Hamburg. BlueBrixx eröffnet im Niendorfer Einkaufszentrum – das sich allgemein auf das Lockdown-Ende freut. Managerin berichtet von Neuerungen.
Mit 15.000 Quadratmetern hat das Tibarg Center nur knapp ein Drittel der Größe des Alstertal-Einkaufszentrums (AEZ) oder der Hamburger Meile an den Mundsburg-Türmen – und Hamburg-weite Bekanntheit kann es wohl auch kaum für sich in Anspruch nehmen. Doch dafür leidet das nach der Fußgängerzone im Süden Niendorfs benannte Einkaufszentrum nicht so stark unter der Corona-Pandemie wie manche weitaus prominentere Shopping-Standorte in der Stadt.
Knapp 50 Ladenflächen hat das Tibarg Center, gerade einmal zwei davon stehen derzeit leer. Vor allem im Obergeschoss fallen zwar noch mehrere unbeleuchtete Ladenfronten ins Auge, weil die dortigen Modegeschäfte nur begrenzte Zeitfenster für Click & Collect-Abholer bieten.
Center-Schwerpunkt liegt auf der Nahversorgung
Aber auch wenn zuletzt nicht mehr täglich im Schnitt 14.500 Besucher kommen wie vor Beginn der Pandemie, wirken die Gänge keineswegs unbelebt. Ursache dafür ist die Ausrichtung mit einem deutlichen „Schwerpunkt in der Nahversorgung der Bevölkerung“, wie Centermanagerin Kerstin Huttanus sagt. Im Vergleich zu den Angeboten für den täglichen Bedarf habe das Mode-Segment, vertreten zum Beispiel durch H&M und Street One, einen „eher unterdurchschnittlichen Anteil“ an den Flächen im Tibarg Center.
Tatsächlich sorgen schon die Filialen von Aldi, Rewe und Budni im Untergeschoss für stetige Besucherzahlen. „Einkaufszentren, die Ihre Rolle vor allem in der Stadtteil- und Nahversorgung sehen, haben trotz der harten staatlichen Bestimmungen sehr stabile Grundfrequenzen verzeichnen können“, so Huttanus, während Innenstadtlagen „besonders schwer getroffen sind“.
Betreiber freut sich auf vollständige Wiedereröffnung
Gerade mit Stadtteillagen wie in Niendorf kennt sich die Betreiberfirma BCM Center Management, eine Tochter der 1954 gegründeten Hamburger Immobiliengruppe Hermann Friedrich Bruhn, gut aus. Denn außer dem Tibarg Center, das im Jahr 2002 fertiggestellt und 2007 an die Versicherungsgruppe Generali verkauft wurde, betreibt BCM unter anderem die Marktplatz Galerie Bramfeld, das City Center Altona und das Pöseldorf Center.
„Wir freuen uns mit all unseren Mietpartnern, von denen viele in den zurückliegenden Monaten ihre Geschäfte für den Kundenverkehr geschlossen halten mussten, endlich wieder nahezu vollumfänglich für die Kundinnen und Kunden da sein zu können“, sagt Dennis Hartung-Mallon, Leiter des Bereichs Center Management bei BCM, zum bevorstehenden Corona-Öffnungsschritt im Einzelhandel: „Auf diesen Tag haben wir uns mit allen bestmöglich vorbereitet.“ Zusammen mit den Mietpartnern sei man „nach den nervenzerrenden Monaten ohne konkrete Öffnungsperspektive wirklich erleichtert“.
BlueBrixx zieht ins Center und streitet mit Lego
Neuanmietungen durch Einzelhändler sind im Zuge der Pandemie häufig erst einmal zurückgestellt worden. „Davon sind natürlich auch wir betroffen“, sagt Huttanus. Sie sieht aber gute Gründe, „viel optimistischer“ sein zu dürfen als manch anderer in der Branche. Zwei Neuerungen stehen im Niendorfer Zentrum schon an, darunter eine Hamburg-Premiere: Sobald die Corona-bedingten Einschränkungen aufgehoben sind, wird „BlueBrixx“ im Obergeschoss ein Geschäft eröffnen.
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Es handelt sich dabei um einen Anbieter von Noppenbaustein-Sets für Hobby-Bastler, die etwa Schloss Neuschwanstein, den Passagierdampfer „Queen Mary I“ oder einen historischen TEE-Eisenbahnzug aus Hunderten von Klötzchen zusammenstecken möchten. Das sei „ein wirklich tolles und in Hamburg bisher nicht vertretenes Konzept, auf dessen Zugewinn für das Center wir sehr stolz sind“, so Huttanus.
Gleich gegenüber will der Spielwaren-Spezialist Hartfelder seine Fläche erweitern – ausgerechnet um den Kunden ein noch größeres Sortiment an Lego-Steinen präsentieren zu können. Dabei tobt im Hintergrund ein Rechtsstreit zwischen dem hessischen Herausforderer BlueBrixx und dem dänischen Bauklötzchen-Konzern, der seine Steine deutlich teurer verkauft und der sich in Markenrechten verletzt sieht.
In der Spitze sind 30.000 Kunden pro Tag im Center
In den Neuvermietungen spiegelt sich auch der Generationswechsel der Niendorfer Wohnbevölkerung wider. Zwar sei der Anteil der „Bürgerinnen und Bürger aus den älteren Jahrgängen“ noch immer gewichtig, sagt Huttanus. Doch schon seit längerer Zeit ziehe es immer mehr „gut situierte junge Familien“ nach Niendorf – schließlich biete das Umfeld viel Naherholungswert. „Deutlich über 70 Prozent unserer Kunden stammen aus den umgebenden Stadtteilen Niendorf, Lokstedt und Schnelsen“, erklärt die Centermanagerin.
Zu bestimmten „Stadtteil-Events“ waren dann auch schon bis zu 30.000 Menschen pro Tag im Tibarg Center. Generell gehört eine steigende Zahl von Veranstaltungen zu den Trends, auf die Einkaufszentren setzen. Kerstin Huttanus findet allerdings, dass in dem Niendorfer Gebäudekomplex „viel mehr gar nicht möglich ist“. Dort habe man „seit vielen Jahren einen geradezu lückenlosen Event- und Aktionsplan“. Dazu gehörten in Vor-Corona-Zeiten etwa eine Haspa-Immobilienmesse, ein Antikmarkt oder „Gesundheitstage“, an denen zum Beispiel Sportvereine aus den umliegenden Stadtteilen ihr Fitness-Angebot vorstellen konnten.
Huttanus glaubt an Center als Begegnungsstätte
Als Reaktion auf die Pandemie hat man im Tibarg Center im vorigen Jahr in einem leer stehenden Bereich eine so genannte „Pop-Up-Fläche“ eingerichtet. Gedacht war sie für Jungunternehmer und Inhaber von kleinen Geschäften, die dort zeitlich begrenzt ihr Angebot präsentieren konnten. Vor dem erneuten Lockdown war diese Fläche nach Angaben von Huttanus „stark nachgefragt“.
Auch wenn der Onlinehandel in den zurückliegenden Jahren – und noch einmal beschleunigt in der Corona-Krise – an Boden gewonnen hat, werden Einkaufszentren auch in Zukunft ihre Bedeutung als „Begegnungsstätte“ behalten, glaubt Kerstin Huttanus. Es sei zwar bequem, von zu Hause aus schnell mit einem Klick bestimmte Waren zu kaufen. Aber die persönliche Beratung werde „niemals durch den Onlinehandel ersetzbar sein“. Vielen Menschen fehle gerade jetzt der direkte Kontakt.
Stadtteilzentren sollen von mehr Homeoffice profitieren
Außerdem würden sie voraussichtlich in Zukunft durch einen höheren Homeoffice-Anteil mehr Zeit in ihrem jeweiligen Wohnumfeld verbringen: „Davon werden die Shoppingmöglichkeiten in Stadteillagen auch nach der Pandemie profitieren.“