Hamburg. War es Brandstiftung? 80-Jährige habe nach ihrer Rettung fünf Stunden warten müssen und wurde nicht untersucht.
Nach einem Feuer mit 43 Verletzten in der Seniorenwohnanlage am Gustav-Seitz-Weg in Steilshoop rätseln die Brandermittler der Polizei: Ist das Feuer im Gagfah-Hesse-Haus absichtlich gelegt worden?
Fest steht, dass der Brand am späten Freitagabend in einem Kellerverschlag ausbrach. „Weder Brandstiftung noch ein technischer Defekt sind als Brandursache auszuschließen“, sagte Polizeisprecher Andreas Schöpflin am Sonntag dem Abendblatt. Unterdessen wird Kritik an den Rettungsmaßnahmen laut. 43 Bewohner erlitten Rauchvergiftungen oder einen Schock. 89 weitere Menschen konnten unverletzt aus dem verqualmten Gebäude gerettet werden. Die meisten Bewohner sind inzwischen in ihre Wohnungen in dem sechsgeschossigen Gebäude zurückgekehrt. 55 Menschen kamen vorerst in anderen Einrichtungen unter. Eine von ihnen ist Christel C. „Für uns war es eine unglaubliche Odyssee“, sagte die 80-Jährige dem Abendblatt. Sie wohnt seit zehn Jahren in der Seniorenwohnanlage in Steilshoop.
„In der Brandnacht mussten wir fünf Stunden im Bundeswehrkrankenhaus warten. Dann wurde ich entlassen, obwohl ich gar nicht untersucht worden war. Es war chaotisch. Ich habe heute noch Atembeschwerden!“ sagt Christel C. mit heiserer Stimme.
Danach habe man sie in die Turnhalle der Schule Fabriciusstraße gebracht. „Die alten Menschen saßen da in ihren Nachthemden, einige hatten nicht mal ihr Gebiss oder Schuhe dabei.“ Erst 24 Stunden nach dem Brand sei sie mit zehn weiteren Brandopfern – darunter zwei Pflegebedürftige – in ihr neues Domizil gebracht worden, berichtet die Frau. „Wir leben nun weit weg im Lutherpark in Bahrenfeld auf einer Baustelle. Die Toilette ist auf dem Gang, es gibt eine Gemeinschaftsdusche und kein Fernsehen im Zimmer.“
Um der Situation zu entkommen, ist sie am Sonntag zu ihrer Tochter nach Steilshoop gefahren. „Meine Mutter ist nervlich am Ende“, sagt die Altenpflegerin Carmen C. Und: Im Gagfah-Hesse-Haus habe es in den vergangenen Jahren schon zweimal gebrannt, weil Zigarettenkippen im Müllschlucker gelandet seien. Die Heimleitungen des Gagfah-Hesse-Hauses und von Pflegen & Wohnen Lutherpark waren am Sonntag nicht zu erreichen.