Wandsbek. In Wandsbek haben Anwohner teils hitzig über die auf 800 Plätze ausgelegte Zeltstadt für Flüchtlinge im Jenfelder Moorpark diskutiert.

Spät ist besser als gar nicht. 150 Flüchtlinge sind bereits eingezogen in die auf 800 Plätze ausgelegte Zeltstadt im Jenfelder Moorpark. Am Donnerstagabend holte die Stadt die Bürgerinformation nach, die eigentlich vor Aufbau der Unterkunft erfolgen sollte. Der Innensenator hatte sich schon entschuldigt für die verunglückte Informationspolitik, aber die Wellen der Empörung schlagen immer noch hoch im Bürgersaal Wandsbek. Rund 300 Anwohner waren gekommen.

„Warum wird nicht die 250 Meter von der Zeltstadt entfernte Kaserne für die Erstunterbringung genutzt?“ Gemeint war die Jenfelder Au. „Warum so viele Flüchtlinge? Warum das vergleichsweise arme Jenfeld und nicht Blankenese, das Alstertal, die Walddörfer? Am Ende zum Teil hitzigen, von zahllosen Zwischenrufen durchzogenen Debatte ging es um die nächtliche Beleuchtung und überbelegte Kinderspielplätze.

Immer wieder tauchte die Frage auf, wo „unsere Kinder“ spielen sollen, wenn doch schon Flüchtlingskinder auf den Plätzen hocken. Und immer wieder blieb unklar, warum sich die deutschen Kinder dann nicht einfach dazu hocken können. Dass die Flüchtlinge ungleich verteilt werden wies der Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff zurück. „Sie können sicher sein, dass am Ende des Tages jeder Stadtteil eine Einrichtung hat.“ Bisher habe man versucht, die Flüchtlinge weitgehend unsichtbar in der Stadt zu verteilen, sagte Johanna Westfalen von der Innenbehörde. Jetzt aber seien die Zahlen mit durchschnittlich 200 Neuankömmlinge pro Tag so stark gewachsen, dass das unmöglich sei. „Wir werden sie sehen“, sagte sie.

Neubau hat Vorrang

Den Vorwurf der Unorganisiertheit wies Westfalen trotz der missglückten Anwohner-Information zurück. „Unorganisiert ist, wenn hungernde und frierende Menschen über die Straßen laufen.“ Es gelte jetzt schlicht, Obdachlosigkeit zu vermeiden.

Das 35 Hektar große Baugebiet Jenfelder Au – voll erschlossen und leer – steht laut Bezirksamtsleiter nicht zur Verfügung, weil bereits mit Investoren verhandelt werde. Der Wohnungsbau kommt dort seit Jahren nicht in Gang, weil die Grundstücke zu teuer und der Leumund Jenfelds nicht nobel genug ist. Was Ritzenhoff auch prompt vorgehalten wurde. Er blieb dabei, dass der Neubau Vorrang habe.

Die Innenbehörde hofft, die 50 Zelte, in denen je 16 Pritschen stehen, vor dem Winter wieder abbauen zu können, weil dann bessere Unterkünfte gefunden sind. Versprechen konnte sie es nicht. Ritzenhoff sprach von einem deutschlandweiten Lieferengpass bei Containern.

Auch die medizinische Erstversorgung der Flüchtlinge ist unter dem Ansturm ins Straucheln geraten. Morgen soll ein Ärzteteam nach Jenfeld kommen, um die üblicherweise in Harburg vorgenommen Erfassung und die ärztliche Erstuntersuchung nachzuholen.

Lösbar erscheint das Problem mit den starken Scheinwerfern im Lager, die nachts in die Schlafzimmer der Nachbarn leuchten. Bastian Faust von Fördern & Wohnen, dem Betreiber des Zeltdorfs, bot an, die Leuchten gegebenenfalls geschickter auszurichten.

Die Unterstützer formieren sich bereits: Manfred Gans von „Quadriga“ lud für Donnerstag, 30. Juli, 16 Uhr, ins Jugendzentrum (Jenfelder Tannenweg 10) ein, um über die Koordinierung von Hilfen nachzudenken.