Hamburg. Die Bezirksversammlung beschließt den Kompromiss. Dafür zieht die Bürgerinitiative ihr Bürgerbegehren zurück.
Es müssen immer noch 57 Bäume sterben. Aber 60 Steilshooper Sauerstoffproduzenten werden leben, wenn die sogenannte Mittelachse, der Hauptfußweg durch den Stadtteil, saniert und aufgewertet wird. Die rot-grüne Koalition in Wandsbek und die Bürgerinitiative „Kahlschlag stoppen – für eine grüne Mitte Steilshoops“ haben sich auf einen Kompromiss verständigt. Er kostet an die 320.000 Euro zusätzliche Planungskosten und ein Jahr Zeit, bringt aber eine große Akzeptanz für die Neugestaltung der Mittelachse und schafft wie vorgesehen die Markt- und Eventfläche vor dem Einkaufzentrum.
Die Bezirksversammlung Wandsbek wird den Kompromiss, der jetzt einen Baubeginn der 7,6 Millionen Euro teuren Baumaßnahme im ersten Quartal 2017 vorsieht, formell beschießen, anschließend wird die Bürgerinitiative ihr Bürgerbegehren zurückziehen. Das spart dem Bezirk den Bürgerentscheid, der um die 250.000 Euro teuer ist. Die gut 6000 dafür erforderlichen Unterschriften hätte die Initiative nach Überzeugung aller Streitparteien sicher zusammen bekommen.
117 Bäume hatte die ursprüngliche Planung fällten wollen, um Platz für die Wege (und Parkplätze am Marktplatz) zu schaffen und „Sichtachsen“ freizulegen, die die 40 Jahre alten Platanen mittlerweile versperren. „Bei Planungsbeginn vor acht Jahren hielt man das für eine gute Idee, weil der freie Blick das subjektive Sicherheitsgefühl erhöhen würde und die Stadt noch nicht jährlich um die 6000 Bäume für Baumaßnahmen opferte,“ sagte der Initiativen-Sprecher Martin Kersting. „Das hat sich mittlerweile geändert.“
Der parlamentarische Geschäftsführer der Bezirks-SPD, Marc Buttler, betonte den Wert des Kompromisses für den Stadtteil: „Steilshoop war gespalten, aber jetzt haben wir eine breite Akzeptanz für die Aufwertung des Stadtteils erreicht.“
Laut Dennis Paustian-Döscher, Grünen-Fraktionschef in Wandsbek, hat die Unterschriftensammlung zweierlei gezeigt: erstens sei die Mobilisierung für die Beteiligung an dem politischen Prozess erstaunlich hoch gewesen, zweitens reichten die klassischen Informationswege offenbar nicht mehr aus, um die Bürger in für sie unmittelbar relevanten Fragen zu erreichen. „Hier muss die Politik neue Wege finden“, sagte er.
Im 15.000 Bewohner großen Kerngebiet Steilshoops liegt die Wahlbeteiligung regelmäßig nur zwischen 5 und 15 Prozent. Von den 3200 schnell zusammengekommenen Unterschriften für das Bürgerbegehren stammten aber immerhin 1400 aus dem Stadtteil. Die Initiative hatte in direkten Gesprächen auf den Straßen für die Bäume geworben und die zur Fällung vorgesehenen Exemplare mit großen, roten Holzkreuzen markiert. Offenbar schuf erst das genügend Aufmerksamkeit, da die meisten Unterzeichner erklärten, noch nie etwas von den Bauplänen gehört zu haben. Trotz einer achtjährigen öffentlichen Diskussion in diversen Bürgerbeteiligungsforen und Entscheidungsgremien.