Hamburg. Das Traditionsunternehmen macht Marktführer Douglas Konkurrenz. Nach der Europa Passage ist ein weiterer Standort im Zentrum geplant.

Noch war der Chef nicht vor Ort. Eine Terminkollision. Als die Parfümerien Schuback Mitte April die Filiale in der Europa Passage eröffnet haben, machte Christian Wagner gerade einen lange geplanten Urlaub mit seiner Familie. Inzwischen ist er aber wieder zurück. „Der Besuch ist fest eingeplant“, sagt er.

Schließlich ist der Standort nicht nur eine weitere Neueröffnung in diesem Jahr, sondern auch die erste des norddeutschen Familienunternehmens im Hamburger Zentrum. Während andere Einzelhändler in der Corona-Pandemie Läden schließen, setzt Schuback-Inhaber Christian Wagner auf Wachstum im stationären Geschäft. „Das entspricht unserer Philosophie. Wir glauben an die Hamburger Innenstadt“, sagt der 46-Jährige, der das Unternehmen in dritter Generation führt.

Einzelhandel Hamburg: Sieben Parfümerien in der Hansestadt

Sieben Parfümerien betreibt Schu­back inzwischen in der Elbmetropole und ist damit nach Marktführer Douglas die unangefochtene Nummer 2 in der Branche. Bundesweit hat das Unternehmen, das vor 75 Jahren in Lübeck gegründet wurde, jetzt 65 Standorte, alle mit angeschlossenen Kosmetikstudios und sogenannten Beauty Stations für Kurzbehandlungen ohne Termin. Nach sieben Neueröffnungen im vergangenen Jahr stehen für 2022 weitere vier neue Geschäfte auf der Agenda.

Geplant ist nach Oldenburg und Hamburg noch eine Filiale in Weil am Rhein. „Im Herbst eröffnen wir eine Parfümerie im Dodenhof-Einkaufscenter in Kaltenkirchen“, sagt Christian Wagner. Ein Standort, der ihm besonders am Herzen liegt. „Dodenhof passt perfekt zu uns, denn auch Dodenhof ist ein Familienunternehmen – und die Zusammenarbeit macht viel Spaß und ist sehr professionell“, so der Betriebswirt, der bei Schuback für die Expansion zuständig ist. Auch Hamburg steht weiter auf der Wachstumsliste. Schon im kommenden Jahr soll die nächste Filiale in Zentrumslage aufmachen.

20.000 Artikel bieten Schubacks Filialen

Das Konzept einer „familiengeführten Luxusparfümerie“, wie sich das Unternehmen mit dem charakteristischen Streifendesign selbst bezeichnet, kommt offenbar an – und kann sich im immer stärker vom Onlinehandel bestimmten Geschäft mit Gesichtscremes, Düften und Lippenstiften behaupten. „Wir setzen auf Trends und haben Marken im Sortiment, die es nicht überall gibt“, sagt Firmeninhaber Wagner.

Neben bekannten Namen wie Chanel, Estée Lauder oder Boss führt Schuback auch Parfüms des Pariser Herstellers Montale, der australischen Marke Goldfield & Banks und Anti-Aging-Produkte von Bioeffect – insgesamt 20.000 unterschiedliche Artikel, die zumeist auch in den Filialen erhältlich sind. Darüber hinaus startet im Sommer eine Kooperation mit der führenden Parfümerie Dänemarks Matas Beauty.

Erste Eigenkreation als meistverkaufter Duft

Im vergangenen Jahr hat Schuback erstmals ein eigenes Produkt auf den Markt gebracht. Mol Escence ist ein sogenannter Molekülduft, der gemeinsam mit einem familiengeführten Parfümhersteller in Frankreich entwickelt wurde und für 99 Euro im Flakon mit 100 Millilitern verkauft wird. „Es ist unser meistverkaufter Duft“, sagt Christian Wagner. Und noch in diesem Jahr soll ein zweites Parfüm dieser eigenen Linie in die Geschäfte kommen.

Dass Schuback einmal mit exklusiven olfaktorischen Innovationen Geschäfte machen wird, war bei der Gründung nicht abzusehen. Louis und Charlotte Schuback hatten ihr Gewerbe kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Herbst 1946 angemeldet. Einige Monate später, im März 1947, eröffneten der gelernte Drogist und die Buchhalterin in einer Garage im Ortsteil Schlutup eine Fachdrogerie, unter anderem als Generalvertretung eines Herstellers von Gewürzessenzen für die Fischindustrie und einen Anbieter von Altarkerzen.

Traditionsreiche Parfümerie seit 2005 in Hamburg

Es gab auch Farben, Tapeten und Läusepulver – was man eben so brauchte im Nachkriegsdeutschland. Erst 1954, mit dem Umzug in das heutige Stammhaus an der Königstraße in der Lübecker Altstadt, entstand die erste Kosmetikabteilung.

In der zweiten Generation, unter Führung von Heinrich und Iris Wagner – einer geborenen Schuback – begann die Expansion zunächst im Lübecker Raum, später entlang der schleswig-holsteinischen Ostseeküste, in Niedersachsen und seit 2005 auch in Hamburg. Als erste Niederlassung eröffneten die Lübecker in der zu Hertie umfirmierten früheren Karstadt-Filiale in Eppendorf eine Parfümerie. Nachdem das Gebäude abgerissen worden war, zog Schuback zwei Jahre später nach der Übernahme der Parfümerie Carl an den Winterhuder Markt.

Neue Filiale in der Europa Passage

Inzwischen gibt es in Winterhude eine weitere Filiale am Mühlenkamp, außerdem in Rotherbaum, Blankenese, Bramfeld sowie im Elbe-Einkaufszentrum und jetzt in der Europa Passage. Dort zog Schuback nach langem Leerstand in eine frühere Douglas-Filiale. Bereits Ende 2021 war das Unternehmen im Stadtzentrum Schenefeld in eine ehemalige Filiale des Branchenprimus gezogen.

Christian Wagner ist seit 15 Jahren im Unternehmen. Der Betriebswirt, der zuvor bei einer großen Bank tätig war, war 2007 mit Schwester Eva Altjohann in die Geschäftsführung berufen worden. Einige Jahre hatte der „Lübecker Duft-Clan“ („Focus“) das Unternehmen zu viert geleitet. Heute wird Schuback von Christian Wagner und Martina Thoms geführt, die 2017 als erste Familienfremde in die Geschäftsführung des Traditionsunternehmens eingestiegen war.

Drittgrößte privatgeführte Parfümerie

Wagners Ehefrau Julia, die seit zehn Jahren ebenfalls für Schuback arbeitet, ist als gelernte Grafikdesignerin für das äußere Erscheinungsbild zuständig. In den vergangenen Jahren hat Schuback vor allem durch Übernahmen von kleineren Betrieben das Filialnetz deutlich erweitert, darunter 2018 erstmals auch im Süden Deutschlands mit acht Standorten in Baden-Württemberg. Inzwischen sind die Lübecker die drittgrößte privatgeführte Parfümerie hierzulande.

Das Geschäft mit der Schönheit hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Dabei hat die Corona-Pandemie mit monatelangen Geschäftsschließungen die Situation verschärft. Während der stationäre Umsatz in der Branche 2021 um zehn Prozent einbrach, gingen die Online-Umsätze den Marktdaten zufolge um etwa 15 Prozent nach oben.

Die Parfümeriekette Douglas hatte sich auch deshalb einen Restrukturierungskurs verordnet und bundesweit 60 der zuvor 430 Filialen im Inland geschlossen, darunter drei der damals 21 Stand­orte in Hamburg. Dagegen treibt der Handelsverband Beauty Alliance, ein bundesweiter Zusammenschluss von 231 selbstständigen Parfümeriehändlern, zu dem auch Schuback Parfümerien gehört, den Ausbau des Filialnetzes voran und will in den nächsten Jahren Douglas die Marktführerschaft im stationären Handel abnehmen. Insgesamt setzt der Drogerie- und Parfümerie-Einzelhandel in Deutschland jährlich etwa 18,4 Milliarden Euro um.

Christian Wagner blickt optimistisch in die Zukunft. Der Umsatz des Familienbetriebs mit mehr als 500 Beschäftigten liegt mittlerweile im mittleren zweistelligen Millionenbereich. „Wir haben eine Million kaufende Kunden pro Jahr“, sagt er. Etwa 15 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen über den Onlineshop. „Wir haben immer vorsichtig gewirtschaftet und Gewinne im Unternehmen gelassen“, sagt der Schu­back-Chef. „Das bewährt sich jetzt.“

Familienbetrieb durch und durch

Dabei spielt für die Zukunft auch die lange Verbundenheit mit vielen Beschäftigten eine sehr wichtige Rolle. „Wir garantieren seit einigen Jahren jedem Kind einen Ausbildungsplatz, das im Unternehmen geboren wird.“ Dafür gibt es sogar eine Urkunde, die offiziell von der Geschäftsführung übergeben wird. „Das ist ein richtiges Event, zu dem teilweise auch Großeltern und Paten kommen“, sagt Wagner. Demnächst können die ersten „Schuback-Kinder“ ihre Garantie einlösen.