Wohldorf-Ohlstedt. Anwohner und Naturschützer lehnen Holzhäuser am Wohldorfer Wald ab. Die Befriedung des Rechtsstreits ist damit vorerst gescheitert.
Die Verhandlungen in Wohldorf Ohlstedt sind gescheitert. SPD-Fraktionschef Andreas Dressel und Grünenfraktionsvize Christiane Blömeke hatten in Gesprächen mit BUND, Bürgerinitiative und Bürgerverein versucht, ein derzeit eigentlich nicht bebaubares Gebiet am Wohldorfer Wald für eine Flüchtlingsunterkunft zu gewinnen. Doch nach einer Diskussion der Zwischenergebnisse sagte eine klare Mehrheit der Initiative nein zum Angebot der Politiker. Zugleich wechselte die Führung der Bürgerinitiative „Wohldorfer Wald – Initiative für Naturerhalt“.
„Wir werden jetzt nicht die Flinte ins Korn werfen, sondern weiter mit allen Beteiligten in Ohlstedt reden und nochmals für unser Angebot werben“, sagte Dressel. „Alle sollten ein Interesse daran haben, dass die Zeltunterbringung auf dem Ohlstedter Platz bald der Vergangenheit angehört. Die Zelte sind zwar winterfest, aber auf Dauer unzumutbar für Flüchtlinge und Nachbarschaft.“
Der Vorschlag von Dressel und Blömeke sieht vor, den Rechtsstreit um den Bebauungsplan Wohldorf-Ohlstedt 13 zu beenden und zugleich die Flüchtlingsunterbringung für Ohlstedt neu zu regeln. Anlass sind Überlegungen der Innenbehörde, bis zu 2000 Flüchtlinge in Ohlstedt unterzubringen.
Dressel und Blömeke wollen für maximal zehn Jahre 950 Flüchtlinge an die Hoisbütteler Straße bringen und dafür 1. das Zeltlager auf dem Ohlstedter Platz abbrechen und 2. die strittige Fläche des heutigen Bebauungsplangebietes für den Naturschutz aufwerten und langfristig unter Schutz stellen sowie 3. das Plangebiet in Richtung Mühlenbrook erweitern, um dort statt 188 nun 90 Wohnungen zu bauen. Das Ganze sollte in einem Vertrag mit den Anwohnern festgehalten werden und in einen neuen Bebauungsplan „Wohldorf-Ohlstedt 13 Neu“ eingehen.
Sechs Anwohner und der BUND hatten 2012 den Bebauungsplan angefochten, weil die Bauten den Grundwasserhaushalt und damit den Wohldorfer Wald gefährden würden. Vor Gericht einigten sich die Kläger mit der Stadt 2012 auf ein Moratorium, das im Januar 2015 bis 2020 verlängert wurde. Demnach ruhen Planumsetzung und Rechtsstreit: Solange kein Bagger rollt, schweigen auch die Anwälte.
Bürgerinitiative und Anwohner wollen jetzt das Moratorium durchsetzen, das ihnen Ruhe bis zum Ende der Legislaturperiode 2020 verschafft. Die Sicherung der Flächen als NSG hätte langen politischen Atem auch über 2020 hinaus erfordert, und auch die Versprechen zur Reduzierung der Unterbringung war der Mehrheit der Ohlstedter zu unsicher. „Wir vertrauen auf unsere Rechtsposition und geben das Moratorium nicht ohne Not aus der Hand“, sagte der neue Vorsitzende der Initiative, Hermann Horster. Auch die Kläger wollten sich mehrheitlich auf nichts einlassen.
Dressel sprach von einer „Verweigerungshaltung“ und appellierte an die Ohlstedter, das „gute Angebot vernünftig zu wägen“. Auch Blömeke, die im Wahlkreis seit 20 Jahren gegen die immer wieder angepeilte Bebauung kämpft, will den Friedensschluss: „Aus meiner Sicht wird es nach Auslaufen des Moratoriums keine Chance mehr auf Verlängerung geben. Damit könnte das Baurecht komplett ausgeschöpft und die Naturflächen in weiten Teilen bebaut werden. Das will ich nicht. Darum habe ich an einem Vorschlag mitgewirkt, der eine verbindliche und dauerhafte Sicherung der wertvollen Grünflächen und Grünachsen nach der Nutzung als Flüchtlingsunterbringung vorsieht.“
Horster sieht derzeit keinen Spielraum für so eine Vereinbarung, will sich aber weiteren Gesprächen nicht verschließen. „Reden kann man immer.“