Hamburg. Neue Pläne: Die Bereiche Marine und Yachtbau sollen bleiben. Welche Markensegmente der Hamburger Werft aufgegeben werden.
Auf die Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss und ihre rund 580 Beschäftigten kommen schwere Zeiten zu. Am Donnerstag erläuterte Peter Lürßen, Chef der Bremer Lürssen-Werft, seine neuen Pläne für das Hamburger Tochterunternehmen auf einer Belegschaftsversammlung. Klar ist: Es wird zu „Personalanpassungen“ kommen. Nach Abendblatt-Informationen könnten rund 100 Arbeitsplätze betroffen sein. Das Unternehmen wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern.
„Nicht wettbewerbsfähige Kostenstrukturen“ und eine Unterauslastung in den kommenden zwei Jahren gehörten zu den Herausforderungen, die den Kurs hin zu einem nachhaltig stabilen Werftstandort erheblich erschweren, sagte Peter Lürßen vor den Beschäftigten. Vorgesehen sei daher, die Reparatur von Handelsschiffen aufzugeben, zudem soll das Marktsegment der Kreuzfahrtschiffe „nicht weiter aktiv verfolgt“ werden. Nur bereits vereinbarte Aufträge werde man noch ausführen. Außerdem werde geprüft, ob das Kreuzfahrtgeschäft außerhalb von Blohm+Voss möglicherweise fortgeführt werden könne. Im nächsten Schritt werde man den „Umsetzungsrahmen“ der Pläne mit dem Betriebsrat besprechen, hieß es.
Blohm+Voss: Massiver Stellenabbau bei Hamburger Traditionswerft
Angesichts der hohen Infrastrukturkosten sollen außerdem die Dockkapazitäten und die externe Nutzung nicht mehr benötigter Flächen und Hallen geprüft werden, wie Lürßen sagte. Als „mögliche Antwort“ auf die unverändert schwierige Situation des Standorts habe man zuvor einen Zukunftstarifvertrag entworfen, der mehr als 500 Arbeitnehmern für die kommenden 4,5 Jahre eine Beschäftigungssicherung garantiert hätte. Doch die IG-Metall-Mitglieder der Belegschaft hätten sich mehrheitlich gegen diesen Zukunftstarifvertrag ausgesprochen, so Lürßen.
Hierzu sagt Emanuel Glass, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Region Hamburg, der Zukunftstarifvertrag habe auch den sozial verträglichen Abbau von 68 Stellen sowie eine Ausweitung der Arbeitszeit von 35 auf 38 Stunden für 3,5 Jahre vorgesehen. „Die Beschäftigten haben den Vertrag aber hauptsächlich deshalb abgelehnt, weil sie kein Vertrauen mehr in die Aussagen der Geschäftsführung haben“, so Glass.
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Schon bei der Übernahme durch die Bremer Lürssen-Gruppe Ende 2017 ist Blohm+Voss vor allem auf den Neubau von Marineschiffen ausgerichtet worden, hinzu kommt die Reparatur und Modernisierung von Superyachten. Von den damals 900 Beschäftigten musste bereits mehr als ein Drittel gehen.