Hamburg. Die Zahl neuer Flüchtlinge in Hamburg ist erneut um mehr als 10.000 gestiegen. Größere Erstaufnahme für schnellere Registrierung.

Nach dem neuerlichen Anstieg der Flüchtlingszahl will Hamburgs Innenbehörde die Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung mit deutlich größeren Kapazitäten im Dezember von Harburg nach Rahlstedt verlegen. Dabei sollen auch die Modalitäten zur Aufnahme der Schutzsuchenden neu gefasst werden, heißt es im Konzept der Behörde. „Es geht darum, wieder alles tagesaktuell abarbeiten zu können, was uns im Moment nicht gelingt“, sagte ein Sprecher der Innenbehörde.

Von einem „Einreisezentrum“, wie es der SPD als Alternative zu den von der Union geforderten „Transitzonen“ vorschwebt, wollte er jedoch nicht sprechen. Gleichwohl sei geplant, dass auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einbezogen wird, um eine Beschleunigung bei den Asylanträgen zu erreichen.

Jüngsten Zählungen zufolge wurden in Hamburg allein im Oktober 10.437 Flüchtlinge registriert. Das seien noch einmal 337 mehr als im September. 2836 von ihnen mussten in der Hansestadt untergebracht werden. Insgesamt befänden sich damit rund 17.600 Menschen in Erstaufnahmeeinrichtungen der Stadt.

55.000 Asylanträge im Oktober

Bundesweit wurden im Oktober 181.000 Flüchtlinge registriert. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom Donnerstag stieg deren Zahl damit seit Anfang des Jahres auf rund 758.000. Da die Behörden bei der Bearbeitung kaum hinterherkommen, liegt die Zahl der Asylverfahren deutlich unter den Registrierungszahlen. Im Oktober stellten knapp 55.000 Menschen einen Antrag, im laufenden Jahr waren es etwa 362.000.

Die bisherige zentrale Erstaufnahmestelle in der Harburger Poststraße mit seinen 570 Plätzen ist dem Zulauf neuer Flüchtlinge nach Einschätzung der Innenbehörde nicht mehr gewachsen. Seien bei der Eröffnung der Einrichtung im Juni 2014 gut 1000 Menschen zur Registrierung gekommen, seien es nun mehr als 10.000 in nur einem Monat gewesen.

Entscheidung innerhalb von zwei bis drei Tagen

Die neue Zentrale Erstaufnahme in Rahlstedt soll über insgesamt 2900 Plätze verfügen und in drei Komplexe aufgeteilt werden. So sollen die Flüchtlinge zunächst in einem mit 800 Plätzen ausgestatteten Gebäude registriert und erstversorgt werden. Dort soll innerhalb von ein bis zwei Tagen auch entschieden werden, wer von ihnen in Hamburg bleibt und wer nach dem Königsteiner Schlüssel - er bemisst sich nach Einwohnerzahl und Bruttosozialprodukt - in ein anderes Bundesland gebracht werden soll.

Jene Schutzsuchenden, die in der Hansestadt bleiben, sollen danach in ein anderes mit 600 Plätzen ausgestattetes Gebäude wechseln. Dort befindet sich der Wartebereich - sofern im dritten Komplex keine Plätze frei sind. Auch dort sollen die Flüchtlinge maximal zwei Tage bleiben - ehe sie in die mit 1500 Plätzen größte Einrichtung umziehen.

Dort wiederum sollen die Schutzsuchenden innerhalb von zwei bis fünf Tagen ihre ärztliche Erstuntersuchung und einen Termin für ihren Asylantrag erhalten. Außerdem soll geklärt werden, welche Leistungen jeder einzelne erhält, ehe er dann auf eine der rund 30 Erstaufnahmeeinrichtungen in der Stadt verteilt wird.