Die Straße soll nun auf zwei Spuren verengt werden. Der Grund: Platz für Radfahrer und Fußgänger. Kritik gibt es von SPD, CDU und AfD.

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) hat die Planungen für die Neugestaltung des Berner Heerweges zwischen Berner Brücke und Farmsener Bahnhof einkassiert. Die bereits fertige Planung der rot-grünen Koalition in Wandsbek, aufgrund derer die Bauleistungen bereits ausgeschrieben waren, ist damit Makulatur. Aus dem geplanten Baubeginn im Frühjahr 2021 wird nichts mehr. Der Grund: Tjarks möchte die derzeit vierspurige Straße auf zwei Richtungsfahrbahnen verengen.

„Die Stadt Hamburg hat das Ziel, den Anteil der im Umweltverbund zurückgelegten Wege im Laufe des Jahrzehnts auf 80 Prozent zu erhöhen. Das bedeutet, dass die wachsende Verkehrsleistung durch eine Verbesserung des Mobilitätsmixes über den Umweltverbund abgebildet werden muss. Die vorliegende Planung des Berner Heerwegs entspricht diesen Anforderungen bzw. politischen Zielen nicht mehr in vollem Umfang“, ließ der Senator der Bezirksversammlung Wandsbek Mitte Januar mitteilen.

Nur noch zwei Fahrspuren, dafür mehr Radwege

„Vor diesem Hintergrund wurde kurzfristig seitens der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) entschieden, die erfolgte Ausschreibung aufzuheben.“ Die alte Planung hätte Radfahrstreifen auf die vierspurige Straße gebracht, die neue soll nur noch zwei Fahrspuren übrig lassen und den damit für andere Verkehrsteilnehmer gewonnenen Raum unter anderem auf zwei Radwege für jede Richtung verteilen.

Der Bezirk reagierte verschnupft. Die Koalition in Wandsbek fordert eine Bürgerbeteiligung. Die örtlichen SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Lars Pochnicht und Ole Thorben Buschhüter meldeten mit einer Kleinen Anfrage Klärungsbedarf an und wollten insbesondere wissen, was denn die neue Idee des grünen Senators für Verbesserungen bringe und warum plötzlich zwei Fahrspuren leistungsfähig genug sein sollen?

Verengung ermöglicht breitere Gehwege und mehr Fahrradparkplätze

Die Verkehrsbehörde erklärte, dass die Verengung den Straßenraum attraktiver machen werde, weil er neben den Flächen für Kfz, Busse und Räder auch breite Gehwege, mehr Fahrradparkplätze sowie beidseitige Grünstreifen und Baumpflanzungen ermögliche. An den großen Kreuzungen in Farmsen und an der Berner Brücke solle laut Behörde die Mehrspurigkeit teilweise erhalten bleiben, um die das vorhandene Verkehrsaufkommen „mit hinreichender Qualität“ abzuwickeln. Genaueres würde die neu in Auftrag gegebene Planung zeigen.

Die CDU hält gar nichts davon, die seit 2017 laufende Planung samt Bürgerbeteiligung wieder auf null zu stellen und zusätzliche Kosten entstehen zu lassen, sagte die Chefin der Wandsbeker Bezirksfraktion, Franziska Hoppermann. Die Bedürfnisse aller Betroffenen seien bereits abgewogen, eine Verengung der Straße nicht sinnvoll. Die AfD zeigte sich empört darüber, dass Tjarks den Bezirk übergangen habe.

Zwei Spuren ausreichend für Erhaltung des Verkehrflusses

Pochnicht und Buschhüter befürchten „lange Staus auf umgebauten Straßen, die zu mehr Abgasen und weniger Lebensqualität führen. Das kann nicht das Ziel einer vernünftigen Verkehrspolitik sein.“ Die verlangte Darlegung hatte der Senat aber eigentlich schon in seiner Antwort auf die Kleine Anfrage von Pochnicht und Buschhüter geliefert. Demnach sind zwei Spuren und „aufgeweitete Knotenpunkte“ (mehrspurige Kreuzungen) ausreichend für die Erhaltung des heute schon gelegentlich zähen Verkehrsflusses am Berner Heerweg.

Entsprechende Zahlen hatte die Behörde beigelegt. Dabei machten sie auch deutlich, dass der Straßenzug Berner Brücke, Fasanenweg – Berner Straße im Abschnitt zwischen Kriegkamp und Bargkoppelweg von vier auf zwei Kfz-Streifen zurückgebaut wird. Die Planungen seien „schlussverschickt“ und im Internet unter https://lsbg.hamburg.de/aktuelle-planungen/ abrufbar.