Hamburg. Dass die Produktion des größten Passagierjet der Welt endet, war bekannt – doch nun kommt das Aus für den Riesen-Airbus noch früher.

Im November wird unter die Geschichte des größten Passagierflugzeugs der Welt ein Schlussstrich gezogen. Die arabische Airline Emirates wird dann ihren letzten A380 im Hamburger Airbus-Werk auf Finkenwerder erhalten haben. Das teilte die Fluglinie am Mittwoch mit.

Es wird von dem Typ das letzte Flugzeug sein, das Airbus ausliefert. Der europäische Konzern hatte das Aus für die Produktion des Fliegers bereits vor Längerem bekannt gegeben.

Airbus: Eigentlich sollte im Juni 2022 letzte Auslieferung stattfinden

Ursprünglich war der Besitzerwechsel des letzten der 123 bestellten Flieger von Emirates für den Juni nächsten Jahres geplant. „Wir haben uns mit Airbus darauf geeinigt, die Auslieferung unserer verbleibenden A380-Bestellungen vorzuziehen“, sagte Emirates-Chef Sir Tim Clark. Die Finanzierung der Flugzeuge sei gesichert worden.

Bei der Übergabe ist stets ein Großteil des Kaufpreises fällig. Insgesamt wird die Fluggesellschaft in den nächsten drei Monaten noch drei Riesen-Airbusse erhalten – es sind die letzten im Auftragsbuch von Airbus.

Fast die Hälfte der A380-Bestellungen kam von Emirates

Das Unternehmen mit Sitz in Dubai ist die einzige Fluglinie, die mit dem meist um die 500 Passagiere fassenden Jet ein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen konnte. Die geografische Lage im Nahen Osten wurde genutzt, um den heimischen Flughafen durch Umsteigeflüge als Drehscheibe zwischen den Kontinenten zu etablieren und zu einem der weltgrößten Airports auszubauen. Insgesamt gingen bei Airbus Bestellungen über 251 Maschinen ein, fast die Hälfte davon kam aus den Emiraten.

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Zweitgrößter Abnehmer war Singapore Airlines mit 24 Maschinen. 2007 erhielt die Fluggesellschaft aus dem asiatischen Stadtstaat als erster Kunde die „neue Königin der Lüfte“, wie sie damals genannt wurde. Allerdings läutete Singapore auch das Ende des Flugzeugs ein.

Erster ausgelieferter A380 wurde verschrottet

Nach zehn Jahren im Betrieb hatte sie für die erste Maschine keinen Verwendungszweck mehr und gab sie an das Dortmunder Fondshaus Dr. Peters zurück, von dem der A380 geleast war. Das Fondshaus ließ sie später in Südfrankreich verschrotten.

Der Grund: Einen Zweitmarkt für gebrauchte Flieger des Modells gibt es bis heute nicht. Lediglich die portugiesische Fluglinie Hi Fly hatte für wenige Jahre eine gebrauchte Maschine im Betrieb. Im Sommer 2020 versuchte sie den zweistöckigen Passagierflieger mit Hilfe von Lufthansa Technik noch für den Einsatz als Frachtflieger interessant zu machen. Vergeblich. Ende des vergangenen Jahres musterte Hi Fly die Maschine aus.

Lufthansa und Air France wollen A380 ausmustern

Auch andere Fluglinien wie Air France und Lufthansa – mit 14 Maschinen drittgrößter Abnehmer – werden das Flugzeug ausmustern. Die Corona-Pandemie mit dem Einbrechen des Luftverkehrs fungiert dabei nur als Turbo. Es gibt für das Ende des bis zu 853 Passagiere fassenden Airbus-Flaggschiffs zwei andere Hauptgründe.

Erstens nahm Airbus bei der Entwicklung des Flugzeugs an, dass der Luftverkehr zwischen den internationalen Drehkreuzen am stärksten wachsen wird. Für diese Flughäfen mit enger werdenden Start- und Landeslots sollte der A380 als großer Zubringer dienen. Nach einmal Umsteigen reisen die Fluggäste dann zu ihrem Endziel weiter. Doch in den vergangenen Jahren wuchsen die Direktverbindungen zwischen der Flughäfen der zweiten Reihe.

Neuer Flieger gelten als effizienter

Zweitens grub sich Airbus selbst mit dem neuen Großraumflieger A350 das Wasser ab. Mit nur zwei Triebwerken (statt vier beim A380) und dem deutlich höheren Anteil an Kohlefaserverbundwerkstoffen gilt er als effizienter und wartungsärmer. Auch Boeing legte mit dem 787-Dreamliner ein attraktives Konkurrenzprodukt auf. Die Folge: So sehr sich Airbus auch bemühte – neue Aufträge für den A380 gab es längere Zeit kaum.

Zum Jahresanfang 2018 gelang es dann doch. Emirates gab bekannt, 20 weitere Flugzeuge des Typs zu bestellen und sicherte sich eine Option für 16 zusätzliche Maschinen. Doch ein Jahr später wurde die Order storniert. Stattdessen sollen A350 gekauft werden.

Im Februar 2019 kündigte Airbus das Fertigungsaus an

Es war der Todesstoß für den A380. Im Februar 2019 kündigte Airbus an, die Fertigung einzustellen. Nur 14 Jahre nach der Erstauslieferung soll in diesem Jahr Schluss sein – eine für ein Flugzeugprogramm sehr kurze Laufzeit.

Das Hamburger Werk war maßgeblich an der Produktion der Flieger beteiligt. Auf Finkenwerder wurden Teile des Rumpfes gebaut. Nach der Endmontage in Toulouse flogen die fertigen Flieger an die Elbe zurück, erhielten hier ihre Kabine, wurden lackiert und an Kunden in Europa und im Nahen Osten ausgeliefert.

In Hamburg werden jetzt die letzten Kabinen eingebaut

Die meisten der vor zwei Jahren noch einigen Hundert Mitarbeiter in der A380-Fertigung kamen in den weiteren Bereichen unter. Die Hallen werden für andere Flugzeugprogramme genutzt. Derzeit liefen in Hamburg die Kabinenausstattung und die Vorbereitungen auf die Auslieferung bei den letzten Maschinen, sagte ein Airbus-Sprecher.

Die drei noch fehlenden Emirates-A380 sollen alle im neuen Kabinendesign mit der neuen Premium-Economy-Klasse ausgestattet werden. Dazu gehören Spa-Duschen in der First Class, eine Bar und Flachbettsitze in der Business Class. Die neuen Premium Economy-Sitze würden stark nachgefragt, sagte Clark und ergänzte mit Blick auf die Zukunft: „Emirates wird auch in den nächsten zwei Jahrzehnten der größte Betreiber dieses geräumigen und modernen Flugzeugs sein.“

Emirates musterte fünf A380 bisher aus

Insgesamt wird die Airline dann noch 118 Riesen-Airbusse in der Flotte haben – fünf ältere Modelle hat auch Emirates ausgemustert. Ein Comeback gibt es aber auch: Ab 31. Oktober sollen nach gut eineinhalb Jahren Corona-Pause erstmals A380 wieder auf der Strecke Hamburg-Dubai eingesetzt werden.