzeit sogar mehrere Pauschalangebote, warten die Corona-Entwicklung bis zuletzt ab und stornieren dann in den am härtesten betroffenen Gebieten. „Das ist zwar mit Kosten verbunden“, sagt Christian Müller, sei aber wegen der in der Pandemie gewährten Flextarife durchaus vorstellbar.
Geänderte Corona-Regeln auch am Hamburger Flughafen spürbar
Die wiederholt geänderten Corona-Bestimmungen machen sich auch am Hamburger Flughafen bemerkbar: „Schon während der gesamten Pandemie-Zeit ist zu spüren, dass die Verkehrsentwicklung stark abhängig ist von den Reisebeschränkungen“, sagt eine Sprecherin des Airports. Der Nachholbedarf beim Reisen sei zwar groß.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Doch das Risiko einer Quarantäne habe bereits in der Vergangenheit für einen Dämpfer bei der Nachfrage gesorgt. „Umgekehrt gilt dies ebenso“, sagt die Sprecherin: „Bei gelockerten Reisebeschränkungen zieht es die Norddeutschen auch kurzfristig wieder in die Sonne.“