Hamburg. Dominik Rasche und Tim Drewes starteten im ersten Corona-Lockdown das „Quiz im Exil“. Mehr als 1200 Euro an Spenden kamen zusammen.
Spieleabende mit Freunden oder gemeinsam feiern gehen – in Corona-Zeiten ist das undenkbar. Dennoch luden Tim Drewes und Dominik Rasche Anfang November rund 110 Menschen aus ganz Deutschland und der Schweiz zu ihrem „Quiz im Exil“ ein, um gegeneinander zu rätseln und miteinander zu feiern; vollkommen Lockdown-konform. Denn die Party fand nur auf dem Bildschirm statt, der Veranstaltungsort war ein virtueller Zoom-Raum.
Die Idee dazu kam den beiden 25-Jährigen, die sich eine Wohnung in Wandsbek teilen, während des ersten Lockdowns. „Wir sind Typen, die gerne draußen unterwegs sind, abends was machen und feiern gehen“, so Drewes. Anfangs hatten sie mit Freunden geskyped und spontan ein Musikquiz gestartet. Dabei ging es darum, Interpreten oder Songs zu erraten. „Aber dann dachten wir, dass das einfach noch viel mehr Potenzial hat“, so Drewes. Aus dem Musikquiz wurde das „Quiz im Exil“. Der Name sei zwar nicht Programm gewesen, ein wenig habe es sich aber so angefühlt. „Wir konnten eben nirgendwo mehr hin. Weder abends weg, noch zu unseren Familien.“
Prominente Unterstützung
Wöchentlich veranstalteten sie während des ersten Lockdowns ihre „große Samstagabend-Show“ auf Zoom. „Wir haben angefangen mit zehn Leuten, dann wurden es 30, 40, 50“, sagt Drewes. Neunmal fand das Quiz schon statt, im September sogar einmal in der Beerpongbar auf der Reeperbahn. Ihr zweites Pubquiz unter dem Motto „Quizzen gegen Trump“ kurz vor der Amerika-Wahl mussten sie coronabedingt absagen und ins Netz verlegen. Dabei erhielten sie prominente Unterstützung: Der Schauspieler Michael Pan, der dem Charakter Saul Goodman aus „Breaking Bad“ und „Better Call Saul“ seine Stimme verleiht, eröffnete den Abend.
Dominik Rasches 20 Quadratmeter großes Zimmer wird an Quiz-Sonnabenden zur „Regie“ umfunktioniert. Über vier Bildschirme halten die selbst ernannten Quizmaster Kontakt zu den Teilnehmern, spielen Musik ein, und blenden über eine Power-Point-Präsentation die Fragen ein. „Wir ersetzen ,Wetten, dass..?‘“, sagt Drewes scherzend. Ähnlich souverän wie Thomas Gottschalk möchte der Sozialpädagoge durch den Abend führen. Fünf Kategorien à zehn Fragen warten auf die Rätselfreunde.
Masken, Klopapier und Schnaps zu gewinnen
„Meistens versuchen wir uns eine Kategorie auszudenken, von der wir glauben, dass sie viele interessiert, wie Harry Potter zum Beispiel“, so Drewes. Ebenfalls beliebt seien Bilderfragen und Musikrunden. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist das Interaktive. Wir lesen nicht einfach nur Fragen vor. Das lebt aber auch von der Community“, so Drewes. In Musikrunden werde schon mal lauthals mitgesungen und manchmal gebe es richtige Gänsehautmomente.
Die Teilnehmer, darunter auch Mitglieder des Deutschen Quiz-Vereins, müssen nach jeder Runde die Antworten per Mail verschicken, anschließend lösen Drewes und Rasche auf. Bei den ersten Ausgaben erhielten die Gewinner begehrte Lockdown-Ware: Schnaps, Masken, Süßigkeiten und Klopapier – handsigniert. Zuletzt lockten sie mit Preisen im Wert von rund 100 Euro, darunter auch ein Quiz-Brett-Spiel und ein Bar-Gutschein.
Gemeinnützige Vereine und Organisationen profitieren
Doch nicht nur die Quizteilnehmer können gewinnen, auch gemeinnützige Vereine und Organisationen profitieren. Nach den ersten Runden hatten sich die Teilnehmer erkundigt, ob sie einen kleinen Beitrag zahlen sollen. Für Drewes und Rasche stand fest, dass das Quiz im Exil kostenlos bleiben soll. Sie entschieden sich dazu, Spenden zu sammeln. Insgesamt 1200 Euro haben sie mittlerweile schon an das Kinder-Hospiz Sternenbrücke in Rissen, an die Seenotrettung Sea-Watch e. V. und an Viva con Agua gespendet. „Dass wir aus der geselligen Sache auch noch etwas Gutes machen konnten, ist besonders schön“, so Drewes. „Wir sind unglaublich dankbar für alle Teilnehmer und alle Spender.“
Neben- oder hauptberuflich wollen die Wandsbeker aber nicht in die Quizbranche einsteigen. „Ohne Corona haben wir auch keinen Bock jeden Sonnabend in der Bude zu sitzen“, so Drewes. Sie können sich aber vorstellen, drei- oder viermal im Jahr ein „richtig großes“ Pubquiz zu veranstalten. Derzeit bereitet die WG eine Weihnachts-Ausgabe vor. Rätselfreunde müssen dann Weihnachtslieder, Weihnachtsfilme und Weihnachtsbräuche aus aller Welt erraten, kündigen Drewes und Rasche an.
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Spenden sollen an diesem Abend an „Ankerland“ gehen. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Hamburg setzt sich für traumatisierte Kinder ein. Wer die beiden Quizmaster live erleben und mitgrübeln möchte, kann sich per E-Mail an quizimexil@gmx.de mit dem Betreff „Ja, ich will“ für die Ausgabe am 12. Dezember um 20.15 Uhr anmelden.