Hamburg. Friseurin aus Barmbek beschwert sich bei Tschentscher. Kunden wandern offenbar wegen der Testpflicht in den Norden ab – Einzelfälle?

Der Friseurmeisterin Silvia Köhler brechen die Termine weg. „Die Leute springen ab und gehen nach Schleswig-Holstein, weil es dort keine Testpflicht gibt“, sagt sie. Ihr Salon Haar-a-kiri in Barmbek würde deshalb in diesem Jahr 7000 Euro weniger Umsatz machen. Ihren Unmut habe sie bereits in einem Brief an Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kundgetan, bisher ohne Antwort.

Dass einige Kunden tatsächlich nach Schleswig-Holstein abwandern, zeigt eine Stichprobe der Abendblatt-Redaktion in den Betrieben vor Ort: „Wir haben den einen oder anderen Neukunden aus Hamburg“, sagt Barbara Kleinke. Sie ist Rezeptionistin im Weber Haarstudio am Ahrensburger Bahnhof.

Auch in Wedel gibt es mehr Neukunden aus Hamburg

Auch im Salon Trend-Cut an der Wedeler Bahnhofsstraße vereinbaren Neukunden aus Hamburg Termine. „Viele kommen aus dem Gebiet von Blankenese bis Altona“, sagt der Friseurmeister Kamya Blaschke. Die Frage ist, wie lange die Abwanderung noch anhält. Denn auch in Teilen Schleswig-Holsteins könnte bei zu hohen Inzidenzwerten bald eine Testpflicht gelten.

Der Junior Chef der Friseurkette Ryf Marc Breckwoldt im Salon in der Wandelhalle.
Der Junior Chef der Friseurkette Ryf Marc Breckwoldt im Salon in der Wandelhalle. © Unbekannt | Michael Rauhe

„Es sind Einzelfälle“, sagt Marc Breckwoldt. Er ist der geschäftsführende Gesellschafter der Friseurkette Ryf, die mit etwa 100 Standorten in Deutschland und der Schweiz vertreten ist. In den Gebieten ohne Testpflicht sei die Auslastung zwar höher: In den Ryf-Salons in Hamburg liege diese bei 40 Prozent, in Schleswig-Holstein bei 50 Prozent. Doch Breckwoldt vermutet hinter der Differenz, dass einige Hamburger aktuell wegen der Testpflicht gar nicht zum Friseur gehen und abwarten.

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Nur eine Frage der Zeit, bis Testen akzeptiert sei

„Alle Friseurwilligen waren im März bereits da. Das heißt, jetzt ist zunächst weniger zu tun“, sagt er. Breckwoldt rechnet damit, dass die Zahlen sich angleichen werden. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis das Testen allgemein akzeptiert sei. „Ich glaube, das wird sich ändern, wenn ein negativer Test nicht nur für den Friseurbesuch, sondern auch fürs Kino oder das Restaurant gilt.“ Dann würde es in allen Salons wieder voller werden.

Die Sprecherin der Handwerkskammer Hamburg, Christiane Engelhardt, äußert sich ähnlich: „Wir hoffen sehr, dass sich die extrem schwierige Lage in den Salons bald entspannt.“ Die Friseure seien die Vorreiter in Sachen Testpflicht, weitere Branchen würden folgen. „Die Friseure drängen zudem darauf, dass sie möglichst rasch Zweifach-Geimpfte auch ohne Testpflicht bedienen dürfen.“ Vielleicht machen dann auch wieder die Kunden von Friseurmeisterin Köhler Termine im Salon Haar-a-kiri.