Poppenbüttel. Elf oder 14 Geschosse? Lieber gar nichts, sagten viele der Poppenbütteler, die sich die Pläne von Amt und Bauherren erklären ließen.


Im Modell hat das Hochhaus am Poppenbütteler Wentzelplatz wahlweise elf oder 14 Geschosse. Bei der Bürgeranhörung zu den Plänen für das neue Kundenzentrum konnte jeder Interessierte das Klötzchen austauschen, um einen Eindruck von den Größenverhältnissen der Gebäude am und um das Alstertal-Einkaufszentrum (AEZ) zu bekommen.

Viele der etwa 70 überwiegend älteren Besucher der Bürgerinformation von Bezirksamt Wandsbek und Bauherrn Otto Wulff Bauunternehmung im Gymnasium Oberalster räumten das Hochhaus ganz ab und ließen nur die beiden Wohnriegel mit den Bäumen davor stehen. Ein Hochhaus im Alstertal? „Das passt nicht“, hieß es immer wieder.

Wulff und die „wph Wohnbau und Projektentwicklung GmbH“ wollen das angejahrte Kundenzentrum Alstertal und die Alte Wache auf dem 7500 Quadratmeter großen Grundstück abreißen und in drei Bauabschnitten zwei Riegel mit etwa 125 Wohnungen, Läden und einen schmalen Büroturm für das Kundenzentrum bauen – wenn die Politik entsprechendes Baurecht schafft. Die Bürgerinformation sollte im Vorfeld ausloten, was die Poppenbütteler davon halten.

Die Liste der Bedenken ist lang: Neben der Gebäudehöhe wurden verstopfte Straßen, Parkplatzmangel und mutmaßliche Verschattungen beklagt. Auch sehe die Planung keine Räume für Jugendliche oder junge Mütter vor, die früher in der Alten Wache einen Anlaufpunkt hatten.

Immer wieder wurden statt der neuen Pläne die alten „Bausünden“ des Riesen ECE zum Thema, der die neue Ortsmitte am Busbahnhof „zubetoniert“ und mit der AEZ-Erweiterung die „Bürger über den Tisch gezogen“ hätte. Stefan Wulff und Paul Vollmer von wph jedoch konnten die geschlagenen Wunden von einst ebensowenig rückgängig machen wie der Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff.

Für die hohe, 14geschossige Variante gegenüber dem flachen Busbahnhof fanden sich nur wenige Anhänger, unter ihnen der einzige Besucher unter 30 Jahren. Er fand die Argumente des Architekten Christian Albrecht plausibel, der mit den Wohnblöcken die Geschosshöhen der Nachbarhäuser (vier bis sechs) aufnehmen und den Turm als Akzent gegen AEZ und Busbahnhof setzen will. Zugleich solle der Turm schützend zum verkehrsreichen Heegbarg hin abgrenzen, um den neu gewonnenen, etwa 1000 Quadratmeter großen öffentlichen Platz zwischen den Neubauten attraktiv zu machen.

Das derzeitige Kundenzentrum hat drei Geschosse plus Dachgeschoss, drumherum wird geparkt. Das AEZ und die ECE Bürobauten haben bis zehn Geschosse, die umliegenden Wohngebäude vier bis sechs.

Wulff und wph planen derzeit mit einer eingeschossigen Tiefgarage für 100 bis 120 Autos, die aber mit einem weiteren Tiefgeschoss verdoppelt werden könne. Sie sicherten ein Verkehrs- und ein Verschattungsgutachten zu und wollen die Anregung eines Angebots für Jugendliche aufnehmen. Die nachgebesserten Pläne werden dann in einem zweiten Ortstermin noch in diesem Jahr vorgestellt.

Danach soll entschieden werden, ob ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet wird und mit welchen Vorgaben es an den Start geht.

Im Hintergrund schwelt die anstehende Auseinandersetzung um Neubauten auch auf der anderen Seite des Poppenbütteler Bahnhofs. Am Stormarnplatz, wo der Stadtteil in weiten Teilen noch die Geschosshöhen der 1960er Jahre hält, steht die zweieinhalbgeschossige alte Ladenzeile in Richtung Hennebergstraße zur Disposition.

Viele Poppenbütteler befürchten, dass die massige und vom Wunsch nach optimaler wirtschaftlicher Ausnutzung der Grundstücke geprägte Bauweise aus den Straßen am AEZ dann über die Bahnlinie und den Bahnhof schwappt und damit die optische Zerstörung ihrer Wohnstraßen einleitet. Die Anwohner der Straße Langenstücken hatten nur mit einem großen Kraftakt ein sechs Meter hohes und 180 Meter langes Parkhaus am Fußende ihrer Grundstücke abwenden können. 2015 wurde ein Kompromiss zwischen Stadt und Bürgerinitiative unterschrieben, der die Parkhaushöhe halbiert.