Steilshoop. Eineinhalbjähriger stürzt in einen See. Offenbar verschwand der Junge von einem Spielplatz in Steilshoop. Landeskriminalamt ermittelt.
Das tragische Unglück ereignete sich während eines Kindergarten-Ausflugs: Ein eineinhalbjähriger Junge ist am Freitag am Georg-Raloff-Ring in Steilshoop in das angrenzende Regenrückhaltebecken gestürzt und fast ertrunken. Nun schwebt der kleine Junge in Lebensgefahr.
Um kurz vor zwölf Uhr mittag befand sich das Kleinkind mit einer Kindergruppe auf einem Spielplatz, der an den See zwischen Steilshooper Straße und Fabriciusstraße grenzt. Im Rahmen des Kita-Ausflugs sei es dann aus noch ungeklärter Ursache zu dem „anscheinend tragischen Unglücksfall“ gekommen, wie eine Polizeisprecherin sagte. Weitere Einzelheiten nannte sie nicht. Augenzeugen zufolge soll sich der Junge unbemerkt von der Gruppe entfernt haben und plötzlich verschwunden sein. Als die Betreuer der Kita-Gruppe das Fehlen des Eineinhalbjährigen wenig später bemerkt hätten, habe er bereits im Wasser getrieben, hieß es. Die Erwachsenen sollen den Jungen dann aus dem wenige Grad kalten Wasser geholt haben. An der Unfallstelle trieb noch ein Rettungsring.
Zu diesem Zeitpunkt atmete der Junge jedoch offenbar bereits nicht mehr. Die Betreuer alarmierten die Feuerwehr. Bis zum Eintreffen des Notarztes versuchten sie noch, den Jungen wiederzubeleben. Mitarbeiter der Rettungsleitstelle der Feuerwehr hätten über das Telefon eine Anleitung zur Reanimation des Jungen gegeben, sagte Feuerwehrsprecher Jan Ole Unger. „Im Rettungswagen wurde der Junge dann von einer Notärztin intubiert und künstlich beatmet.“ Er kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Universitätsklinikum Eppendorf (UKE). „Im Krankenhaus wurde sofort ein Operationssaal freigeräumt, um das Kind behandeln zu können“, sagte Unger. Ob das Kind das Unglück überlebt, war bis zum Abend ungewiss. Zum genauen Zustand des Kindes konnte die Polizei keine Angaben machen.
Ermittler prüfen, ob es zu Fehlern bei der Beaufsichtigung gekommen war
Die Feuerwehr und eine Notfallseelsorgerin kümmerten sich noch an der Unglücksstelle um die Kita-Betreuer und die anderen Kinder der Gruppe. Wie es zu dem Vorfall kommen konnte, ist noch unklar.
Das Ufer des Rückhaltebeckens ist gesäumt von Büschen und Bäumen. An der Stelle, an der sich das Unglück offenbar ereignete, standen jedoch keine Sträucher, die das Kleinkind vom Wasser hätten fernhalten können. Der Unglücksort ist etwa 20 bis 30 Meter von dem Spielplatz am Georg-Raloff-Ring entfernt, zu dem die Kita-Gruppe an diesem Tag ihren Ausflug gemacht hatte. Das Gelände dazwischen ist leicht abschüssig, der Höhenunterschied beträgt schätzungsweise ungefähr eineinhalb Meter. Aufgrund des Hügels ist der Unglücksort von dem Spielplatz aus nicht einsehbar.
Die Abteilung Region Nord des Landeskriminalamtes ermittelt. Einen Beschuldigten gibt es der Polizei zufolge bislang nicht. Die Ermittler prüfen derzeit jedoch, ob es zu Fehlern bei der Beaufsichtigung der Kinder gekommen sein könnte. Zu welcher Kita das verunglückte Kind gehörte, ist nicht bekannt. In der Umgebung befinden sich mehrere Kindertagesstätten.
Ermittlungen im Kita-Umfeld hatten das Landeskriminalamt nach Abendblatt-Informationen erst vor wenigen Tagen in einem anderen Fall beschäftigt. So kam es, wie erst jetzt bekannt wurde, vor etwa zwei Wochen zu einem tragischen Todesfall in einem Kindergarten in Bahrenfeld. Dabei starb ein sechs Jahre alter Junge nach einer Schubserei mit anderen Kindern. Zunächst konnte die Polizei nicht ausschließen, dass die Schubserei im Zusammenhang mit dem Tod des Jungen stand. Erst eine Obduktion ergab, dass das Kind offenbar eine Vorerkrankung hatte. Von dieser soll niemand etwas gewusst haben.