Hamburg. Barkassenbetreiber in Hamburg klagen über fehlende Gäste und zu strenge Hygienevorschriften auf den Schiffen.

Es ist ein strahlend schöner Sommertag. Normalerweise sind die Landungsbrücken dann voll mit Menschen, die am Wasser flanieren wollen. Doch derzeit ist wenig los. Restaurants und Imbissbuden sind leer. Nur ein paar Hamburger, die ihre Mittagspause kurz am Wasser verbringen wollen, verirren sich hier. Der Hafen ist zwar auf Besucher eingestellt. Und seit dem 1. Juni sind auch Hafenrundfahrten erlaubt. Das Problem: Es sind kaum Fahrgäste da.

Die Barkassenbetreiber führen das einerseits auf die fehlenden Touristen in der Stadt zurück. Andererseits aber auch auf die Corona-Regeln, die eingehalten werden müssen und zum Beispiel sogenannte Feier-Fahrten erschweren.

„Ich verstehe das nicht “, sagt Gregor Mogi, Betreiber der Maritimen Circle Line. „Im vergangenen Herbst, als das Wetter schlecht und die Lage viel schlimmer war, reichte Desinfizieren und Maske aufsetzen an Bord. Heute mit Inzidenzen unter 15 sind die Regeln strenger.“ Er und seine Kollegen stören sich vor allem am Abstandsgebot von 1,5 Metern.

Corona-Regeln verhindern Auslastung der Hafenbarkassen

Dieses verhindere, dass die Boote ausgelastet werden können, obwohl die Kapazitätsgrenze von 60 Prozent mittlerweile gestrichen wurde. Das Abstandsgebot hat vor der Zwangspause im vergangenen Jahr zwar auch gegolten, war aber dehnbar. Ähnlich wie in Bussen und Bahnen, wo aufgrund der baulichen Voraussetzungen und des Fahrgästeaufkommens die Abstandsregeln auch nicht immer eingehalten werden können.

Gästefahrten im Hafen seien keine Treiber des Infektionsgeschehens, sagt Klaus Ehlers, Inhaber der Barkassen-Centrale und Vorstand im Hamburger Hafenschifffahrtsverband. Die Hygienekonzepte der Unternehmen hätten sich im vergangenen Jahr durchweg bewährt. „Barkassenfahrten finden im Freien an der frischen Luft statt. Die Risikoeinschätzung des Senats teilen wir nicht“, so Ehlers weiter.

Hamburg Tourismus hofft auf steigende Gästezahlen

Die Reeder der großen Salonschiffe mit Platz für mehrere 100 Personen stört das nicht. Sie stoßen selten an ihre Kapazitätsgrenzen. Aber die Betreiber der kleinen Hafenbarkassen befürchten, dass ihnen angesichts des fortschreitenden Sommers das wichtigste Geschäft verloren geht: Die Saisonbetriebe sind darauf angewiesen, im Sommerhalbjahr die Erlöse für das gesamte Jahr zu erwirtschaften. „Einen weiteren verlorenen Sommer können sich die zumeist familiengeführten Unternehmen nicht leisten“, heißt es vom Hafenschifffahrtsverband.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Hamburgs Tourismus-Chef Michael Otremba rät den Barkassenbetreibern, noch eine Weile durchzuhalten. „Durch die Öffnung der Freizeiteinrichtungen, die Möglichkeit, Barkassenfahrten durchzuführen und den bald stattfindenden Kultursommer mehren sich die Reiseanlässe – und es gibt gute Gründe, Hamburg zu besuchen“, sagt der Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH.

Appell an Bürgermeister Tschentscher

„In unseren Serviceeinrichtungen, auf unseren Online-Kanälen und aus den Rückmeldungen aus der Branche nehmen wir eine kontinuierlich steigende Nachfrage wahr. Deshalb bin ich optimistisch, dass sich das in den nächsten Wochen auch in den Gästezahlen zeigen wird.“ Klar ist aber auch: Eine Rückkehr des Hamburg-Tourismus zu Vor-Corona-Zahlen, wird Zeit brauchen.

Eine Normalisierung der Inlandsnachfrage in Deutschland auf dem Niveau von 2019 kann nach Einschätzungen von Tourismusexperten unter günstigen Bedingungen wohl erst 2022 erreicht werden. Die Nachfrage aus angrenzenden Ländern wird sich dieser Entwicklung anschließen, der interkontinentale Reiseverkehr dürfte sogar noch länger brauchen, bis er sich schließlich normalisiert hat.

Der Hafenschifffahrtsverband appelliert derweil an Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), die Corona-Schutzregeln zu lockern und für Hamburg-Besuche zu werben. „Lassen Sie die Touristen wieder in unsere schöne Stadt, und erlauben Sie weitere Öffnungsschritte. Urlaub an den Landungsbrücken ist nicht gefährlicher als bei unseren Nachbarn an Nord- und Ostsee“, heißt es in der Verbandsmitteilung.